spendenden Mangobäumen, mit ihren Kokospalmen und den mit
Gebüsch bewachsenen, leeren Parzellen einen wohlthuendern
Eindruck als Freetown, auf dessen sauber gehaltene, aber schattenlose
Strassen die Sonne mit mörderischer Glut herniederbrennt.
Dagegen hat aber Freetown seine Wasserleitung, welche jahrein
und -aus die ganze Stadt mit vortrefflichem, kaltem Trinkwasser
versieht, und gut erhaltene, wenn auch nicht gerade schöne,
öffentliche und Privatgebäude. In Freetown findet man noch
Pferde und Wagen, Esel und Zugochsen, während man sich in
Liberia, ja selbst in Monrovia, mit eingebornen Hegern als Lastträger
behelfen muss.
Ueberhaupt spielen die Tr ä g e r in Liberia, wie übrigens fast
überall im tropischen Afrika, infolge der geringen Fahrbarkeit
der Wasserläufe und des gänzlichen Mangels an Lastthieren eine
sehr bedeutende Rolle. Ueber die Mühseligkeiten und oft geradezu
unüberwindlichen Schwierigkeiten, welcher dieser Gütertransport
mit sich bringt, wissen beinahe sämmtliche Afrikareisende so
viel zu berichten, dass ich mich hier weiterer Auseinandersez-
zungen füglich enthalten darf. Die Wasserläufe, welche nur selten
und auf ganz kurze Strecken mit Böten, meist aber mit dem
landesüblichen Canoe befahren werden, bilden die einzigen brauchbaren
Verkehrswege Liberia’s, die überdies nirgends weit , ins
Land hineinreichen. Das ganze weite Innere aber ist bis jetzt,
einige wenige Ausnahmen abgerechnet, für Liberianer wie Europäer
ein noli me tangere geblieben. Indessen haben sich auch hier
fortschrittliche Bestrebungen in Bezug auf den Verkehr in den
Vordergrund gedrängt. Nachdem man sich schon seit Jahren
vielfach mit Plänen zum Bau einer Eisenbahn beschäftigt hatte,
wurde in der letzten Sitzung der vereinigten Kammern Liberia’s
einer nordamerikanischen Gesellschaft die Concession zum Bau
einer Küstenbahn ertheilt, welche sämmtliche Hafenplätze mit
einander verbinden soll, und an welche man später Zweiglinien
nach dem Innern anzuschliessen hofft.
Das Leben der Liberianer. Sociale Zustände.
Bildung von Gemeinwesen. —
Städte und Dörfer. — Farmen. —
Häuser und häusliche Einrichtung.
— Kleidung und Putzsucht. —
Gemüthlichkeit im Umgang.—Sinn
für Vereinslehen. — Freimaurerlogen.
— Temperenzgesellschaften.—
Ritterorden.'-'• Nationale Festtage.
— Das Weihnachtsfest. — Religiöser
Sinn. — Sonntagsheiligung. —
Kirchliche Zustände: Sektenwesen.
—Religiöse Schwärmerei. &•
Revivals und camp:meetings.—Glaubensfreiheit.
— Schulen und Unterricht.
¡§? Bildungsgrad. — Die erste
Druckpresse. — Zeitungen. — Literarische
Leistungen.—Die Nationalhymne.
-jr Rückblick.
Wie schon früher erwähnt
wurde, haben sich die aus
Amerika herübergekommenen
Einwanderer von jeher mit
Vorliebe an der Mündung be-
Liberianisches Mädchen im deutender Flüsse angesiedelt
Sonntagsschmuck. und dort ihre Gemeinwesen,
sogenannte towns, gegründet,
welche meist geradlinig, nach einem gewissen Plane, angelegt
wurden. Indessen sind die Häuser nirgends an einander gebaut,
sondern stehen vereinzelt, jedes auf einem besondern Grundstück,
der Strasse entlang, meist von Pisangbüschen, Kokospalmen,
Mango- und ändern tropischen Obstbäumen umgeben,
so dass eine solche „Stadt” in dem ewigen Baumgrün halb