mit dem alten Spruch: „Wo nichts ist, hat der Kaiser sein
Recht verloren.” Die Deutschen aber dachten anders und sandten
die Gorvette aufs Neue hin, um das Geld einzutreiben. Als man
nochmals zögerte und sich mit der Leerheit der Staatskasse
entschuldigte, stellte der Commandant einen letzten Termin,
weigerte eine Abschlagszahlung, die man ihm überbrachte, anzunehmen
, weil seine Ordre auf den vollen Betrag laute, und liess
durchblicken, dass ein Bombardement in Aussicht stehe. Im
letzten Augenblicke wurde der fehlende Betrag durch die deutsche
und holländische Faktorei vorgeschossen, und damit war diese
Sache für immer erledigt.
Die Gefangenen wurden in Monrovia gut behandelt und, nachdem
sie einige Wochen gesessen hatten, gegen eine Bürgschaft von 5,000
Dollars wieder entlassen , da man einerseits es bald überdrüssig
geworden war, dieselben länger zu füttern, andererseits aber mit
den betreffenden Stämmen lieber in Freundschaft leben wollte.
Ein ähnlicher Fall ereignete sich'später bei River Cess. Dort
flihr nämlich der englische Postdampfer „Corisco” auf einen unter
Wasser befindlichen Felsen (siehe die Karte vom River Cess).
Mannschaften und Passagiere, worunter einige Damen, retteten
sich in den Böten, doch wurden sie durch die Eingebornen, die
in ihren Canoes massenweise herankamen, sta tt nach der holländischen
Faktorei, westlich von der Flussmündung an den Strand
gebracht und geplündert, nachher aber von Herrn E v e r t s , dem
holländischen Agenten, aufs Gastfreundlichste aufgenommen und
mit den nothwendigsten Kleidern versehen.
Nach Ablauf der Vice-Präsidentschaft A. F. R u s s e l ’s in 1883
wurde Professor H il a r y R ic h a r d W r ig h t J o h n so n , der Sohn
des tapfern, am 28. März 1849 verstorbenen E l i ja h J o h n son,
unter allgemeinem Enthusiasmus zum Präsidenten gewählt und
bekleidet er diese Würde nun schon während vier aufeinanderfolgender
Perioden. J ohnson wurde am 1. Juni 1837 in Monrovia
geboren und absolvirte in 1857 die damals dort bestehende, später
nach dem St. Paul’s River verlegte Alexander High School. Von
1858—1861 war er Vorsteher der Baptist High School und redigirte
während jener Zeit den damals in Monrovia erscheinenden
Liberia Herald. In 1861 wurde er in das Repräsentantenhaus
gewählt, begleitete 1862 den Präsidenten B enson auf seiner Reise
nach Europa und nahm in London an den Unterhandlungen über
die Grenzfragen Theil. In 1864 übernahm er aufs Neue die
Redaction der vorgenannten Zeitung und wurde im nämlichen
Jahre Vorsitzender des Direktionscomites (Board of Trustees) am
neugegründeten Liberia College in Monrovia. In 1865 war er unter
W a r n e r für kurze Zeit Staatsminister und erhielt dieses Amt
aufs Neue während der Jahre 1866 und 1867. In letzterm
Jahre wurde er zum Professor der Philosophie und Literatur am
Liberia College ernannt und bekleidete diesen Lehrstuhl bis zu *
seiner Ernennung zum Präsidenten der .Republik. In 1870 wurde
er Minister des Innern und begleitete, wie schon früher erwähnt,
den Präsidenten R oye .1 auf seiner Mission nach Amerika und
England, von wo er jedoch infolge von Meinungsverschiedenheiten
schon vor R oye nach Liberia zurückkehrte. Während des Provisoriums
von 1871 und nachher unter R oberts (1872 und 1873)
war er abermals Staatsminister und übernahm zudem für einige
Zeit auch das Portefeuille des Innern. In 1872 erhielt er vom
Curatorium des College den Titel eines Master of Arts (Magister
der schönen Künste) und wurde durch denselben Körper in 1882
zum Doctor of Laws (Doktor der Rechte) ernannt.
J ohnson hatte sich vor seiner Ernenhung ausserhalb der beiden
politischen Parteien gestellt und dadurch die Stimmen der Whigs
sowohl als die der Republicans auf sich vereinigt. Er war überhaupt
der erste Präsident, die erste Wahl von R o berts abgerechnet, der
keiner Partei angehörte, sich vielmehr über dieselben stellte und
nicht durch die Umtriebe von Parteigenossen , sondern wirklich
durch das Volk als solches gewählt wurde. Man pflegt ihn darum the
peoples man (Mann des Volkes) oder auch the son o f the soil (Sohn des
Landes) zu nennen, weil er der erste Präsident ist, der in Liberia
geboren wurde. Bald nach seiner Ernennung neigte er sich mehr den
Whigs zu, ohne jedoch in Wirklichkeit seine freisinnigen Prinzipien
preiszugeben, und wurde auch durch diese Partei für die zweite
und dritte Amtsdauer portirt und wiedergewählt, obschon die Republikaner,
namentlich in 1887, es nicht an Anstrengungen fehlen
Hessen, um einem Candidaten ihrer Partei den Sieg zu verschaffen.
Beseelt von glühender Vaterlandshebe, hoch gebildet und mit