Der inländische Reis (country-rice) wird vorzüglich durch die
Stämme westlich vom St. Paul’s River gepflanzt, und zwar in
Jahren des Friedens in solchen Mengen, dass die Faktoreien in
Cape Mount denselben auf kaufen, um ihn östlich von Monrovia,
wo die Eingebörnen fast ausschliesslich von Cassaven leben, zu
importiren.
Das Zerreiben der Körnerfrüchte zwischen Steinen, wie es bei
Negern vieler anderer Gegenden üblich ist", habe ich in Liberia
nie beobachtet. Wohl aber wird junger, noch milchiger Reis in
grossen Pfannen über dem Feuer getrocknet, durch Stampfen
von den Hüllen beifeit und dann geröstet, worauf man ihn zu
einem sehr wohlschmeckenden und angenehm duftenden Mehl
oder eigentlich Gries zerstampft, das bei den Negern unter dem
Namen rice-bread oder, wenn es aus Mals bereitet ist, corn-bread
genannt wird.
Die Saatvorräthe werden bis zur Aussaat auf dem Dachboden
aufbewahrt und erst dann auf die oben beschriebene Weise ausgedroschen.
Es liegt aber in der Natur der Neger, in der Erntezeit
sorglos mit den Vorräthen umzugehen und für Tabak,
Branntwein und allerlei Tand einen grossen Theil derselben zu
veräussern. Reicht dann der Yorrath nicht bis zur folgenden
Ernte aus, so werden gar oft im Nothfalle die Saatvorräthe
angegriffen. Es kann daher kaum befremden, dass diese sorglosen
Kinder des Augenblicks beinahe alljährlich einige Monate darben
müssen, bis sie, ohne die eben erhaltene Lehre zu beherzigen,
wieder im Ueberflusse schwelgen.
Bedeutend besser als die Körnerfrüchte sind die Kn o l l en f
r ü c h t e vertreten. Von allen diesen wird die Ka s s a v e oder
der Maniok (Manihot utilissima, Pohl), eine Euphorbiacee, und
die sogenannte süsse Kartoffel oder B a t a t e (Batatas edulis
Choisy) gebaut. Beide scheinen amerikanischen Ursprungs zu sein
und wurden wahrscheinlich durch Sklavenhändler eingeführt.
Die Ka s s a v e ist in Liberia unter dem Namen Cassada bekannt
und wird mit Vorliebe von den Eingebörnen gepflanzt, jedoch
vielfach an die Liberianer verkauft. Sie gedeiht in jedem Erdreich,
am besten jedoch auf gerodetem Waldboden. Bei der Anlage
einer neuen Pflanzung legt man etwa fusslange Stecklinge, die
durch Zerstückeln-von Stengeln alter Pflanzen gewonnen werden,
auf einen Schritt Abstand von einander in hohe, lose aufgehäufte
Erdwälle. Da man die Anpflanzung bei Beginn der Regenzeit
vornimmt, so treiben die Stecklinge sehr rasch, und die jungen
Pflanzen wachsen während der Regenzeit ohne weiteres Zuthun
kräftig auf, ohne auf ihren
Erdwällen unter der überhandnehmenden
Nässe zu leiden.
. Eine gut angelegte Kassave-
farm hat dann am Ende der
Regenzeit ein ganz stattliches
Aussehen. Auf den fingerdik-
ken, geknoteten, bis zwei M.
hohen, geraden Stengeln breiten
sich die Kronen von hellgrünen
, grossen, handformig
getheilten Blättern aus, die
zusammen während der regen-
losen Zeit den Boden vor allzustarkem
Austrocknen schützen.
In der Erde haben sich nach
etwa einem halben Jahre schon
grosse, dahlienähnliche Wurzelknollen
entwickelt, die bereits
gesammelt' werden können.
Der grosse Vorzug der
Kassave nämlich ist der, dass
die Brauchbarkeit ihrer Wurzelknollen
nicht von einer be-
Kassavestrauch. stimmten Reifezeit abhängt
(Manihot utilissima, Pohl). und man sich, sobald sie eine
annehmbare Grösse erreicht
haben, täglich seinen Bedarf holen, die übrigen aber ruhig fortwachsen
lassen kann. Die Kassaven können mehrere Jahre aus-
dauern, und ihre langen Wurzelknollen werden dann armdick,
ohne darum weniger schmackhaft zu sein. Geraspelt und ausgewaschen
liefern sie ein vorzügliches Stärkemehl. Sie sind viel