schlecht, und es kann daher, da gewöhnlich irgend ein einziges
der aufgezählten Gerichte eine ganze Mahlzeit' ausmacht, von
der Zusammenstellung einer liberianischen Speisekarte kaum die
Rede sein.
Welch ein Unterschied in dieser Hinsicht zwischen einem
Markt in F r e e t own , der Hauptstadt des benachbarten Sierra
Leone, und Monr ovi a ! In Freetown werden alle Morgen in der
Frühe fette Ochsen, Schafe und Schweine geschlachtet, und
schon kurz nach Sonnenaufgang hat sich Jedermann mit dem
nöthigen Tagesbedarf an Fleisch, das trotz seiner Güte sehr
billig ist, versehen. Ebenso ist auch der Fischmarkt jeden
Morgen reich besetzt, so dass man sich bei grösser Auswahl das
Nöthige zu sehr billigen Preisen einkaufen kann. In der grossen,
mit Steinen gepflasterten, sehr kühlen Markthalle, in welcher täglich
Gemüse- und Obstmarkt gehalten wird, wimmelt es den ganzen
Tag von Yerkäuferinnen und Kauflustigen. Ich war nicht wenig
erstaunt, als ich bei einem Besuche in Freetown in den kühlen
Schatten der riesigen Markthalle tra t, um mich der glühenden
Sonnenhitze in den mit rothem Lateritstaube bedeckten Strassen zu
entziehen. Hier hatte ich mit einem Male ein Bild vor Augen,
wie ich es mir unter dem Eindruck meines langen Aufenthaltes
in Liberia nie hätte träumen können. In langen Reihen sassen
oder standen die Yerkäuferinnen — Negerinnen und Mulattinnen
— worunter viele wohlproportionirte Gestalten mit regelmässigen,
angenehmen, oft sogar schönen Gesichtszügen. Weitaus
die Mehrzahl derselben ist in den • für die Sierra Leone-Frauen
eigenthümlichen, ganz dem Tropenklima angepassten, langen
Talar von leichtem, blauem Kattunstoff gekleidet, der vom Halse
bis zu den nackten Füssen reicht und um die Lenden von einem
Gürtel aus demselben Stoffe zusammengehalten wird, während
ein leichtes Tuch turbanartig um den Kopf getragen wird. Jede
Yerkäuferin sucht die vor ihr auf langen Tischen liegenden
Gemüse, Früchte u. s.w. auf bestmögliche Weise anzupreisen
und den entlang kommenden Besucher zum Kaufe ihrer durchwegs
sehr billigen Waaren einzuladen. Man findet in dieser Halle
denn auch Alles beisammen, was von einer üppigen Tropenvegetation
nur verlangt werden kann, und es bot sich mir eine
Fülle von Produkten der Pflanzenwelt, von denen ich früher manche
kaum dem Namen nach kannte, geschweige denn in dem noch
näher dem Aequator liegenden Liberia jemals gesehen hatte.
Alle die verschiedenen Gemüse und Früchte, die ich in Liberia
zum Theil nur gelegentlich angetroffen, lagen hier mit zahlreichen
ändern, wie aus allen verschiedenen Tropenländern der
Welt zusammengewürfelt, aber alle hier angebaut, in malerischem
Gemisch durcheinander, eine reichhaltige Ausstellung von
Erzeugnissen der tropischen Pflanzenwelt. Denkt man sich zu dieser
bunten Mannigfaltigkeit von Produkten, an der das Auge
des Neulings sich weidet, noch die verschiedenen Stammestypen
und Abstufungen in der Hautfarbe, welche der Besucher hier
unter Einem Dache zu sehen bekommt, und das babylonische
Sprachgewirr der verschiedensten inländischen Idiome, vermischt
mit dem als Umgangssprache üblichen, eigenthümlich gefärbten
Sierra Leone-Englisch, dann bekommt man einigermaassen ein
Bild von dem Treiben und der reichen Mannigfaltigkeit in der
Markthalle von Freetown.
Wie arm musste mir nun nachträglich ein Markt in Monrovia,
der übrigens nur jeden Sonnabend abgehalten wird, erscheinen!
Dort findet man dem Ufer des Messurado River, der sogenannten
water siele, entlang unter einigen Wollbäumen und im Schatten
der Häuser niedergekauert zahlreiche, nicht sehr frisch aussehende
Congoweiber mit Körben voll Bataten, Kassaven, Bananen, oft
auch einigen Orangen, als Seltenheit auch wohl einmal mit
etwas Kohl oder einer Schüssel mit grünen Bohnen, einigen
Flaschen Ingwerbier und einer Schale voll Ingwerbrödchen, einigen
Maiskolben und einem Topf voll Zuckermelasse. Ausserdem sind
die Hausfrauen in Monrovia gewohnt, ihren täglichen Bedarf an
Gemüsen, Fischen etc. an der Thüre Zu kaufen, wodurch das
Fehlen einer Markthalle weniger fühlbar wird.
Ueberhaupt giebt ein Yergleich zwischen diesen beiden Städten
zu allerlei Betrachtungen Anlass. Wohl hat Monrovia den
Yorzug einer gesundem, kühlern und schönem Lage, wohl
wandelt es sich angenehmer in seinen mit Grün bewachsenen,
breiten Strassen und auf den breiten Trottoirs, und macht überhaupt
die Stadt in ihrem Rahmen von ewigem Grün, von schatten