schwung vollzogen. Dieses hat wahrscheinlich ungemein rasch
die früher allgemein üblichen Bogen und Pfeile verdrängt, doch
sind die Eingebornen immerhin conservativ genug, um dem
alten Steinschlossgewehr vor einer Perkussions- oder gar Hinterladungswaffe
den Vorzug zu geben. Diese Steinschlossgewehre,
die in den Faktoreien zu 3—6 Dollars das Stück verkauft werden
, sind entweder ausrangirte und wieder mit einem Steinschloss
versehene Perkussionsgewehre der verschiedensten europäischen
Armeen, oder aber neues, eigens zu diesem Zwecke hergestelltes
dänisches und englisches Fabrikat, das jedoch betreffs Solidität
meist viel zu wünschen übrig lässt. Nach dem Verkaufe von Gewehren
und Schiesspulver in den Faktoreien zu urtheilen, sollte man eiwarten
, dass beinahe die Hälfte der inländischen Bevölkerung der Jagd
obläge; doch werden die wenigsten Gewehre zur Jagd verwendet,
sondern dienen dazu, bei Begräbnissen und Todtenfeiern grösser
Leute die nöthigen Salven abzugeben.
Das den Eingebornen gelieferte Schiesspulver ist sehr grobkörnig
und hat das Aussehen von Sprengpulver. Es wird in den Faktoreien
in kleinen hölzernen Fässchen von 4—12 Pfund verkauft.
Auch die Feuersteine werden aus Europa eingeführt. Als Schrot
verwenden die schwarzen Jäger, selbst viele Liberianer nicht
ausgenommen, Bruchstücke von zerschlagenen, gusseisernen Töpfen,
alten Ketten und dergleichen.
Das Gewehr wird wie eine Hacke mit nach vorn gerichtetem
Laufe auf der Schulter getragen und die Zündpfanne durch ein
über den Lauf anschiebbares Futteral von Antilopenhaut (siehe
I. Band, Taf. XII) vor Thau und Regen geschützt. -
Die Ausrüstung eines inländischen Jägers besteht gewöhnlich
nebst dem Gewehr aus einer Jagdtasche von Thierfell, die an
einem Band unter dem linken Arme getragen wird, und die einigen
Mundvorrath nebst etwas Blättertabak, oft auch einen irdenen
Pfeifenstummel, Feuerzeug (Stahl und Stein) oder ein Schnupftabakshorn
enthält. An der einen Seite der Tasche hängt in
der Regel ein lederner Köcher mit den oben genannten Projektilen,
auf der ändern ein aus einer kleinen Flaschenkürbis verfertigtes
Pulverhorn. In einer Schleife an der Rückseite der Tasche steckt gewöhnlich
ein breites, zweischneidiges und vorn spitziges Schwert mit
Scheide und lederbekleidetem, hölzernem Griff (Taf. XXIV, Fig. 1).
Der Eingeborne ist selten ein besonders guter Schütze und
vermeidet es trotz seiner oft wahrhaft grauenerregenden Ladungen,
auf grössern Abstand zu schiessen. Es ist ihm selbstverständlich
ein Leichtes, seinen nackten Körper über den Boden hinschiebend,
mit wahrer Katzenbedächtigkeit und vollkommener Geräuschlosigkeit
sich dicht an das Wild, das er weit eher bemerkt
als ein Weisser, hinanzupürschen. Ist er endlich so nahe gekommen,
dass er sich nicht mehr weiter wagen darf, dann schiesst er
demselben, das Gewehr mit beiden Händen möglichst weit vorstreckend,
seine Handvoll Topfstücke in den Leib, so dass es in
Stücke gerissen und zu Sammelzwecken sehr oft untauglich
gemacht wird.
Sehr bezeichnend ist die Weise, in der ich bei den Golah und
Pessy die Elephantenjagd ausüben sah. Die Jäger ziehen zu 5
bis 6 Mann zusammen aus und nehmen für Wochen lang ihren
Mundvorrath mit. Statt mit Kugeln schiessen sie den Elephanten
mit einer Art Speer, der aus inländischem Eisen geschmiedet ist,
vorn eine breite Schnittfläche hat und hinten in einen hohlen Stiel
ausläuft. Dieser Letztere wird auf einem besenstielartigen,
etwa l 1/* Meter langen, hölzernen Schaft befestigt, der seinerseits
genau in den weiten Lauf des grossen Elephantengewehres passt.
Dieser Speer nun wird aus grösser Nähe auf den Elephanten abgeschossen
, worauf der Letztere, mit einem oder mehreren der mörderischen
Geschosse im Leibe, in rasender Eile den Wald durchrennt,
bis die Schäfte abbrechen, während der Speer selbst in der
Wunde sitzen bleibt und der Koloss endlich an Blutverlust verendet..
Die Jäger kostet es selbstverständlich wenig Mühe, der
Fährte zu folgen und das Thier aufzufinden. Mit einer Axt werden
ihm dann die StosszähneL ausgehackt, die saftigsten Theile wie
Rüssel und Füsse als Provision gebraucht, der Schwanz aber als
Es giebt bekanntlich. Stosszähne von afrikanischen Elephanten, die gegen
200 Pfund wiegen. In den liberianischen Faktoreien gehören aber solche von
80 Pfund zu den grössten Seltenheiten, während das Gewicht der gewöhnlich
angebotenen Waare zwischen 20 und 40 Pfund zu schwanken scheint, so dass
man beinahe an eine liberianische Zwergform des Elephanten zu glauben geneigt
wäre, ähnlich wie dies mit dem liberianischen Flusspferd der Fall ist.