Stammes vorzurücken. Bei dem Brande in Manna aber verlor
H a e e is , der dort eine Faktorei hatte, mit einigen ändern englischen
Kaufleuten ein Quantum Palmöl und Palmkerne, da sie
versäumt hatten, diese rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Dies
geschah im April 1871.
Bei seinem Amtsantritt im nämlichen Jahre war Präsident
R o b e r t s eifrig bestrebt, den in der Entschädigungscommission
von 1861 vereinbarten Schadenersatz von 15,000 Dollars zu Händen
von Mr. H a r r is an England 'abzubezahlen, und in 1872 wurde
diese Summe wirklich entrichtet. Wie Colonel W a u w e rm a n s sehr
richtig bemerkt, war dies eine weise Maassregel, denn durch die
Bezahlung des Schadenersatzes zeigte Liberia, dass es sich der
Verantwortlichkeit für den durch die Eingebornen den Engländern
zugefügten Schaden nicht entziehen wolle, während England durch
die Annahme der Entschädigungssumme das Besitzrecht Liberia’s
über die bestrittenen Gebiete anerkannte1).
Während der ersten Amtsperiode G a r d n e r ’s , des Nachfolgers
von Präsident R oberts (1877 — 1879), wurde von Seiten Englands
die Grenzfrage aufs Neue zur Sprache gebracht und dieselbe
überdies mit einer Schadenersatzforderung im Betrage von über
80,000 Dollars von Seiten der in 1871 bei dem lieberfall von
Manna geschädigten englischen Kaufleute verbunden. Obsehon die
einsichtigsten Staatsmänner in Liberia dagegen protestirten, war
Ga r d n e r schwach genug, in die englischerseits vorgestellte Ernennung
einer neuen Commission einzuwilligen, wie sie in dem von
R o t e in London (1871) Unterzeichneten Aktenstücke vorgestellt
worden war, und welcher die beiden obgenannten Fragen zur
Beurtheilung unterbreitet werden sollten. Die Zusammenkunft
sollte am 1. Januar in Freetown stattfinden.
Rechtzeitig dort angekommen, mussten sich die liberianischen
Bevollmächtigten allerlei Demüthigungen gefallen lassen, und dem
von der amerikanischen Regierung abgeordneten, unparteiischen
Mitglied der Commission, dem Commodore B r a d f o r d , wurde es
bald klar, dass die Engländer durch allerlei Verzögerungen nur
Zeit gewinnen wollten, um durch Bestechung die Gallinasfürsten
J) W a u w e b m a n s , p . 184.
zu der Aussage zu bewegen, dass die j Kaufsummen für ihre
Ländereien durch Liberia nie bezahlt worden seien.
Ueberhaupt bestritten die Engländer die Echtheit der die fraglichen
Gebiete betreffenden Abtretungsverträge, sowie das Recht
der Gebietsabtretung jener Gallinashäuptlinge, welche in den
verschiedenen Aktenstücken ihren Namen mit dem üblichen
Kreuze bekräftigt hatten.
Als aber die liberianischen Abgeordneten die Urkunden über
die in 1819 an General T u r n e r gemachten Abtretungen zu sehen
wünschten, legten die englischen Abgeordneten an deren Statt
einen Brief des Gouverneurs R owe vom 12. Februar vor, im
welchem der Commission die Einsichtnahme dieser Titel verweigert
wurde, und diese Weigerung wurde in einem Schreiben
von Lord S a l isb u r y vom 21. Januar, welches die Commission einige
Tage später erhielt, bestätigt. Die Commission beschloss nun
eine neue Zusammenkunft auf den 1. April in Sulymah, um an
der Hand der liberianischen Aktenstücke die inzwischen vorbereiteten
Häuptlinge der Gallinas an Ort und Stelle zu verhören.
Dass das Verhör zu Gunsten der Engländer ausfiel, braucht
kaum gesagt zu werden. Das einzige Resultat dieser Zusammenkunft
war, dass die Entschädigungsforderung der englischen
Kaufleute auf die Hälfte reduzirt wurde.
Auch die unverschämten Schadenersatzforderungen der englischen
Kaufleute wurden lebhaft diskutirt. Es wurde nach W a u w e r -
m a n s z. B. constatirt, dass durch Einen jener Leute als Entschädigung
für zwei eingebüsste Gefässe, zum Messen von Palmöl,
deren wirklicher Werth zusammen etwa 4 S h illin g s betrug,
zwei Pfund (40 S h illin g s) verlangt wurde. H a r r i s kam unter
anderm sogar mit Forderungen an, welche durch die gemischte
Commission von 1869 bereits f ü r ungültig erklärt worden waren. Und
als die liberianischen Delegirten die/Entscheidung dem unparteiischen
amerikanischen Abgeordneten anheimzustellen vorschlugen
, erklärten die englischen, dass ihre Instruktionen ihnen die
Zustimmung zu diesem Vorschläge nicht erlaubten. Ueberhaupt
wurde es je länger je deutlicher, dass die Engländer, welche in
1864 den Gallinas River, in 1870 aber den Sulymah, eventuell
sogar den Manna River als Grenzfluss vorschlugen, jetzt, nach