nähme sind sie fleissige Ackerhauer, aber auch leidenschaftliche
Spieler. Der Islam hat unter diesem Stamme grosse Fortschritte
gemacht und rückt aus dem Innern her immer näher an die
Küste vor.
Die westlich vom Manna River ansässigen Ga l l i n a s -St ämme
Schemen meist aus dem Innern her eingewandert zu sein. Sie
stehen seit der Erledigung der Grenzregelungsfragen unter Oberhoheit
von England, das aber, wie auch Liberia, ihren Fürsten
volle Autonomie gelassen hat. Die meisten dieser Stämme sind
sehr kunstsinnig; sie machen schöne Schnitzarbeiten in Holz
und besitzen viele gute Silberschmiede. Auch bei ihnen hat der
Islam Eingang gefunden und breitet sich immer mehr aus. Die
Küstenbewohner unter ihnen, bis an die Bucht von Sherbro hinauf,
sprechen die Yey spräche.
Der Deh- S tamm, ebenfalls mit eigener Sprache, war früher
viel mächtiger als jetzt. Er umfasst gegenwärtig nur noch einige
kleine, inselartig von ändern Stämmen umschlossene Gebiete am
Little Cape Mount River, am mittlern St. Paul und hinter Monrovia.
Die Angehörigen, dieses Stammes sollen gegenwärtig nur
noch in vier oder fünf Dörfern gefunden werden.
Einen sehr mächtigen und einflussreichen Stamm bilden die
Golah. Diese sind kriegerische, ränkesüchtige und diebische Leute,
die gern stets bewaffnet einhergehen und stolz auf ihre Tapferkeit
sind. Es geht ihnen viel von der Gutmüthigkeit und Dienstfertigkeit
der Yey ab, und schon ihre Sprache klingt rauher,
als diejenige der Yey. Da sie am unbefahrbaren Mittelläufe des
St. Paul wohnen und infolgedessen der Yerkehr mit ihnen sehr
gering ist, sind sie finsterer und zurückhaltender gegen Fremde
als die Yey. Sie betrachteten unsem Besuch stets mit einigem
Misstrauen, und ihre Häuptlinge suchten unser Yorrücken theiis
aus Argwohn, theiis aber auch aus Habgier, auf alle mögliche
Weise zu verhindern, was ihnen auch, da wir zum Weiterreisen
vollständig auf Träger aus ihrem Stamme angewiesen waren,
nur zu gut gelang.
Das Gebiet der Golah erstreckt sich vom St. Paul westwärts
hinter dem Gebiete der Yey durch bis an den Mahfa River. Im
Norden wird es durch dasjenige des Condo- oder Boa t swa i n -
St amme s begrenzt, so genannt nach seinem frühem Könige
B o a t s w a i n , und dieses wieder von dem Lande der Busy. Hier
hat der eigentliche Urwald bereits aufgehört, ein geschlossenes
Ganzes zu bilden. Diese Gegend ist vielmehr ein ziemlich offenes,
welliges Hügelland, in welchem Grasflächen und bebaute Thäler
mit waldbedeckten Hügeln abwechseln. Die Busy sind ein fleis-
siges, Ackerbau treibendes Yolk, pflanzen viel Baumwolle,
weben viele Tücher und haben grosse Märkte in stark befestigten
Städten.
Erst hinter diesem Gebiet und demjenigen des östlich von ihnen
wohnenden Barline-Stammes beginnt die eigentliche, beinahe waldlose
Mandingo-Hochebene, die von den weit verbreiteten Man-
d in g o -St ämme n bewohnt wird (siehe erster Band, Seite 45).
Die Mandingo sind berühmt durch ihre Kunstfertigkeit im Bearbeiten
von Leder. Wie die Busy und Barline, so haben auch
sie eigene Eisenschmelzöfen und sind sie vortreffliche Schmiede,
Weber und Ackerbauer. Sie sind fast ohne Ausnahme Moha-
medaner, und die vielen Mandingo-Derwische sind stets eifrig
bestrebt, dem Islam auch bei den benachbarten Fetischdienern
Eingang zu verschaffen. Es herrscht unter ihnen ein hoher Grad
von Bildung und Civilisation, die sich sogar bis in den Yey-Stamm
hinunter merkbar macht.
Was von den Busy und Mandingo gesagt ist, gilt auch grossen-
theils für die östlich vom Mittelläufe des St. Paul wohnenden
Pe s s y und in noch höherm Maasse für ihre Hintersassen, den
Stamm der B a r l i n e . Die Mamba, früher um das Yorgebirge
Messurado herum ansässig, sind fast gänzlich in den Liberianern,
besonders den zahlreich dort wohnenden sogenannten Congo-
negern und zahlreichen Kru aufgegangen. Einige änselartig im
Gebiet zerstreute, in kleinen Dörfern zusammenlebende Ueberreste
dieses Stammes, der früher den ersten Colonisten' das Leben
oft sauer gemacht, haben sich noch so gut wie intakt zu
halten gewusst. Die Qu e a h und die benachbarten G i b i sind
noch echte Fetischdiener und von Liberia fast gänzüch unabhängig.
Die beiden letzteren Stämme sprechen einen Dialekt der
Bassasprache.
Die Ba s s a sind in mancher Hinsicht, auch was ihre Sprache