und eben vor Sonnenuntergang, pflegt er sich in die höchsten
Wipfel der Bäume zu setzen, woselbst.er seinen Hals vorstrecht,
die Flügel hängen lässt, den radförmig ausgebreiteten, breitfed-
rigen Schwanz lebhaft auf- und niederschlägt und seinen
weithin schallenden Balzruf „kurrua, kurrua, ruk, ruk, ruk”
. anstimmt.
Eine weit artenreichere Familie als die Pisangfresser bilden die
Na s h o r n v ö g e l , denn von diesen haben wir acht verschiedene
Arten gesammelt, von welchen einige früher in zoologischen
Sammlungen nur äusserst spärlich vertreten waren, Sämmtliche
Arten nähren sich von Baumfrüchten, die grösseren mit Vorliebe
von den Nüssen der Oelpalme. Sie sind mit geringen Ausnahmen
sehr unruhige, lärmende Gesellen, welche sich durch ihre bizarren
Schnabelformen und ihr eigenthümliches, lautes Geschrei vor allen
ändern Vögeln auszeichnen. Dabei scheint ihnen die bei einigen
Arten ausserordentlich stark entwickelte und in den barocksten
Formen gestaltete Hornscheide auf dem Schnabel als Resonanzboden
zu dienen und dem heisern, rauhen Ruf einen gewissen
Schall zu geben. Wie alle Fruchtfresser, suchen die' Hornvögel
grosse Waldgebiete ab und führen ein unstätes Leben, so dass
es mir nie gelang, sie beim Brüten zu beobachten. In offener
Gegend sieht man diese Vögel nur, wenn sie von einem Waldrevier
in das andere fliegen. Im Fluge, bei welchem einige rasch
auf einander folgende Flügelschläge von einem Schweben und
gleichzeitigen Senken unterbrochen werden, bildet der Hornvogel ein
einfaches Kreuz, aus dem der keulenartig aussehende Kopf und
der lange Schwanz gleichmässig abstehen. Eine der grössten und
zugleich der bekanntesten Arten ist Buceros elatus, welcher sich
namentlich durch .sein mächtiges, weisses Horn auf dem Schnabel
unterscheidet. Ein junger Vogel dieser Art, den ich in Schieffe-
linsville besass, war sehr hülflos und musste sich das Futter,
welches aus reifen Bananen und butter-pears (Persea gratissima)
bestand, wochenlang einstopfen lassen. Er wurde sehr bald ausserordentlich
zahm und zeigte sich für jede Liebkosung, ja für ein
freundliches Wort schon dankbar. Zuletzt war er so daran gewöhnt,
dass man sich mit ihm beschäftigte, dass er jeden Vorbeigänger,
selbst den.barfüssigen Neger, anrief, und da er einen sehr leichten
Schlaf hatte und auch gegenüber nächtlichen Besuchen nicht
indifferent blieb, so leistete er als Nachtwächter vorzügliche
Dienste. Beim Schlafen legte er den Kopf zwischen die Schulter
und klappte den langen
Schwanz wie ein Eichhörnchen
über seinden
Rücken hinauf.
Ein eigenthümlicher
Vertreter dieser Familie
ist Berenicornis
leucolopha, welche sich
durch einen unverhält-
nissmässig langen,
sehr stark abgestuften
Schwanz unddieweis-
se Haube auf dem Kopfe
vor ihren Verwandten
auszeichnet. Dieser Vogel
lebt nicht gesellig
wie die Mehrzahl
der übrigen, sondern
hält sich einsam und
zurückgezogen im dichten
Urwalde auf, wo
er, wie die Liberianer
behaupten, die Affen
auf ihren Zügen begleitet
und dieselben
mit miauender Stimme
vor etwaiger Gefahr
. . ,. ,T 1 , Weisshaubiger Nashornvogel. warnt,’ weshalb er ail-
(Berenicornis leucolopha, Sharpe). (>/? nat. Gr.). gemein unter dem Namen
monkey-bird bekannt
ist. Die verbreitetste liberianische Art ist unstreitig Tockus
semifasciatus, welcher dort den an der Goldküste vorkommenden
T. fasdatus vertritt. Eigentümlich genug gehören gerade seine
nächsten Verwandten (21. hartlauibi und camurus) zu den seltensten