tragen, sind die Weibchen sowohl als die Jungen ganz verschieden
und sehr unscheinbar gezeichnet.
Eine der interessantesten Gruppen der ganzen liberianischen
Omis bilden die Sperlingsvögel, die unsern Sammlungen nicht
weniger als 28 verschiedene Arten geliefert haben, und unter
diesen stehen, was die Kunstfertigkeit im Nestbau betrifft,
unstreitig die W e b e r v ö g e 1
obenan. Unter denselben erwähne
ich in erster Linie die
Re t o r t e nwe b e r (Malim-
bus), welche, fast ausschliesslich
Bewohner des Hoch- und
Buschwaldes, ihre retortenförmigen
Nester mit mehr oder
weniger langer Schlupfröhre
in Bäume und Sträucher zu
hängen pflegen. Sämmtliche
vier in Libéria gefundenen
Arten zeichnen sich durch
gedrungenen Körperbau, starken
Schnabel und schwarze
Farbe des Gefieders aus,
welche je nach der Art an
verschiedenen Stellen, namentlich
an Kopf, Brust und
den unteren Schwanzdecken
durch intensives Roth ersetzt
wird. Das hier abgebildete Nest
von Malimbus scutatus fand ich Retortenweber (Malimbus scutatus, Cass.), . -, ,.
Männchen und Weibchen mit Nest. m der Nähe unSerer Statlon
Hokhiö in der Astgabel eines
niedrigen Baumes in dichtem Buschwald, etwa 10 Fuss über
dem Boden. Es war aus etwas spröden und stachelig anzufühlenden
Pflanzenhalmen geflochten, und während das Weibchen
bereits auf den Eiern sass, arbeitete das Männchen noch emsig
an der Verlängerung der Röhre weiter.
Zn den ersten auffälligen Erscheinungen auf ornithologischem
Gebiete, welche die Aufmerksamkeit des neu Angekommenen
fesseln und ihn mit Bewunderung erfüllen, gehören unzweifelhaft
die Brutcolonien der eigent l ichen Weher (P. locem). Die gewöhnlichste
Art derselben ist P. vu/wMatm (P. texU/r der Autoren),
welcher in grossen Colonien von zwanzig bis gegen hundert
Paaren auf Wollbäumen und isolirten Oel- und Kokospalmen
(siehe vorn, Taf. XXI), am liebsten mitten in Negerdörfem oder in
deren unmittelbarer Nähe, seltener in den Randgebieten nicht allzn
dichter Wälder nistet und in allen Hafenplätzen Liberia’s angetroffen
wird. Mitten in der liberianischen Niederlassung Robertsport
fanden wir eine Brutcolonie dieser A rt, zusammen mit einer
solchen des b r a u n e n We b e r s (Ploceus castaneofuscus'), in
einem und demselben Baum. Während des Nestbaues, zu welchem
kaum mehr als zwei Tage erforderlich waren, herrschte unter
diesen Vögeln solch ein ohrbetäubender Lärm, dass neben ihm
das Gezeter einer zankenden Spatzenbande als liebliche Musik
erscheinen möchte. Kaum hatte der Eine mit vieler Mühe etwas
geeignetes Material herbeigeschafft und war er wieder wegge-
flogen, so kam gleich ein Anderer und zerrte das eben Gebaute
aus einander, um es zu seinem eigenen Nestbau zu verwenden.
Heftige Kämpfe waren die unmittelbare Folge solchen Hausfriedensbruchs
, und bevor unter wüthenden Schnabelhieben links
und rechts die Federn davonflogen und das nöthige Blut geflossen
w a r, konnte das palaver nicht beigelegt werden. Eigenthümlicher
Weise scheint die erstgenannte Art gerne in Bäumen zu nisten,
in denen der Geierseeadler (Gypolaerax angoimsis) seinen Horst
aufgeschlagen h a t; wenigstens fand ich in der Gegend von Grand
Cape Mount kaum einen solchen Horst, der nicht von emer
Webervogel-Colonie umringt gewesen wäre. Ob der schwarz
weisse Räuber es liebt, in solch lärmender Gesellschaft senen
Wohnsitz zu wählen, oder ob die Weber sich im Gefühle
grösserer Sicherheit bei einem solchen niederlassen, vtmnag ich
nicht zu entscheiden; doch möchte ich mit Hinacht auf die
grosse Dauerhaftigkeit des Räuberhorstes das Letztere vennnthen.
Die Nester von P. cucußatus sind kaum von denjenigen des P .
castaneofuscus zu unterscheiden. Beide an d kugelig, fest nteren-
förmig. Das Schlupfloch befindet sich stets unten, und daneben