überhängendem Ufergebüsch eingerahmten Stellen der oberen
Flussläufe und wurde auf dem Du Queah noch in der Nähe der
ersten Fälle gesehen. In den Mündungsgebieten scheint es nicht
mehr vorzukommen, sondern mehr diejenigen Strecken zu lieben,
an denen das Wasser wohl durch die eindringende Fluth aufgestaut,
aber doch nicht mehr brackig wird. Die ersten Vögel
dieser Art fanden wir oberhalb Schieffelinsville,- nahe der Vereinigung
des Du Queah- mit dem Junk River, woselbst ich einen von
einem niedrigen Mangrovebusch herunterschoss. Dieser war das
einzige Exemplar, welches ich je auf bäumen sah. In der Regel
findet man den Vogel schwimmend auf dem Flusse; doch kann man
gewöhnlich nur dann auf Schussweite heranfahren, wenn man
das Glück hat, ihn zufällig, geräuschlos um eine Ecke biegend,
zu überraschen. Die ausserordentlich scheuen und wachsamen
Vögel rudern, sobald sie des nahenden Canoes ansichtig werden,
möglichst rasch dem -Ufer zu, an welchem sie sich unter -überhängendem
Astwerk oder in dem Stelzengewirr der Mangrove ohne
Mühe verbergen können. So tief sie auch im Wasser einsinken,
kommen sie doch rudernd rasch vorwärts. Sie machen denn
auch nur von den kurzen Flügeln Gebrauch, wenn sie durch
plötzliches Erscheinen eines 'Canoes in unmittelbarer Nähe überrascht
werden und sich nicht mehr durch Schwimmen retten zu können
glauben. Dann erheben sie sich und eilen in verzweiflungsvoller
Hast, die Wasserfläche mit den Flügel schlagend, .mehr laufend
als fliegend dem schützenden Ufer zu. Dies ist die beste Gelegenheit,
um sich ihrer durch einen Schuss zu bemächtigen; denn
schwimmend sitzen sie so tief, dass nur Kopf, Hals und Rücken-
oberfläehe sichtbar sind, welche dem tief im Canoe, also tiefer
als das Niveau des Wassers sitzenden Jäger eine zu geringe Schussfläche
bieten. Es wird allgemein behauptet, und nach ihrem
Körperbau könnte man dies auch glauben, dass diese Vögel
tauchen; doch haben weder ich noch meine Begleiter sie jemals
tauchen sehen, und ein angeschossenes Exemplar machte:von
diesem Rettungsmittel selbst dann keinen Gebrauch, als ich es
im Wurzelgewirr am Ufer, wohin es sich geflüchtet hatte, auffand
, sondern liess sich, gänzlich in die Enge getrieben, mit der
Hand ergreifen. Die Nester und Eier dieser Art haben wir nie
gefunden und ist auch sonst Nichts darüber bekannt; doch zeigte
mir ein Eingeborner eine mit mannshohen Aroideenbewachsene
Uferstelle, an welcher er ein Jahr vorher ein am Boden stehendes
Nest dieses Vogels, mit zwei Eiern gefunden haben wollte.
An eigentlichen Schwimmvögeln (Zahnschnäblern) ist Liberia
merkwürdiger Weise durchaus nicht reich. So ist z. B. der
F lami n go , welcher nördlich sowohl als südlich von diesem
Lande vorkommt, dort kein ständiger Vogel. Ich habe ihn
selbst nie gesehen, doch wurde kurz vor meiner Ankunft in
Cape Mount ein wahrscheinlich verflogenes Exemplar geschossen
und allseitig als ein Wunder angestaunt.
In derselben Gegend kommt hin und wieder die Spo r nf l ü g
e l g a n s (Plectropterus gambensis) vor. Dieselbe ist bedeutend
grösser als unsere Gans und anders gefärbt; auch hat sie am
Flügelbug einen sehr stark entwickelten Sporn. Am Fisherman
Lake haben wir ein noch nicht erwachsenes Männchen und am
Ma.hfa. River später auch sieben' ganz junge Exemplare im Dunenkleide
erhalten. Dieselben wuchsen sehr rasch heran, doch
wurden sie nie zahm und trachteten fortwährend zu entlaufen.
Das Dunenkleid ist einfarbig grau.
Häufiger als die genannte Gans fanden w ir, namentlich auf
den kleinen Schwemminseln vor der Mündung des Mahfa River,
die Wi t tw e n e n t e (Dendrocygna viduata). Weit landeinwärts
scheint diese schöne Ente nicht zu kommen, auch habe ich sie nie
aufbäumen sehen. Einmal wurde mir von einem Eingebornen
eine lebende Wittwenente gebracht, die derselbe auf einem Nest
mit sieben Eiern gefangen hatte. Die vorgenommene Section
zeigte, dass das 'Exemplar ein Männchen war. Ungefähr um
dieselbe Zeit, am 16. August, brachten mir meine boys einige
Junge im Dunenkleide, welche sie in der Grassteppe dicht hinter
dem Strande gefangen hatten.
Eine zweite Entenart (Querquedula hartlaubi) fanden wir in den
hohen Pandanuswäldern und Baummangroven am oberen Junk
River, nahe bei der Grassteppe von Oldfield. Obwohl keine
‘) Gyrtosperma senegalensis, Engl., auf p. 96 des ersten Bandes inthümlich
als Amorphophallus erwähnt-.
L IBERIA , II. 28