Art gehörend betrachtet werden, doch weiss jeder Liberianer
unter den dort gedeihenden Früchten ohne Mühe plantains (Pisang)
und Bananen zu unterscheiden. Die plantains sind grosse, lange
und etwas sichelförmig gebogene Früchte mit etwas dicker Binde.
Sie werden oft schon vor der Reife gepflückt und sind dann,
in heisser Asche geröstet, sehr mehlig. Die Bananen im engern
Sinne hingegen sind kürzer, runder, gerader und im Yerhältniss
zu ihrer Grösse auch dicker als die plantains oder Pisangs. Sie
haben auch eine dünnere Binde, schmecken feiner und werden
meist roh gegessen. Sie fehlen nirgends bei den Wohnstätten
der Neger, und namentlich die Dörfer und Städte der Eingebornen
bis weit ins Innere hinein sind oft mit einem dichten
Gürtel von Pisang- und Bananenbüschen umgeben. Trifft man
sie, was nicht selten geschieht, in alten, wieder mit Gestrüpp
oder Buschwald bedeckten Farmen a n , so kann man sicher sein,
eine verlassene Niederlassung von Negern, wenn nicht gar eine
Stadt gefunden zu haben, die aus irgend einem Grunde aufgegeben
oder durch Krieg verwüstet und nicht wieder aufgebaut
wurde. In der Yolksernährung, sowohl bei Liberianern als bei
Eingebornen, spielen Pisang und Banane eine bedeutende Rolle,
und die zähen Fasern des Stammes und der starken Blattstiele
werden gelegentlich zur Bereitung von Tauwerk und Geweben
verwendet, während die getrockneten Blätter zur Fütterung von
Tragkörben und zu allerlei Emballage dienen.
In den meisten von Liberianern bewohnten Küstenplätzen ist
gelegentlich ein Br o d b a um (.Artocarpus incisa, L.) anzutreffen,
doch wird dessen Frucht mehr der Kuriosität halber, weniger
als wirkliches Nahrungsmittel, gegessen. Ursprünglich auf den
ostindischen Inseln zu Hause, wurde derselbe nach de Candolle
zu Ende des vorigen Jahrhunderts nach den Antillen, und von
dort wahrscheinlich durch Sklavenhändler nach Liberia herübergebracht.
Sehr häufig ist dagegen in allen Küstenplätzen der stattliche
Man g o b aum (Mangifera indica, L., in Liberia y^wm-ireegenannt)
der, wie so viele andere, jedenfalls durch portugiesische und
spanische Sklavenhändler ins Land gebracht und um ihre Sklavenfaktoreien
herum angepflanzt wurde. Man findet diese Bäume
in prachtvollen, alten Exemplaren, ganze Haine bildend, welche
noch jetzt die Stätten anweisen, an denen früher die Sklavenfaktoreien
gestanden haben. Der Mangobaum ist eine wahre
Zierde der Küstenplätze. In seiner Grösse und Gestalt gleicht
er am ehesten unserm Rosskastanienbaum, doch ist seine volle
Krone noch dichter und geschlossener und wird sie durch die
Fülle und Ueppigkeit ihrer dunkelgrünen, glänzenden Blätter
geradezu undurchsichtig. Er blüht und trägt jährlich zweimal,
jedoch in der Weise, dass gewisse Aeste des Baumes nur Früchte
tragen, während die ändern blühen, und umgekehrt, so dass
eigentlich jeder einzelne Ast doch nur einmal jährlich blüht und
Früchte zur Reife bringt. Die Mangopflaumen sind von der Grösse
einer Aprikose und haben einen entsprechend grossen Stein mit
grubiger Oberfläche, i In unreifem Zustande sind sie grasgrün und
liefern ein gutes Mus; beim Ausreifen werden sie gelb und ausserordentlich
saftig und haben einen schwach terpentinärtigen Geruch
und Geschmack.
Der Yollständigkeit halber, und besonders um seinYorkommen
zu constatiren, sei hier noch eines ändern, gleich dem vorigen zu
den Anacardiaceen oder in weiterm Sinne zu den Terebinthaceen
gehörenden Obstbaumes, Spondias dulcis, Förster, erwähnt, den
ich in einem einzigen, aber prachtvoll entwickelten, alten Exemplar
hinter der Wohnung meines Jägers J ackson in Robertsport angetroffen
habe. Der’ stattliche Baum hat ganz das Aussehen eines
Mangobaumes, die Früchte.aber, die ebenfalls zu einer Art Rispe
vereinigt beisammen sitzen, sind etwas kleiner, und der darin
enthaltene Kern ist mit langen, mit Widerhaken versehenen
Stacheln besetzt, die beim Ablösen des Fruchtfleisches hinderlich
sind. Nach de Candolle ist diese Art auf den Fidschi-, Gesell-
schafts- und Freundschaftsinseln zu Hause. In 1782 wurde
sie in Jamaika und später auch anderwärts in Amerika ein-
geführt, und das einzige mir bekannte Exemplar wurde, wenn
nicht schon durch die Sklavenhändler, dann doch durch die
aus Amerika herii hergekommenen Ansiedler nach .Robertsport
gebracht.
Eine andere Steinfrucht, die jedoch in die Familie der Laurineen
gehört, ist die Ad v o k a t e n b i r n e {Persea gratissima,