senen Baumes nicht nachsteht. In ihrem dritten oder vierten
Jahre ist sie ausgewachsen, d.h. ihr Stamm ist dann bei einer
Höhe von 6 - 8 Meter kaum schenkeldick. Da dieser Baum keine
eigentliche Holzpflanze ist, so erträgt er kaum, dass ihn jemand
erklettert, und man stösst oder schlägt daher die Früchte gewöhnlich
mit einer Stange (der Wedelrippe einer Weinpalme) herunter,
und ebenso seine Blätter, die oft zum Zudecken des Kochtopfes
sowie zum Waschen als Surrogat von Seife verwendet werden.
Sein Leben ist von kurzer Dauer, denn in seinem vierten oder
fünften Jahre stirbt er bereits ab. Da er sich jedoch sehr leicht
fortpflanzt und ohne menschliches Zuthun in der unmittelbaren
Nähe der Wohnungen aus weggeworfenen Samen aufkeimt und
gedeiht, so hat man sein frühes Absterben wenig zu bedauern.
Die Baummelonen werden mehr in halbreifem als in reifem
Zustande verwerthet. Die unreifen Früchte sind grün und liefern
eingemacht ein vorzügliches Mus, das viel an unser Apfelmus
erinnert. Mit stiller Wehmuth denke ich stets noch an die schöne
Zeit meines Aufenthaltes in Robertsport zurück, wo meine gute
alte Maky — Gott habe sie selig — mir eine ihrer herrlichen
Pawpawpasteten vorsetzte, wenn sie einmal besonders guter
Laune war! In reifem Zustande sind die Früchte als Gemüse
nicht mehr verwendbar, sondern werden sie als Obst betrachtet.
Sie sind dann blassgelb, haben ein zartes, durch übermässige
Sussigkeit beinahe widerliches Fleisch, das von Liebhabern mit
weissem Zucker oder auch mit Pfeffer und Salz gegessen wird.
Nebst dem Umstande, dass diese das ganze Jahr vorhandenen
Fruchte in einem gemüsearmen Lande, wie Liberia, nicht hoch
genug geschätzt werden können, ist es noch von Bedeutung,
dass sie, wie auch die Blätter, eine fleischzersetzende Eigenschaft
besitzen, wie sie bis jetzt noch bei keiner ändern Pflanze in diesem
Maasse beobachtet wurde. Zähes Fleisch von allen Thieren, das
auf gewöhnlichem Wege nicht gar wird, braucht nur kurze Zeit
vor dem Kochen in Papayablätter gewickelt zu werden oder
beim Kochen selbst etwas von dem bittern, gelben Milchsaft
dieser Pflanze zugesetzt zu erhalten, um weich zu werden. Es
ist dies eine namentlich für die dort weilenden Europäer nicht
zu unterschätzende Eigenschaft, während sie freilich für die mit
vorzüglichem Gebiss, kräftigen Kaumuskeln und starkem Magen
ausgestatteten Neger nicht so sehr von Bedeutung ist. Eigentlich
muss man sich wundem, dass dieses an der Küste wohlbekannte
Mittel nicht schon lange den europäischen Markt erreicht hat,
zumal dieser Milchsaft sich dort bequem in jeder nur gewünschten
Quantität sammeln und gewiss auch conserviren liesse.
Bevor ich nun zu den eigentlichen Obstarten übergehe, muss
ich noch einer Pflanze erwähnen, die ich schon unter den wildwachsenden
aufgeführt hätte, wenn sie nicht ursprünglich in
Amerika zu Hause und als Kulturpflanze nach Westafrika herübergebracht
wäre, woselbst sie nachher verwildert ist, nämlich
die An a n a s s t a u d e (Ananassa sativa, Lindley). Diese wird
eigentlich augenblicklich dort nirgends mehr kultivirt, findet sich
aber in verwildertem Zustande über ganz Liberia verbreitet.
Besonders häufig ist sie in den Gehölzen, welche inselartig über
die grossen Grassteppen verbreitet sind, und die Ananas-Stauden
mit ihren lanzettförmigen, sägerandigen Blättern stehen oft so
dicht beisammen, dass der Jäger, selbst wenn seine Beine durch
Wasserstiefel geschützt sind, sich kaum hindurchzuarbeiten vermag.
Die Haupt-Reifezeit fällt mit dem Ende der Trockenzeit zusammen,
und die herrlichen Früchte sind dann so allgemein,
dass man 2—5 für ein einziges Blatt Tabak erhält, wenn man nicht
vorzieht, sie selbst zu sammeln. Um zu sehen, ob sie schmackhaft
sind, pflegen die Eingebornen mit ihren Buschmessern eine
gut aussehende Ananas abzuschlagen und dann die Zunge an die
Schnittfläche zu halten. Ist der Geschmack süss, dann wird sie
mitgenommen, ist er aber herbe oder bitter, so wird sie weggeworfen.
Unter den als eigentliches Obst aufzuzählenden Früchten dürften
wohl der Pi sang (Musa paradisiaca, L., engl, plantain) und die
Ba na ne (Musa sapientum, Brown, engl, banana) den ersten Rang
behaupten. Ihre wohlbekannten, köstlichen Früchte sind in zahlreichen
Yarietäten und stellenweise in Menge vorhanden. Nach
de Candolle1) müssen alle cultivirten Pisang-Arten als zu einer
‘) A. de Candolle, l’Origine des plantes cultivées, in der Bibliothèque
scientifique internationale, Yol. XLIII. Paris, 1883, p. 243.