Schon seit längerer Zeit besitzt Liberia kein einziges Kriegsschiff
mehr, obschon dies bei dem gänzlichen Mangel an brauchbaren
Wegen längs der Küste dringend nöthig wäre. Der
Truppentransport nach nicht sehr entlegenen Küstenplätzen wird
durch Ruderböte vermittelt, die zu diesem Zwecke von den Kaufleuten
geliehen werden. Im Januar 1885 wurden durch die Regierung
Gelder zur Anschaffung eines Kanonenbootes bewilligt; doch
mussten diese später zu ändern Zwecken verwendet werden, so
dass bis heute die Anschaffung eines Dampfers unterblieb.
Liberianische Münzen.
Ueberhaupt sind die Finanzverhältnisse des Landes keineswegs
günstig zu nennen. Liberia hat das amerikanische Münzsystem
angenommen und rechnet somit nach Dollars und Döllarcents.
Seine eigenen Münzen bestehen nur aus kupfernen Ein- und
Zweicentstücken, welche in 1862 geprägt worden sind. Die erste
liberianische Münze (eine Kupfermünze von 1 Cent) wurde in
1838 geprägt. In 1847 wurden kupferne Ein- und Zweicentstücke
geprägt und in Umlauf gebracht, und eine neue Ausgabe derselben
Münzen wurde 1862 mit dem nämlichen Gepräge, nur mit
neuer Jahrzahl, in Kurs gebracht.
Gegenwärtig ist auch viel englisches Silbergeld in Umlauf, sowie
auch deutsches und holländisches, durch die betreffenden Faktoreien
eingeführt und nur von diesen an Zahlungsstatt angenommen.
Auch cirkulirt in den letzten Jahren viel amerikanisches, englisches
und, deutsches Gold. Viel Silber wird jedoch dem Verkehr
durch die Eingebornen entzogen, die sehr auf silbernen Schmuck
erpicht sind und die in ihren Besitz fallenden Silbermünzen theils
als Zierat an den Leib hängen, theils durch ihre Silberschmiede
zu Schmucksachen verarbeiten lassen. Auch geht fortwährend viel
gemünztes Geld nach den englischen Postdampfern, theils für
Passagebillete, theils zur Bezahlung von Frachten und zum
Ankauf von Artikeln, die massenhaft an Bord dieser Dampfer
zum Kaufe angeboten werden. Die Liberianer sowohl als auch
die Eingebornen sind gewohnt, nach Dollars, Shillings und
Sixpences zu rechnen, kleinere Beträge berechnet man bequemer
in Cents. Um dem immerfort sich fühlbar machenden Mangel
an gemünztem Gelde abzuhelfen, hatte die liberianische Regierung
schon früher Papiergeld, sogenannte currency*), ausgegeben,
das stets vollen Kurs behielt, bis schliesslich bei einer spätem
Gelegenheit noch mehr Papiergeld in Umlauf gebracht wurde,
wodurch sofort eine bedeutende Entwerthung desselben eintrat.
Diese nahm noch z u , als die Bestimmung in Kraft t r a t , dass ein
Theil der Einfuhrzölle in Gold bezahlt werden müsse und somit
die Verwendung für dieses Zahlmittel eingeschränkt wurde.
Die Einnahmen des Staates bestanden von jeher und bestehen
auch jetzt noch zum weitaus- grössten Theile in Ein- und Ausfuhrzöllen
und Licenzen (Patentgebühren). Dazu kommen noch
eine Grund- und Gebäudesteuer (Ground Tax), eine Kopfsteuer (Poll
Tax) 2), die aber nie regelmässig eingetrieben wird, ferner die Einnah’)
Der erste Versuch zur Einführung von Papiergeld wurde schon in 1840
gemacht..
*) Diese wird von Erwachsenen männlichen Geschlechts erhöhen und beträgt
einen Dollar per Jahr. Das Gesetz bestand schon lange, wurde aber erst in
den letzten Jahren etwas strenger gehandhabt.