River, nahe bei dessen Mündung, zurückziehen, woselbst- der
bereits genannte Mulatte Mill seine Faktorei etablirt hatte. Ob in
dem vorgenannten Contrakt nicht deutlich genug stipulirt war,
dass die Bushrod-Insel ebenfalls zu dem abgetretenen Grundgebiete
gehöre: genug, die Colonisten glaubten Anspruch auf die Insel
zu haben, während die Eingebornen dieses Recht entschieden
bestritten und als die stärkere Partei ihrer Ansicht Geltung zu
verschaffen wussten. In dieser kritischen Lage, durch Mangel an den
nothdürftigsten Existenzmitteln entmuthigt, durch die eingetretene
Regenzeit an allen Unternehmungen verhindert und fortwährend
von den Eingebornen bedrängt, entschloss sich A y r e s , mit denjenigen
Colonisten, die dies wünschenswerth fänden, nach Sierra
Leone zurückzukehren. W il t b e r g e r erklärte bleiben und sich um
jeden Preis der gesundem Anhöhen des Vorgebirges bemächtigen
zu wollen. Einen äusserst muthigen Genossen fand er in E l i ja h
J o h n so n , einem der Mitglieder der unglücklichen Expedition
nach Sherbro. Als A y r e s dem Letzteren anböt, ihn nach Sierra
Leone mitzunehmen, . erwiederte dieser: „Zwei Jahre lang
habe ich eine Heimat gesucht, hier habe ich sie gefunden, ich
bleibe!”%
Während A y r e s nach Sierra Leone zurückkehrte, machte
W il t b e r g e r mit einigen seiner Leute den ersten Versuch, sich
auf dem Rücken des Vorgebirges anzusiedeln, indem er im Juni
1832 zum grossen Staunen der Eingebornen dort, wo jetzt die
Hauptstadt des Landes liegt, Bäume fällte und einige Blockhäuser
errichtete. Bald darauf kehrte er, vom Fieber erschöpft, nach
Sierra Leone, und von dort mit Dr. A y r e s nach Amerika zurück,
die Leitung der immer mehr zusammenschmelzenden Colonie
seinem muthigen Gefährten E l i ja h J ohnson anvertrauend. Dieser
entschloss sich, gezwungen durch die ungesunde Lage der Insel,
woselbst der Aufenthalt durch die vorgerückte Regenzeit noch
bedenklicher wurde, mit dem Rest seiner waffenfähigen Genossen
(21 Mann) die Höhen des Vorgebirges definitiv in Besitz
zu nehmen. Es kam dabei zu einem ernsten Gefecht mit den
Eingebornen, bei welchem der Kapitän eines zufällig angekom-
’ ) W a u w e r m a n s , p . 11 9 .
menen englischen Kriegsschiffes seine Hülfe anbot, unter der
Bedingung, dass ihm J ohnson ein Stück Land abtrete, gross
genug, um seine Flagge aufzupflanzen. Dieses Angebot wurde
von der Hand gewiesen und der Feind ohne fremde Hölfe zurückgeschlagen.
Nicht lange dauerte es, bis eine günstige Wendung eintrat.
Am 8. August kam nämlich die von der Amerikanischen Regierung
ausgerüstete Brigg „Strong” von Baltimore an, und mit
ihr 53 neue Colonisten unter dem weissen Führer J e h u d i A shmtjn.
Die Muthlosigkeit, die sich bereits der Colonisten bemächtigt
hatte, machte einer grossen Begeisterung Platz, und mit vieler
Energie wurden nene Wohnhäuser gebaut, da die 30 Hütten
nicht hinreichten, um auch die neuen Ankömmlinge aufzunehmen.
Durch L ot Ca r e y wurde eine in Richmond in Virginia erbaute
und an Bord des Schiffes mitgebrachte Kirche aufgestellt und
feierlich eingeweiht.
Unter den 130 Colonisten befanden sich nur 35 waffenfähige
Leute, wovon 6 noch unter 16 Jahren. Unter der Leitung
A shmitn’s wurde nun fleissig exercirt und die Niederlassung so
rasch wie möglich in Vertheidigungszustand gesetzt. Da die
drohende Haltung der Eingebornen neue Angriffe befürchten
Hess, wurde mit grossem Eifer an der Befestigung der Niederlassung
gearbeitet, „die Axt in der einen, das Schwert in der
ändern Hand.” Auf dem äussersten Vorsprung des Vorgebirges
und zugleich dem höchsten Punkte, nahe dem Platze, an dem jetzt
der Leuchtthurm steht, wurde eine Art mit Palissaden umzogener
und mit fünf Kanonen armirter Festung angelegt. Der Wald
im Umkreise der Ansiedlung Wurde abgeholzt, und unter den beiden
tapfern Männern Ca r e y und J ohnson, die im letzten amerikanischen
Kriege gegen die Engländer gefochten hatten, wurden alle nur
möglichen Vorsorgen zur Abweisung eines voraussichthchen
Anfalles genommen und alle Nächte 20 Mann auf Vorposten
gestellt. L ot Ca r e y verfertigte Räder und Lafetten, um zwei
Kanonen zur Unterstützung der Vertheidigung beweglich zu
machen. Während der Regenzeit starb A shm u n ’s Gattin an Erschöpfung.
Zu Ende der Regenzeit begannen die Feindseligkeiten
auf Neue, und A shm u n ertheilte daher den strengen Befehl,