nannten pa/rlor, und ein etwas kleineres Schlafzimmer, den
bed-room, abgetheilt wird. Hinter diesen zwei Räumen, die ganze
Länge des Hauses einnehmend, befindet sich auf gleichem Boden
unter einer Verlängerung des Daches ein ebenfalls von Wänden
eingeschlossener Hinterraum, der sogenannte back-shed, der als
Vorrathskammer und zur Aufbewahrung alles dessen benutzt
wird, was in den beiden Wohnräumen oder auf dem Dachboden,
welcher letztere ebenfalls als Schlafraum dient, nicht gut untergebracht
werden kann.
An der vordem Längsseite ist, ebenfalls unter einer Fortsetzung
des Daches, die wenigstens 2 Meter breite, sogenannte
piazza angebaut, zu der vom Vorplatze oder von der Strasse
her eine Treppe von Holz oder aufeinander gelegten Steinen
führt. Auf dieser schattigen Veranda, dem Lieblingsplatze der
Hausbewohner sowohl während der heissen Tageszeit als an den
kühlen Abenden, stehen ein paar roh gearbeitete Stroh- oder
Mattenstühle und ladet die in Liberia unentbehrliche Hängematte
zum Liegen ein. Wie die Hausthüre aus dem parlor auf die.
piazza, so führt eine Hinterthüre vom back-shed nach dem Hofraum,
wo gewöhnlich, auf geringen Abstand vom Hause, die
Küche steht. Diese ist in der Regel nichts mehr als ein Schuppen
mit Wänden von aneinander gereihten, vertikal stehenden Palmblattstielen
und einem Dache von Palmwedeln. Die Feuerstelle
zu ebener Erde wird durch einige Steine oder Holzklötze gebildet,
die das Herdfeuer Zusammenhalten und zugleich als Stützpunkte
für den eisernen Kochtopf dienen. — Der ganze zum Hause gehörende
Hofraum, der sogenannte yard, wird manchmal von einem
Zaun, fence genannt, eingeschlossen.
Die Häuser haben Wände von rohen, in horizontaler Richtung
über das Balkengerippe genagelten Planken, die schuppenartig
sich decken, und sind mit schweren Holzschindeln eingedeckt.
In den Thür- und Fensteröffnungen, die meist mit Senkloth und
Bleiwaage auf etwas gespanntem Fusse stehen, hängen schwere,
roh gezimmerte Tliüren und Fensterläden. Von Glasfenstern ist,
einige öffentliche und Privatgebäude in den Hafenplätzen ausgenommen,
kaum eine Spur zu finden. — Auch werden die Wohn-
räume einfacher Farmerhäuser von innen selten ausgetäfelt,
da es gesunder und kühler ist, wenn der Wind durch die Näthe
der Aussenwände streichen kann und man überdies weniger von
Ratten und Schlangen zu leiden h at, die sich mit Vorliebe in
Häusern mit doppelten Holzwänden einnisten.
Die häusliche Einrichtung ist mit geringen Ausnahmen äusserst
einfach. Einige der schon beschriebenen Stühle, ein roh gezimmerter
Tisch, ein paar Kisten und Koffer, einige sehr breite
Bettstellen mit hartem Bett - weiche Betten sind zu warm -
und wenn es irgendwie angeht, ein Schaukelstuhl (rocking-chair)
für die Dame des Hauses sind nahezu das einzige Ameublement,
wenn man nicht etwa noch einen halbblinden Spiegel und einige
Gemälde a la Genoveva, mit oder ohne Rahmen, dazurechnen
will. Eine Wanduhr ist;, in einer Farmerwohnung, ja selbst in
einem einfachen Bürgerhause kaum anzutreffen; sie ist auch ein
leicht entbehrlicher Luxus in einem Lande, in dem die Sonne
das ganze Jahr hindurch beinahe regelmässig um 6 Uhr auf-
und untergeht und um 12 Uhr mittags den Leuten senkrecht
über dem Kopfe steht. Man ist dort so sehr gewohnt, die Zeit
nach dem Stande der Sonne zu bestimmen, dass man sich darin
selten auch nur um eine Viertelstunde irrt. Vor Sonnenaufgang
hält man sieh an den Hahnenruf, der ebenso sicher wie das
Rasseln einer Weckeruhr am Morgen zum Aufstehen mahnt.
Gleich einfach wie die Wohnung der Liberianer ist ihre
Kle i d u n g . Die Männer unter der Landbevölkerung tragen gewöhnlich
Hose, Weste und Jaöke von blauem Kattunstoff. Als
Kopfbedeckung bedienen sie sich eines Stroh- oder noch häufiger
eines schwarzen, weichen Filzhutes. Ganz allgemein werden
Schuhe getragen, und nur zu Hause oder bei der Feldarbeit
werden diese Bequemlichkeits halber gelegentlich ausgelassen. Der
Sonntagsstaat besteht aus durch die Faktoreien importirten
Kattun- und Tuchkleidern. Auch die Frauen sind die Woche
hindurch sehr einfach gekleidet. An Sonn- und Festtagen ist dies
freilich anders. Die Leute, ganz besonders aber die Frauen und
Töchter, gefallen sich dann in ihrem besten Sonntagsstaat, in
welchem sie selbst die Frauen des Nachbarstaates Sierra Leone übertreffen.
Diese Putzsucht ist ganz besonders in den Bevölkerungs-
centren eingerissen, und es werden namentlich unter der jungen