starke Brandung schuld, welche in der Nähe der Küste einem
reichen Thierlehen schwer zu überwindende Hindernisse bietet.
Die La n d s c h n e c k e n zeichnen sich bei verhältnissmässig
geringem Artenreichthum durch einige der schönsten und grössten
Species von Achatinen aus, welche bis jetzt bekannt sind.
Darunter gehören: Achatina variegata, eine der grössten aller
bekannten Landschnecken, A. knorri, durch ihre schöne Färbung
ausgezeichnet, und A. purpurea, die häufigste von allen drei
Arten. Die erstgenannte Species wird 1/3 Fuss lang und bildet ein
beliebtes Nahrungsmittel der Neger. Auch die beiden übrigen
Arten werden für die Küche gesammelt, doch ist A. knorri viel
zu selten, als dass sie hiebei eine Rolle spielen könnte. Ueberaus
häufig, und für die Gemüsegärten geradezu eine Plage, sind
die zierlichen Limicolarien (L. turbinata und die in neuerer Zeit
als Yarietäten dieser Art betrachteten L. tenebrica und L. spec-
tralis). Auch eine Nacktschneckenart wurde gesammelt.
Die S ü s swa s s e r s c h n e c k e n werden namentlich durch die
artenreiche Gattung Melania vertreten, von welcher wir 3 neue
Species fanden. Ausserdem konnten wir, unter zahlreichen
anderen, zwei Arten von Ampullarien, sowie eine neue Paludina
(P. liberiana) constatiren. Die Melanien sind im St. Paul stellenweise
so zahlreich vorhanden, dass sie von den Liberianern zum
Kalkbrennen verwendet werden.
Yon Se e s c h n e c k e n fallen hauptsächlich die Arten Purpura
haemastoma und P. neritoides, sowie Nerita atrata auf, welche
sich alle drei durch grossen Individuenreichthum auszeichnen.
Weit seltener findet man Pyrula morio und Cypraea stercoraria.
Eine überaus reiche Beute machten wir auf den von der Brandung
bespritzten Felstrümmern am Fusse des Cape Mount-Gebirges
, welche stellenweise mit Littorinen (L. pwndata und L. striata),
sowie mit Siphonarien und Fissurellen buchstäblich bedeckt waren.
In der Nähe der Flussmündungen finden sich grosse, schmackhafte
Au s t e r n , welche in ganzen Klumpen zusammen an den
Aesten und Wurzeln der Mangrovebüsche hängen. Als besonders
reich an Austern gilt die Mündung des Junk River, von woher
dieselben häufig nach Monrovia auf den Markt gebracht werden.
Auch die Flussmündungen bei Robertsport beherbergen grosse
Austercolonien, welche uns ganze Körbe voll der vorzüglich
schmeckenden Zweischaler geliefert haben. Zudem fanden wir
dort häufig drei Arten von Mi e s smu s c he l n , welche unseren
Speisezettel manchmal ebenfalls um eine angenehme Nummer
bereicherten. Sowohl die Schalen dieser Arten als namentlich
diejenigen der Austern und Purpura-Arten werden von den
liberianischen Colonisten gebrannt. Der gewonnene Kalk wird
zum Bauen der steinernen Häuser, sowie, in Wasser gelöst, zu
dem dort beliebten Weisstünchen der Holzwände verwendet.
Schliesslich möge als Curiosum noch eine S ü s swa s s e r a u s t e r
(Aetheria plmnbea) genannt werden, welche ich auf den Felseninseln
des St. Paul’s- und des St. John’s River, im Gebiete der
Wasserfälle, gesammelt habe.
Es muss Jedermann, der sich schon anderswo in den Tropen
aufgehalten hat, nach kurzem Aufenthalt in Liberia befremden,
dass dort die in heissen Ländern sonst allgemeine Plage der
Fliegen bei Tage und der Mosquitos zur Nachtzeit nicht in dem
Grade auftritt, in welchem man sie wirklich erwarten dürfte.
Yon Fl i e g e n wurden wir trotz unserer oft stark nach verdorbenem
Fleisch riechenden Arbeit nur wenig belästigt, am meisten
noch von einer Art der auch in Europa bekannten Goldfliegen
(.Luciola), und aufCanoefahrten durch eine Art von schlanken, grauen
Bremsen, welche, wenn nicht mit unserer Regenbremse (Haema-
topota pluvialis) identisch, doch in Habitus und Benehmen kaum
von ihr zu unterscheiden ist. Der Mahfa- und auch der Du
Queah River sind wegen dieser Bremse berüchtigt (siehe I. Band,
p. 329). Was die Mos q u i t o s betrifft, so kannten wir dieselben,
so lange wir uns in den Waldgebieten des Innern aufhielten, gar
nicht und fanden später, dass sie sich nur in der Küstenregion
aüfhalten. Indessen vermeiden sie auch dort dem Wind ausgesetzte
Stellen, und in Monrovia z.B. werden sie nur in den
am Flussufer gelegenen Häusern lästig, während sie in der oberen
Stadt nur selten Vorkommen. An anderen Orten freilich, z.B.
am River Cess, haben mich diese lästigen Blutsauger derart
gemartert, dass ich beinahe die ganzen Nächte kein Auge
schliessen konnte. Der Sand fl oh (Bhynchoprion penetrans)
wurde schon im ersten Bande, p. 63 erwähnt.