perlende und glänzende Haut niederbrennt, desto mehr scheint
er sich in seinem Elemente zu fühlen, desto grösser ist sein
Behagen und auch seine Arbeitsleistung. Selbst kleinen Kindern
scheint der glühende, tropische Sonnenschein geradezu ein Be-
dürfniss zu sein. Ist ein Kind mit Reisbrei vollgestopft, soviel
nur der arme Magen halten kann — daher die schweren Reisbäuche
bei Kindern — und mit Palmöl gut eingefettet, so wird
es auf eine Matte oder ein Tuch in die heisse Sonne gelegt, wo
es, trotz Mücken- und Fliegenschwärmen, stundenlang ruhig
schläft. Wenn der Schatten es schliesslich erreicht, so erwacht
es und fängt an zu weinen, bis die Mutter oder eine andere
mitleidige Person kommt und es wieder in die Sonne legt,
worauf es dann ruhig weiterschläft. Erwachsene suchen sich,
wenn sie krank sind, gar oft das heisseste Plätzchen in der
Sonne auf und legen sich dort zum Schlafen hin.
Es ist wirklich geradezu erstaunlich, was der von Hause aus
träge und arbeitsscheue Neger leistet, wenn er einmal aus seiner
Lethargie herausgerissen ist. Sein ganzer Organismus ist eben
ganz anders angelegt als der unsrige. Wenn uns die Kraft zu
verlassen droht, dann fängt er erst a n , die seinige zu gebrauchen
und zeigt, einmal im Gange, in allen seinen Arbeiten eine ganz
erstaunliche Zähigkeit und Ausdauer. Er trägt dann schwere
Lasten mit der grössten Leichtigkeit und dazu noch unter stetem
Gesang und Lärm stundenweit, ohne stille zu stehen, bergauf und
-ab, Wasserbäche kreuzend, über Baumstämme hinkletternd und
durch Sümpfe watend, mit einer solchen Schnelligkeit, dass dem leer
nebenher marschirenden Weissen der Athem auszugehen droht.
Ebenso stark wie die Lunge der Neger scheint auch ihr
Magen zu sein, den man beinahe mit einem Straussen- oder
Haifischmagen vergleichen könnte. Als echte Kinder der Tropen
leben die Neger, so weit es immer geht, von der Hand in den
Mund. Wenn aber genügender Yorrath vorhanden ist, so essen sie
sich oft unmässig voll, verstehen jedoch im Nothfalle ebenso gut
zu darben, ja selbst zu hungern. Es wird den Südeuropäern
nachgeredet, dass sie mässig und genügsam seien, und dies wird
gewöhnlich dem wärmem Klima zugeschrieben, bei welchem der
Körper nicht so viel Eigenwärme zu produziren brauche als in
kältern Klimaten. Umso mehr überrascht es, wenn man unter • .
den Tropen, wo diese Eigenthümlichkeit in erhöhtem Maasse
erwartet werden dürfte, gerade das Gegentheil findet, nicht
allein was die Quantität der Lebensmittel, sondern ganz besonders
auch was die Capacität des Negermagens für Wärmebildner,
namentlich Fette und Spirituosen, anbetrifft. In dieser Beziehung
sind die Neger wahre Eskimo. Meine Diener sah ich häufig rohes
Palmöl trinken, und im Vertilgen von gesalzenem Speck standen
sie jenen Nordländern wenig nach. Grosse Vorliebe zeigt der
Neger auch für geistige Getränke. Palmwein trinkt er in bedeutenden
Quantitäten; doch unendlich mehr gilt ihm der Branntwein.
Diese Eigenthümlichkeit muss besonders in dem Umstande
gesucht werden, dass die so gut wie nackten Neger wohl ebenso
viel Eigenwärme abgeben, als in der Polarzone die in Pelze
gekleideten Eskimo, und dass sie diesen Wärmeverlust nothwen-
digerweise wieder ersetzen müssen.
Wie alle Naturvölker, so lieben es auch die Eingebornen
Liberia’s, ihren Körper auf verschiedene Weise künstlich zu
verzieren. Eine allgemein. verbreitete Sitte ist das Tätowiren der
Haut. Dies- ist eine Manipulation, vermittelst welcher auf gewissen
Körperstellen durch Reihen kleiner Verwundungen und
deren Behandlung mit unvergänglichen Farbstoffen oder ätzenden
Mitteln bleibende Zeichnungen angelegt werden. Diese letztem
sind entweder Zeichen, welche Knaben und Mädchen im greegree-
bush (Zauberwald) erhalten, theils sind sie auch Stammesmerkmale.
Indessen' kommen auch ganz willkürliche Tätowirungen
der verschiedensten Körpertheile als gewöhnliche Verzierungen
allgemein vor und werden am häufigsten da angetroffen, wo sich
zufällig ein Künstler findet, der sich besonders gut auf das
Anlegen schöner Zeichnungen — meist geometrische Figuren —
versteht. Viele Leute lassen solche unvergängliche Zeichnungen
im Gesicht anlegen, andere nach Art der Matrosen auf Brust, Bauch,
Rücken, Armen und Beinen oder gar auf dem ganzen Leibe.
Die Zeichen, welche Knaben und Mädchen im Zauberwalde
erhalten, sind meist auf dem Rücken oder den Lenden angebracht
und werden durch Reihen von knötchenartig erhabenen
Hautnarben gebildet, die einigermaassen an Perlenschnüre erinnern.