Mode werdenden Sonnenschirm herum. Aber auch ihre Frauen
gehen besser gekleidet als die der übrigen Eingebornen, indem
sie sich oft zwei oder drei Tücher, eines über das Andere, um
die Hüfte binden. Auch halten die Kru sehr viel auf Schmuck
und tragen besonders gern schwere Elfenbeinringe an den Armen,
die sie auf ihren Fahrten zur See in den Kamerun- und Gabunländern
erworben haben. Auch in der Nahrung lässt sich der
•grössere Wohlstand der Kru leicht erkennen, und besonders was
die Fleischnahrung betrifft, sind sie viel wählerischer und essen
sie viel weniger verdorbenes Fleisch, als ihre schwarzen Brüder,
die Landratten. Doch hat dies alles nur Bezug auf diejenigen
Kruneger, die in Hafenplätzen leben und mehr Geld verdienen,
während in Innern ihrer Heimat dieselbe Armut herrscht, wie
hei den übrigen Stämmen. Ich halte die Kruleute im Allgemeinen
für gutmüthige, treuherzige Leute, mit denen man, wenn man
sie zu behandeln versteht, ganz gut auskommt. Freilich haben
sie auch ihre schwachen Seiten und wissen, besonders Fremden
gegenüber, Mein und Dein nur schwierig zu unterscheiden.
W inwood R ea d e , der berühmte Reisende, hat jedenfalls ganz
Recht, wenn er sagt, dass der Krumann heim Umschlagen des
Bootes in der Brandung im Stande sei, einen Passagier mit der
einen Hand aus der Tiefe zu holen und sein Lehen zu retten,
während inzwischen die andere seine Taschen plündere.
Die Mehrzahl der liberianischen Negerstämme steht unter eigenen
Fürsten oder Stammesoberhäuptern, denen zahlreiche Häuptlinge
über kleinere Gebiete untergeordnet sind. Auch diese Häuptlinge,
so gering ihr Einfluss sein mag, nennen sich oft, in Nachahmung
des Stammesoberhauptes, König, und man kann ihnen diese Nachahmung
leicht verzeihen, da die mächtigem unter ihnen in Friedenszeit
oft gerade so grossen Einfluss haben, wie der wirkliche König selbst.
Das Stammesoberhaupt ist in Friedenszeit keineswegs unumschränkter
Gebieter, hält keine stehenden Truppen und umgiebt
sich auch nicht mit einer Hofhaltung, wie wir es von vielen
Negerfürsten anderer Gegenden Affika’s zu hören gewohnt sind.
Wie das ganze Yolk, so lebt auch sein König nach unsern
Begriffen in recht ärmlichen Verhältnissen. Doch hält er, auch
wenn er zu Hause ist, auf eine gewisse Würde, die bei Audienzen
besonders stark zum Ausdruck kommt, wie wir bei meiner
Audienz bei König Morana Sando in Cobolia gesehen haben.
Der König bezieht von seinen Unterthanen keinen allgemeinen
Tribut, sondern sein Reichthum besteht, wie der aller Reichen
des Landes, in einer möglichst grossen Anzahl von Frauen und
Sklaven. In Wirklichkeit bedeutet er in Friedenszeiten durchaus
nicht mehr als die kleinern unter ihm stehenden Häuptlinge
und nimmt einfach den Rang eines solchen ein, d.h. er herrscht
über das ihm persönlich angehörende Gebiet, wie alle ändern,
und tritt nur gelegentlich bei Streitigkeiten zwischen den ihm
untergeordneten Häuptlingen als oberster Schiedsrichter auf. Wird
er aber in einen Krieg verwickelt oder fängt er selbst Krieg mit
einem Nachbarstamme an, so wird er unumschränkter Gebieter
war-king — über sein ganzes Land und hat dann auch das
Recht, Steuern zu erheben, sowie zur Vertheidigung des Landes
oder zu Einfällen in Feindesland die nöthigen Verfügungen zu
treffen. Durch mächtige und kriegerische Fürsten wird denn auch
nur gar zu oft eine Gelegenheit vom Zaun gebrochen, um einen
schwachem Nachbarstamm mit Krieg zu überziehen, dessen Gebiet
zu plündern und zu verwüsten und die Bewohner als Sklaven wegzuschleppen.
Da Sklaven und Frauen die Reichthümer der Grossen
ausmachen, so kann man leicht begreifen, dass ein glücklich
geführter Krieg den Fürsten und ihren Vasallen Schätze einbringt.
Wie gesagt, sind die Vasallen solcher Könige in Friedenszeiten
gänzlich unabhängig und benehmen sich auch als die alleinigen
Herren ihres Gebietes. Auch sie beziehen keine direkten Abgaben
von ihren Unterthanen, sondern begnügen sich, wie er, mit den
Ergebnissen der Arbeit ihrer Sklaven und Frauen, sowie den
Gebühren für Urtheilssprüche, die sie in der Regel von beiden
Parteien erheben. Diese letztem sind die einzigen Einkünfte,
die sie ihrer übergeordneten Stellung verdanken, und dass das
ausschliesslich in ihren Händen ruhende Richteramt äusserst
einträglich ist, haben wir bereits früher an König Dauana von
Canga und Clark von Hill Town zu sehen Gelegenheit gehabt.
So einfach ein Häuptling auch zu Hause auftritt, so sehr ist
er auf Reisen bemüht, seine Macht im schönsten Lichte zu zeigen.
Ein Häuptling von-einiger Bedeutung nimmt auf Reisen immer