republik Liberia angeschlossen, doch wünschte man nur eine
ConfÖderation, worin Maryland seine Selbstverwaltung garan-
tirt werden sollte, während Liberia eine totale Verschmelzung
mit seiner Republik verlangte, nach welcher Maryland einfach
eine neue Provinz geworden wäre. Um die aufrührerischen Eingebornen
zu unterwerfen, rief Maryland die Schwesterrepublik
um Hülfe an, und Benson zögerte nicht, eine Truppenabtheilung
unter dem Befehl von Roberts an Bord der „Hirondelle” einzuschiffen
und nach Cape Palmas zu senden. Der Sieg blieb auf
der Seite der vereinigten Colonisten, und bald darauf verlangte
Maryland, der Republik Liberia beizutreten. Am 24. Februar
1857 wurde der betreffende Vertrag durch den liberianischen
Congress ratifizirt, und seither bildet dieser frühere Freistaat
unter dem Namen Ma ry l a n d County die südöstliche Grenzpro-
vinz der Republik Liberia. Infolge dieses Zutritts wurde die liberianische
Verfassung dahin abgeändert, dass die MitgTiederzahl des
Senats auf acht erhöht wurde, da jetzt Maryland als vierte
Provinz ebenfalls zwei Mitglieder zu wählen hatte. Ferner sollte
fortan die Provinz Messurado wie früher vier, die drei übrigen
Counties aber je drei Abgeordnete in das Repräsentantenhaus
wählen können, und dies ist so geblieben bis auf den heutigen Tag.
Im Jahre 1858 fand ein Ereigniss sta tt, das für Liberia leicht
nachtheilig hätte werden können. Es erschien nämlich- an der
Kruküste ein französisches Schiff, die „Regina Coeli”, um Kruneger
als Arbeiter anzuwerben. Erst an Bord vernahmen die ange-
worbenen Leute, dass sie nach Westindien gebracht werden
sollten. Sie fürchteten nun, dass sie durch die Häuptlinge, mit
denen der Kapitän unterhandelt hatte, verkauft seien und in
die Sklaverei gehen würden. Während nun der Kapitän am
Lande war, bemächtigten sie sich des Schiffes und ermordeten
mit Ausnahme des Arztes die ganze weisse Bemannung. Das
Schiff, das nun unbemannt auf den Wellen des Oceans trieb,
wäre unzweifelhaft gestrandet, wenn nicht ein vorbeikommender
engüscher Postdampfer dasselbe ins Schlepptau genommen und
in den Hafen gebracht hätte. Es wurde im Aufträge der französischen
Regierung eine Untersuchung eingeleitet; welche ergab,
dass Liberia für diese auf einem Missverständniss beruhende
Meuterei nicht verantwortlich gemacht werden könne. Damit
war die Sache abgelaufen.
In diese Zeit fällt auch eine interessante Forschungsreise,
welche die zwei Liberianer Seymour und Ash ins Innere des
Landes unternahmen1). Diese Reise dauerte über 6 Monate und
wurde in einer Reihe von Nummern des . Liberia Herald
(1859) beschrieben. Die beiden Reisenden drangen bis an das
Konggebirge vor, wo sie die Stadt Quanga an trafen, deren
Abstand von Monrovia sie auf 287 miles schätzten. Obschon die
Reise kein wissenschaftliches Gepräge trug, ist sie doch immerhin,
wie auch die spätem Reisen von B. Anderson, ein Beweis, dass
auch unter den Liberianern die Lust zu Forschungsreisen im
Innern nicht gänzlich fehlt. Schade, dass sämmtliche derartige
Reisen bisher nicht im Stande gewesen sind, einen dauernden
und gewinnbringenden Verkehr mit den arbeitsamen und wohlhabenden
Stämmen des weiten Innern zu Stande zu bringen.
Während Benson’s zweiter Amtsperiode entstanden allerlei
Verwicklungen zwischen Liberia und England, die sehr bald
einen äusserst ernsthaften Charakter annahmen und in denen
Liberia als die schwächere Partei jedesmal den Kürzern zog.
Es hatten sich nämlich in den durch Liberia erworbenen Grenzdistrikten,
in welchen nirgends ein liberianischer Zollbeamter zu
finden war, einige englische Kaufleute angesiedelt, welche ihre
Waaren viel billiger importiren konnten, als z. B. diejenigen in
Cape Mount, woselbst durch die Liberianer Eingangszölle erhoben
wurden. Der reichste und mächtigste dieser Kaufleute war John
Myers Harris, ein äusserst energischer und tüchtiger Mann,
der an verschiedenen Orten zwischen Sherbro und dem Manna
River Faktoreien errichtet hatte und so billig importirte, dass
sich nach und nach ein guter Theil des Handels im Hinterlande
von Cape Mount nach dem Manna River hinzog. Im Jahre 1860
nun wurden durch ein liberianisches Zollschiff zwischen Cape
Mount und Manna zwei diesem Kaufmanne gehörende Fahrzeuge
genommen — wie man sagt, weil man sie wegen Sklavenhandels
in Verdacht hatte — und nach Monrovia gebracht, wo man
') Proceedings Royal Geogr. Society, London 1860 p. 184 und 185.