men aus Landverkäufen, sowie einige Hafenabgaben für einlaüfende
Schiffe, wie Anker- und Tonnengeld und eine kleine Abgabe in
Monrovia und Cap Palmas zu Gunpten der dort unterhaltenen
Leuchtthürme, deren durch gewöhnliches Petroleum genährte
Lichter aber keineswegs den an sie gestellten Anforderungen genügen1).
Ueberdies wird auch eine Abgabe von einem Dollar von jedem
Krodboy erhoben, der sich an Bord von Dampf- und Segelschiffen
verdingt und mit diesen für eine gewisse Zeit ausser Landes
geht. In jedem Küstenplatze., wo diese Vermiethungen stattfinden,
ist ein besonderer Beamter (Shipping Master) angestellt,
der dieselben genau überwacht und dafür sorgt, dass ein gehöriger
Contrakt geschlossen wird, nach welchem die Kapitäne sich verpflichten,
die gemietheten boys nach einer festgesetzten Frist
wieder an den Platz der Aufnahme zurückzubringen. Früher wurde
englischerseits wiederholt versucht, in Liberia Kruneger für
Kriegsdienste anzuwerben; doch hat Liberia nie in diesen Vorschlag
eingewilligt. Wohl aber sind in den letzten Jahren wiederholt
Kruneger und auch andere Eingeborne für die Arbeiten am Panamakanal
und als Soldaten in der Armee des Congostaates angeworben
worden, und zwar unter ähnlichen Bedingungen wie
diejenigen, welche für die Küstenfahrt bestehen und die in der
sogenannten Shipping Law enthalten sind. .
Die Ausgaben des Staates scheinen in der Regel die Einnahmen
zu übertreffen. Die bedeutendsten Ausgabeposten sind diejenigen
für Besoldung der gesetzgebenden Behörden und der Staatsbeamten,
für'Administration, Landesvertheidigung, Unterricht und
öffentliche Bauten.
') Die englischen und 'W'oermänn’schen Postdampfer haben als solche, da
sie die Postverbindung mit der Aussenwelt vermitteln, kein Anker-, Tonnen-
und Feuergeld zu bezahlen. Für die übrigen Kauffahrteischiffe beträgt das
Ankergeld 12 Dollars die Reise, das Feuergeld drei Dollars in Monrovia und
drei in Cape Palmas, und eine Ein- und Ausklargebühr von anderthalb
Dollar für jeden Platz. Das Tonnengeld beträgt 50 Dollarcents per Tonne
für ein ganzes Jahr. Ein Schiff von 800 Registertonnen hat also eine einmalige
jährliche Abgabe von 300 x 50 Cents zu bezahlen, gleichviel ob es
Liberia ein- oder mehrmal im Jahr besucht. Diese Abgabe wird an die Behörde
des ersten Häfenplatzes entrichtet, den das Schiff anläuft.
Nach Allem, was wir bis heute von Liberia wissen, kann sich
dieses Land nicht rühmen, grosse Finanzmänner hervorgebracht
zu haben. Schon in der Gründung des Staates selbst liegt die
Wurzel des Uebels, indem man sich in Liberia viel zu wenig
auf seine eigene Kraft verlässt und zu viel von aussen erwartet.
Mit amerikanischen Mitteln wurde die Colonie gegründet und
bis zum Jahre 1847 unterhalten; aus. amerikanischem Gelde
wurden und werden zum Theil jetzt noch Kirchen gebaut, Geistliche
besoldet, Schulen unterhalten und Lehrer angestellt. Ein
Amerikaner hat das Geld hergegeben, um durch einen Liberianer
das Innere des Landes bereisen zu lassen und womöglich neue
Hülfsquellen zu entdecken, und derselbe Amerikaner unterstützt
jetzt noch, wie wir früher gesehen haben, die nach ihm genannte
Gemeinde Schieffelinsville. Die einzigen Kriegsschiffe, die der
Staat je besass, hat er von der englischen und französischen
Regierung geschenkt erhalten, und mehr als einmal wurde zur
Unterdrückung von Aufständen mit Erfolg die Hülfe fremder
Kriegsschiffe eingerufen. Die Ausgaben der amerikanischen Colo-
nisationsgesellschaft für Liberia von 1820 bis auf die Gegenwart
werden auf nahezu drei Millionen Dollars berechnet, und die Ausgaben
der zahlreichen, durch andere amerikanische Gesellschaften
gegründeten Missionen sind bis zur Stunde zu enormen Summen,
alle durch freiwillige Beiträge in Amerika zusammengebracht,
angewachsen. Kann es nach alledem noch befremden, wenn der
Liberianer, von Jugend auf an diese Hülfe von aussen gewöhnt,
schliesslich ein Recht auf diese Unterstützung zu haben glaubt
und seine Kraft nicht in sich selbst, sondern bei Fremden sucht?
Nicht allein, dass bei jeder philanthropischen Unternehmung, wie
gegenwärtig z. B. bei der Beschaffung von Geldern zur Gründung
eines Hospitals in Monrovia, die Mildthätigkeit der Amerikaner
in Anspruch genommen wird, nein, selbst die Pflanzer erwarten
vielfach finanzielle Hülfe von aussen, behauptend, dass sie ohne
Geld keine Kulturen anlegen können. Dieser Mangel an Energie
trägt grossentheils auch an dem in Liberia herrschenden Credit-
system die Schuld, wovon später mehr^ und die Staatsanleihe
von 1871 hat demselben Gharakterzuge ihren Ursprung zu danken.
Nach der Ernennung von Professor J ohnson zum Präsidenten