ganz besonders giftig. Trotzdem man diesen Fisch als Nahrungsmittel
nicht sehr hoch schätzt, wird er doch allenthalben gegessen.
Sehr zahlreich kommen in verschiedenen Buchten Liberia’s die
Ha i e vor, und unter jenen sind die Buchten von Grand Bassa
und Robertsport besonders berüchtigt. Nach den übereinstimmenden
Aussagen der Kruneger halten sich die Haie besonders
gerne in der Nähe der Fischercanoes auf und schnappen die
Fische weg, welche sich an den Angelleinen fangen, wodurch
sie auf ziemlich bequeme Weise sich ihre Kost verschaffen.
Gelegentlich, wenn auch verhältnissmässig selten, wird der
Fischer dabei selbst das Schlachtopfer des verwegenen Räubers.
So kannte ich z. B. in Robertsport einen Kruneger, welcher von
einem Hai aus dem Canoe geworfen und an einem seiner Oberschenkel
so zerbissen wurde, dass er infolge dessen zeitlebens
ein steifes Bein behielt. Den rasch mit ihren Canoes herbeieilenden
Gefährten gelang es, dem Hai noch rechtzeitig seine Beute
abzujagen. Schlimmer ergieng es einem jungen Liberianer aus
Robertsport. Ein von einem gewaltigen Hai verfolgter Fisch
sprang in sein Fahrzeug, und ihm folgte unmittelbar der Räuber,
wobei das Canoe kenterte. Bevor noch die in der Nähe fischenden
Kameraden den Jungen erreichen konnten, hatte ihn der
Hai gepackt, in die Luft geworfen, aufgefangen und ihm die
Beine und den Unterleib so arg zerbissen, dass ihm diese wie
Fetzen am Oberleibe hingen. Kaum hatten die herbeigeeilten
Gefährten den Unglücklichen ergriffen und in ein Canoe aufgenommen,
als er schon den Geist aufgab. Die fortwährende
Furcht vor Haien ist es denn auch, welche die Fischer veranlasst,
stets in Gesellschaft ihrem Berufe nachzugehen. Welche
Arten von Haien in Liberia gefangen werden, habe ich nicht
erfahren können; nach der von den Fischern angegebenen und
auch von uns während der Seereise constatirten Grösse zu
urtheilen, scheint der eine derselben der J o n a s h a i (Gara-
chius verus) zu sein, welcher eine Länge von mehr als 10 Fuss
erreicht.
Auch der Sägefisch (Pristis antiquorum) kommt gelegentlich an
der Küste vor und geht, wie übrigens auch der Hai und zahlreiche
andere Seefische, nicht selten in die Flüsse hinauf. Ein riesiger Sägefisch
wurde während meines Aufenthalts in Robertsport im Sugary
River vermittelst eines Schleppnetzes gefangen. Obwohl er das Netz
mitten durchgerissen hatte, blieb er mit seiner Säge in der
einen Hälfte hängen , welche an dem mit den fischenden Soldaten
einer Piketkompagnie bemannten Boote befestigt war und
wurde durch zahlreiche Gewehrschüsse unschädlich gemacht. Dieser
Fisch war 15 Fuss lang, und die grosse, mit langen, stark
abgeschliffenen, messerscharfen Zähnen bewaffnete Säge allein
hatte eine Länge von 3 Fuss. Das Gewicht des ganzen gewaltigen
Fisches wurde auf über 500 Pfund geschätzt. Sein Fleisch
war etwas trocken; doch schmeckte es, namentlich nachdem es
geräuchert war, durchaus nicht schlecht und hatte jedenfalls den
Vorzug, dass man gewaltige Stücke davon herunterschneiden
konnte. Ich habe von diesem Koloss als Andenken die Säge
bewahrt und mitgebracht.
Während der Trockenzeit finden sich im Fisherman Lake,
dessen Wasser dann salzig ist, zahlreiche Roche n , worunter
solche von gewaltigen Dimensionen. Die Neger, welche diese
grossen Thiere in untiefem Wasser auf dem sandigen Grunde
des Sees liegen sehen, spiessen dieselben mit der Spitze ihrer
Ruder an den Boden und halten sie auf diese Weise fest, bis
sie so erschöpft sind, dass man sie ohne Gefahr heraufholen
kann. Dieselben gehören zu den S t a c h e l r o c h e n (Trygon
margarita) , mit langem, gertenartigem Schwanz, welcher mit
einem mit Zähnen besetzten Stachel versehen ist. Dieser Schwanz
ist eine bei den Negern sehr gefürchtete Waffe, deren Stachel
gefährliche, kaum heilende Wunden verursacht. Aus einem im
Cape Mount River gefangenen, weiblichen Rochen haben wir 6
lebende, vollkommen entwickelte Junge herausgeschnitten.
Die W e i c h t h i e r f a u n a Liberia’s ist nicht gerade reich
an verschiedenen Arten, indessen sind einige der Letzteren
durch ausserordentlich zahlreiche Individuen vertreten. Ti n t e n f
is c he , und zwar Sepien sowohl als Oetopoden, werden gelegentlich
in den Flussmündungen mit Schleppnetzen gefangen; ausgeworfene
Exemplare findet man äusserst selten, wie denn der
Strand im Allgemeinen unglaublich arm an angeschwemmten
Weichthieren genannt werden muss. Daran ist jedenfalls die