der Flussmündungen. Sie sind über ein bedeutendes Areal vertheilt
und dürften kaum über 20 Nester enthalten. Die Letzteren
gleichen denjenigen von P. cucullatus, nur sind sie etwas kleiner,
und kaum mehr als 8 Fuss hoch über der Erde aufgehängt. Die
Eier, gewöhnlich in Gelegen von drei, sind hell graugrün und
mit braunen und violetten, am dicken Ende stark angehäuften
Flecken besetzt.
Ausser den drei vorgenannten Arten kommt auch der schwarze
We b e r (P. nigerrimm) in Liberia vor. Sie führt die nämliche
Lebensweise wie P. cucullatus, doch habe ich denselben nur ein
einziges Mal, in der Nähe unserer Station Schieffelinsville,
beobachtet (siehe I. Band, p. 383). Eine sehr seltene und nur
in wenigen Museen vertretene Art ist der Schi ld web er (P.
tricolor), welcher sich vor allen Ändern durch ein grosses,
hochgelbes Bückenschild auszeichnet. Ueber seine Lebensweise
ist mir Nichts bekannt. In denselben Schilf beständen, welche
den braunen Weber beherbergen, finden sich auch zahlreiche
andere Dickschnäbler, namentlich ein prachtvoller Feuerweber
(Pyromelana flammiceps), welcher auf den hohen Schilfspitzen in
der Sonne sitzend, mit seinem brennend rothen Gefieder prunkt.
Die Familie der W i t t wen' wird durch zwei Arten vertreten,
nämlich eine gelbsehulterige T r a u e r w i t t w e {Ploceopasser
macrourus) und eine eigentliche Wittwe (Vidua principalis) ,
deren Männchen in der Paarzeit einen Schmuck von vier sehr
langen, schmalen Schwanzfedern tragen, welcher beim Fliegen wie
ein Wimpel hinter dem kleinen Vögelchen herflattert. Beide
Arten halten sich gerne in offenem, mit einzelnen Büschen
besetztem Terrain in der Nähe des Wassers auf.
In den Sumpfgebüschen am Strande bei Robertsport fanden
wir, mitten in einer Colonie von Orangewebern, ganz nahe bei
einander zahlreiche Nester eines Kn a c k e r f i n k e n (Pyrenestes
personatus). Dieselben bestanden aus ziemlich lose auf einander
gehäuften Schilfblättern, welche ein backofenartiges, grosses Nest
mit seitlichem Schlupfloch bildeten. Die Nesthöhle war mit weichen
Grasrispen gepolstert, und das volle Gelege bestand aus sechs rein
weissen Eiern. Die Büsche um die Gehöfte der Neger werden von
verschiedenen Arten aus der Familie der P r a c h t f i n k e n belebt.
Unter diesen erwähne ich besonders zwei Ka p p e n f in k e n
(Spermestes cucullatus und S. bicolor), welche ihr kunstloses,
mit seitlichem Schlupfloch versehenes Nest aus Grasrispen in
Baumgabeln bauen und 6 rein weisse Eier hineinlegen. -Auch
ein schöner As t r i l d (Estrelda melpoda) findet sich häufig in der
Nähe der Häuser. Alle diese Sperlingsvögel, welche bei den
Negern unter dem Sammelnamen rice-bird (Reisvogel) bekannt
sind, begeben sich kurz vor der Zeit der Reisernte in die Felder,
woselbst sie bei dem massenhaften Auftreten bedeutenden Schaden
anrichten, ja sogar den Ertrag einer ganzen Ernte gefährden
können (siehe vorn, p. 121).
Die ausschliesslich afrikanische Familie der Pi s a n g f r e s s e r
wird in Liberia durch einen He lmv o g e l (Gorythaix macro-
rhynchus) und den Tu r a k u (Turacus cristatus) vertreten. Beide
Arten sind ständige Bewohner des Hochwaldes, in welchem sie,
nach Art der Eichhörnchen über die Aeste hinlaufend, mit bewunderungswürdiger
Behendigkeit die dichtesten Baumkronen durchschlüpfen.
Dies gilt namentlich von dem Erstgenannten, den
man infolge seiner verborgenen Lebensweise und des grasgrünen
Gefieders nur selten zu sehen bekommt. Am leichtesten verräth
er sich durch seine rauhe, krächzende Stimme, die oft von dem
Krächzen der Schildkrähe nicht zu unterscheiden i s t , sowie durch
das prachtvolle Roth der Schwungfedern. Der Helmvogel, welcher
an Grösse etwa einer Taube gleichkommt, nährt sich fest ausschliesslich
von Baumfrüchten; trotzdem ist sein Fleisch zähe und
schmeckt unangenehm. Er ist ein sehr lebhafter, munterer Vogel,
der sich aber nur selten aus den dunkeln Laubrevieren herauswagt
und daher in der Regel nur auf dem Anstande unter den
Von ihm regelmässig besuchten, wilden Feigenbäumen erlegt
werden kann. Der Tur ak u ist viel grösser als der Helmvogel;
denn er erreicht die Grösse eines Raben und ist ein überaus
stattlicher Vogel, der infolge seiner Haube und des langen
Schwanzes von den Liberianern pea-cock, resp. pea-fowl (Pfau)
genannt wird. Er besucht in kleinen Trupps von vier oder fünf
Individuen die höchsten, nicht allzu dichtkronigen Bäume und
hält sich überhaupt in höheren Regionen auf als sein Vetter,
der Helmvogel. Manchmal, namentlich kurz nach Sonnenaufgang
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