sie bedeckte Gänge von Thon an, unter welchen sie vorrücken,
bis sie am Ziele ihrer Wanderung angelangt sind und ihr Zerstörungswerk
beginnen können. Eigentümlich ist das Ticken der
Termiten, wenn sie bei der Arbeit überrascht werden. Dasselbe
macht eine Art knisterndes Geräusch, wie wenn jemand eine
handvoll Schrotkörner über dürres Laub ausstreute. Es soll
durch Aufschlagen des Kopfes auf das Holz, an dessen Zerkleinerung
sie arbeiten, verursacht werden und ist jedenfalls als
ein Zeichen der Verständigung bei drohender Gefahr äufzufassen.
In Wald und Feld ist das Treiben der Termiten eher nützlich
als schädlich, indem sie eine Masse todtes Holz zerkleinern und
in Humus verwandeln. Geradezu gefährlich aber werden sie durch
ihre Besuche in den Wohnhäusern, in welchen sie die Balken
und überhaupt alles Holzwerk von Innen derart ausffessen, dass
schliesslich nur eine ganz dünne Rinde übrig bleibt und das Holz
bei der leisesten Erschütterung zusammenbricht. In bewohnten
Häusern ist die Gefahr weniger gross als in unbewohnten, obschon
sie auch dort nie ganz ausgeschlossen ist.
Zu Anfang der Trockenzeit ist gewöhnlich die Flugzeit der
Termiten. Die geflügelten Männchen und Weibchen erfüllen dann
zu Millioneu die Luft, so dass oft die Sonne von ihnen verdunkelt
wird (siehe vorn, p. 401). Sie sollen sich in der Luft
begatten. Auch in die Wohnhäuser dringen die geflügelten Termiten
ein, und dann ist in kurzer Zeit Alles mit abgefallenen
Flügeln, sowie mit den umherlaufenden, flügellosen Insekten
bedeckt. Unmittelbar nach der Begattung fallen ihnen nämlich
die Flügel ab, und die Meisten bilden dann eine willkommene
Beute für zahlreiche Vögel, Echsen, Amphibien und namentlich
für die Heerschaaren von Wanderameisen. Nur wenige Männchen
und befruchtete Weibchen finden den Weg zu ihrem Bau zurück
oder werden von den Arbeitern heimgetragen. Die zurückgekehrten
Weibchen werden nun, und zwar gewöhnlich nur Eines in
einem Bau, in einen faustgrossen Klumpen Thon eingemauert.
Durch rund herum in einem Abstande von 1 Cm. angebrachte,
kleine Oeffnungen wird das nöthige Futter in die Zelle gebracht
und das Material, welches durch die fortwährende Erweiterung
derselben frei wird, sowie die gelegten Eier hinausgeschaflft. Der
Hinterleib des Weibchens, welcher viele Tausende von Eiern
enthält, schwillt mit dem Wachsthum der Eier zu der Länge
und Dicke eines starken Fingers an, indem die weiche, weisse
Faltenhaut zwischen den Leibesringen sich stark ausdehnt, so
dass die ursprünglichen Leibesringe wie kleine, braune Binden
aussehen. Das derart gepflegte Weibchen wird die Königin
der Termiten (bug-a-bug-queeri) genannt; seine Zelle befindet sich
stets am Grunde im Centrum des Baues. Die Termitenköniginnen
bilden, wie auch die dicken, fetten Larven des Palmen-Rüssel-
käfers (Rhynchophorus phoenicis) , ein äusserst schmackhaftes und
bei den Eingebornen sehr beliebtes Gericht, zu welchem Zwecke
die Thiere ohne weitere Umstände lebend in die heisse Bratpfanne
gelegt und in ihrem eigenen Fette geschmort werden.
Sehr lästige Gäste sind in den Häusern der Küstengegenden
die ursprünglich aus Amerika mit Schiffen eingeschleppten Ka k e r l
ak en (Periplaneta americana), welche sich den Tag über in
Schlupfwinkeln verborgen halten, des Nachts aber umherfliegen
und durch ihre Besuche in der Speisekammer und das Benagen
von Lederzeug u.s.w. vielfachen Schaden anrichten. Gelegentlich
fallen sie auch den Menschen im Schlafe an, und während ich
mit den schon früher erwähnten, flachen. Hautwunden bedeckt
war, wusste ich mir nicht mehr anders zu helfen, als dass ich
jeden Abend einen Teller mit Reis und Zucker oder Melasse in
eine Zimmerecke setzen liess, um mir die widerlichen, gefrässi-
gen Geschöpfe, und mit ihnen auch die nicht minder lästigen
Zuckerameisen, vom Leibe fern zu halten.
Auch die He u s c h r e c k e n sind in Liberia überaus reichlich
vertreten. Zeitweise findet man eine Wanderheuschrecke, welche,
wie auch eine sehr grosse Grille, von den Eingebornen gesammelt
und, in Palmöl gebacken, verspeist wird. Manchmal werden sie
auch geröstet, zu Pulver zerstampft und dann mit Palmöl
zu einer Art Sauce verwendet. Auch F a n g h e u s c h r e c k e n
(Mantis) und Ge s p e n s t h e u s e h r ecken (Phasma) sind sehr
häufige Erscheinungen. Ferner wurde hin und wieder eine Art
Ma u lwu r f s g r i l l e (Gryllotalpa), aber bedeutend kleiner als die
unsrige, angetroffen und kam wohl auch des Nachts durch das
Fenster geflogen.