entfernt eine trächtige Schirrantilope, deren vollständig entwickeltes,
prachtvoll gestreiftes Junges nach dem Partus sofort
gewaschen, abgehäutet und dem Koch übergeben wurde. Sein
zartes Fleisch schmeckte uns so g u t , . dass am nächsten
Morgen — wir hatten beinahe die ganze Nacht zu arbeiten —
kein Bissen davon mehr übrig war. Noch höher aber schätzten
wir das weisse Fleisch des Moschusthieres, welches, an Güte und
Schmackhaftigkeit alles übertraf, was ich bisher gekostet hatte.
In höchst eigenthümlicher Weise sind in Liberia die Vi e lh u f e r
oder Di c k h ä u t e r repräsentirt, da dieses Land nebst dem grössten
und dem kleinsten Vertreter (Elephant und Baumschliefer) eine
besondere, zwerghafte Form von Flusspferd, sowie auch das Pinselschwein
beherbergt.
Der E l e p h a n t (Elephas africanus) kommt, trotzdem von Ein-
gebornen häufig Jagd auf ihn gemacht wird, noch stets in den
Waldgebieten, oft ganz nahe der Küste, vor, und in den mehr
offenen Gegenden der Mandingoebene hat ihn der liberianische
Reisende Andekson noch in ganzen Rudeln angetroffen. Im Jahre
1885 wurde ein junger Elephant bei meiner früheren Station
Kissicoro, in der Nähe von Robertsport , erlegt. In der Waldregion
findet man die Elephanten meist einzeln, wie derjenige
beweist, welcher sich in der Gegend von Soforeh Place herumtriebJ).
Dass am oberen Du Queah River noch zahlreiche Elephanten Vorkommen
und sich dort auch fortpflanzen, habe ich bei der
Beschreibung meiner Fahrt nach den Wasserfällen, jenes Flusses
erwähnt; auch hat Stampeli ein nicht völlig erwachsenes Exemplar
am Farmington River geschossen. Wie Stampeli bei dieser
Gelegenheit constatiren konnte, fällt der Elephant den Jäger
nicht an, so lange er nicht angegriffen wird. Im Gegentheil versucht
er lieber, trotz seiner Grösse, sich durch lautloses Stillestehen
dom Auge* des Jägers zu entziehen, was ihm jedenfalls
oft genug gelingen mag. S tampfli sah sein Exemplar erst in
einer Entfernung von 15 Schritten bewegungslos vor sich stehen -
und jagte ihm eine gewöhnliche Büchsenkugel. durch den Kopf,
worauf der Koloss sich brummend auf den Hintern niederliess,
fl Siehe I. Band, pp. 137 u. 141.
einige Male den Rüssel hin und her schwang und dann todt
zusammenbrach. Ich halte denn auch Kugeln mit Stahlspitzen
und sogar gehärtete, aus Blei mit einem Zusatz von Zinn
gegossene Kugeln für entbehrlichen Luxus. Wie es scheint,
hält sich der Elephant gern in der Nähe von Flüssen auf, in
welchen er sich häufig badet. Dass er ein vorzüglicher Schwimmer
ist, habe ich in Soforeh Place zu beobachten Gelegenheit
gehabt. Die Weise, in welcher die Eingebornen die Elephanten-
jagd betreiben, würde schon früher (siehe vorn, p. 267) ausführlich
beschrieben. Dass aber durchschnittlich sehr wenig Elephanten
erlegt werden, beweist die geringe Ausfuhr von Elfenbein. Diese
betrug z. B. in 1884 nach den statistischen Angaben der liberianischen
Staatsrechnung nur 1738 englische Pfund, ein Gewicht,
welches die Stosszähne von ungefähr 20 Elephanten repräsentiren
dürfte.
Ein ganz merkwürdiges Thier ist das l ib e r i a n i s c h e F l u s s p
fe rd (Ghoeropsis liberiensis), bei den Liberianern sea-cow oder
water-cow, bei den Vey mali genannt. Dasselbe kann als der Zjverg
unter den Hippopotamen betrachtet werden, denn das ausgewachsene
Männchen ist bei einer Körperlänge von 1,4 M. nur
80 Cm. hoch, und das Weibchen bleibt an Grösse sogar noch
etwas hinter dem Männchen, zurück. Abgesehen von seiner
geringen Grösse und einigen ändern Merkmalen unterscheidet es
sich vom Nilpferde namentlich durch eine geringere Anzahl von
Schneidezähnen im Unterkiefer, da es deren nur zwei statt vier
besitzt. Das ausserordentlich plumpe Thier ist oben glänzend
grünlich blauschwarz, welche Farbe auf den Seiten nach dem
Bauche, hin durch graugrün in ein gelbliches Grün übergeht.
In seiner Lebensweise nähert sich der liberianische Hippopotamus
mehr dem Schweine als seinem Namensvetter. Auch lebt er
nicht in Trupps beisammen wie der Letztere, sondern durchstreift
den Wald stets allein, und es scheint, dass jedes einzelne
Paar, wenn die Thiere überhaupt paarweise leben, ein ausgedehntes
Gebiet inne hat, so dass dieser Hippopotamus, obwohl
überall wohlbekannt, nirgends häufig ist. Sein bevorzugtes
Element ist Wald und Sumpf; ins Wasser geht er nur um zu
baden oder wenn er einen Fluss zu kreuzen hat. Er ist —
LIBERIA, II. 25