dem Namen „Warneidechse” J) bekannt ist und bei den Liberianern
„Guano” (Verkürzung des spanischen Wortes Iguano) genannt
wird. Der „Guano” erreicht eine Länge von 6 Fuss; er hat einen
langen, seitlich zusammengedrückten Ruderschwanz und scharfkrallige
Zehen, welche durch Schwimmhäute verbunden sind,
so dass er ebenso gut klettern wie gehen und schwimmen kann.
Am häufigsten findet .man ihn an Flussufem und selbst am
Strande; doch habe ich ein sehr grosses Exemplar hoch oben im
Cape Mount-Gebirge geschossen, während es mitten im Walde
an einem dicken Baumstamm emporkletterte. Trotz der grossen
Behendigkeit in allen seinen Bewegungen wird dieses Thier von
den - Eingebornen häufig gefangen und seines zarten, weissen
Fleisches wegen als Leckerbissen gepriesen. Seine olivengrüne,
chagrinartige Haut ist mit gelben Flecken besetzt, welche
zusammen unregelmässige Querbinden bilden; sie wird sehr häufig
gegerbt und gelegentlich von Liberianern als Oberleder für Pantoffeln
verwendet.
Unter den kleineren Eehsenarten ist wohl Agama colonorum
die häufigste. Diese findet sich im ganzen Küstengebiet vom
Senegal bis zum Quanza hinunter, hält sich gern in der Nähe
von menschlichen Wohnungen, an altem Gemäuer, zwischen
Steinhaufen auf und klettert nicht selten auf Bäume. Aehnlich
dem Chamaeleon, nur in geringerem Maasse, ist die Agama im
Stande, ihre Hautfarbe der Umgebung anzupassen. Die Hautfalten
an der Kehle machen diese Art vor allen ändern kenntlich.
Auch ein Chama e l eon (Ghamaeleo senegalensis) kommt nicht
selten vor, und in Weflah am Du Queah River erhielt ich einmal
einen kleinen, grasgrünen Gecko [Lygodactylus), welcher sich
mit seinen scheibenartigen Saugfingern ohne Mühe an die Bananenblätter,
auf denen er gefangen wurde, anheftete. Auch
die Sk in k e sind durch mehrere, theils ziemlich grosse Arten
vertreten. Der grösste derselben ist die schön gezeichnete Lygo-
soma fernandi.
Den Uebergang zu den Schlangen bildet die fleischfarbige, in
ü Das arabische war an,welchem der Name Warneidechse seine Entstehung
verdankt, bedeutet nichts Anderes als Eidechse.
altem Holzmoder gefundene l ib e r i a n i s c h e Ri n g e l e c h s e
(Amphisbaena liberiensis).
An Sc hl an gen, und zwar sowohl an giftigen wie nichtgiftigen
Arten, ist Liberia ganz besonders reich, und wenn ich an
die zahlreichen Giftschlangen denke, welche mir zeitweise fast
täglich von Kindern lebend gebracht wurden, namentüch den
massenhaft vorkommeriden Causus rhombeatus, so bin ich wirklich
erstaunt, dass Unglücksfälle infolge von, Schlangenbissen so
selten Vorkommen. Ich selbst wurde zweimal von der eben genannten
Art in die Hand gebissen, sog aber jedesmal die Wunde
sofort aus und hielt die Hand eine Zeitlang in absoluten Alkohol,
wodurch mögliche unangenehme Folgen verhütet wurden. Ein
wie ich glaube ausgezeichnetes Mittel, das ich mehrmals anzuwenden
verordnete, ist ein alkoholischer Rausch, welcher die
Herzthätigkeit anregt, sowie ein sofortiges Unterbinden des
betreffenden Gliedes, und in Intervallen vorgenommenes Lockern
und wieder Zuschnüren, wodurch einer plötzliche Zufuhr des
vergifteten venösen Blutes zum Herzen und einer Lähmung des
Letzteren vor gebeugt werden kann. Das vielfach empfohlene
Ausbrennen der Wunde wird gewöhnlich nur dann helfen, wenn
es von der Hand des Arztes ausgeführt wird; denn in neun
von zehn Fällen wird bei dieser Maassregel nur die Haut verbrannt,
während das tief in der Bisswunde sitzende Gift seine
Wirkung unbehindert zur Geltung bringen kann. Die innere
Anwendung von Branntwein als Mittel gegen Schlangenbiss fand
bald solch allgemeinen Anklang, dass sich fast alltäglich Leute
mit dem Yorwande bei mir anmeldeten, soeben von einer grossen
Schlange gebissen worden zu sein. Dass übrigens dieses Mittel
in den Händen unvernünftiger Leute auch gefährüch werden
kann, beweist ein Fall, in welchem einem kleinen Mädchen eine
so starke Dosis Rum eingegossen wurde, dass es aus dem
darauffolgenden Schlafe nicht wieder aufwachte. Obwohl es,
im Ganzen genommen, mehr nichtgiftige als giftige Schlangen
giebt, so erhielt ich in Liberia doch den Eindruck, als ob dort,
wenigstens was die Individuenzahl betrifft, gerade das Gegen-
theil der Fall wäre.
Die schönsten, aber zugleich auch die gefährlichsten Giftschlangen