weniger ist aber Monrovia der einzige Platz, auf dessen Rhede
ein eimgermaassen reges Leben herrscht1).
Die wichtigsten zur Ausfuhr kommenden Landesprodukte sind
Pa lmöl und Pa lmk e r n e . Beide werden ausschliesslich durch
die Eingebornen in den Handel gebracht; doch bleiben sie an
te hinter denjenigen der südlicher gelegenen Gebiete etwas
zuruck, so dass ihr Preis durchweg um 20% niedriger steht
als derjenige, der an den sogenannten Oelflüssen (Bonny, Old'
und New Calabar u. s. w.) und am Kamerun bezahlt wird. In Grand
Cape Mount und Monrovia kommt das Palmöl in flüssiger, in
Grand Bassa und weiter südlich meist in fester Form in den
Handel, indem es dort in köcherartigen, aus Baumrinde verfertigten
Gefässen nach den Faktoreien gebracht wird. Palmöl und
Palmkerne, sowie Kautschuk werden vielfach durch liberianische
Zwischenhändler, die sogenannten traders, welche zu diesem Zwecke
oft weit ins Innere gehen, bei den Eingebornen aufgekauft und
nach den Faktoreien an der Küste gebracht. Dieses Element,
mit dem die Eingebornen des Innern am meisten in Berührung
kommen, ist meist nicht besonders geeignet, um Letztem eine
hohe Meinung von der Ehrlichkeit und Moralität der Liberianer
beizubringen. Leider sind die Preise mancher Produkte in letzter
Zeit dermaassen im Preise gesunken, dass wenig mehr darauf
verdient wird, besonders da man den Eingebornen kaum begreiflich
machen kann, dass sie infolge des geringem Marktwerthes
dieselben auch billiger liefern müssen. An einigen -Orten entstanden
sogar Unruhen unter den Eingebornen, welche beim Sinken
’) Es verdient besonderer Erwähnung, dass die liberianische Regierung
durch frühere Erfahrungen gewitzigt, für ihre sämmtlichen Handelsfirmen’
auch für diejenigen der tVeissen, den Hafen von San Pedro als Freihafen
zu öffnen trachtete, um auf diese Weise allmälig liberianischen Einfluss in
diesem ihrem östlichsten, von Cape Palmas weit abgelegenen Küstenplatze
geltend machen zu können. Man hoffte auf diese Weise seine Rechte auf
diesen Platz geltend zu machen und nach und nach die Gründung einer
festen Niederlassung zu ermöglichen, was allerdings das beste Mittel gewesen
wäre, um diese durch Liberia angenommene Ostgrenze fremden Annecti-
onsgelüsten gegenüber zu behaupten. Leider ist dieser Plan noch nicht zur
Ausführung gelangt.
der Preise sofort an Betrug von Seiten der Kaufleute zu glauben
geneigt sind. Die folgende, der Staatsrechnung von 1883/84
entlehnte statistische Tabelle zeigt, wie viele und welche Landesprodukte
im genannten Rechnungsjahre ausgeführt wurden:
Palmöl ;931,341 Gallonen............................................ Ausfuhrzoll $ 18,626.82
Palmkerne 158,740 Bushel.............................................. „ •„ 4,762.22
Kautschuk 130,131 U S ................................................... „ „ 1,301.31
Kaffee 429,667 « . . . .......................................... „ „ 1,074.166
Rothholz 540 T o n n e n ................................................... „ ,, 1,532.19
Elfenbein l,738,/4 “8 ..................................................... „ „ 31.73
Weitere, gelegentlich zur Ausfuhr gelangende Landesprodukte
sind: Ingwer, Calabarbohnen, Saatkaffee, Kaffeepflänzlinge und
Erdmandeln; doch sind letztere nicht nennenswerth. Thierhäute
werden in Liberia nicht ausgeführtJ) , ebensowenig lebende wilde
Thiere, welche in südlichem Küstengegenden einen sehr beliebten
Handelsartikel;; bilden. Obwohl die Wälder ziemlich reich an
Bienen sind, wird doch kein Wachs gesammelt und ausgeführt.
Weit mannigfaltiger als die zur Ausfuhr gelangenden Landesprodukte
sind die Imp o r t a r t i k e l , so dass man beim Eintritt
in einen störe (grosses Verkaufsmagazin) sich in einen reichen
Bazar versetzt sieht, in dem alle möglichen, zum grossen Theil
dort nicht erwarteten, europäischen Handelsartikel in buntem
Durcheinander die lüsternen Blicke der Neger auf sich ziehen
und eine Wahl in vielen Fällen äusserst schwierig machen.
Unter der Gruppe der importirten Lebensmittel nimmt der
Rei s die erste Stelle ein. Ihm folgen Mehl in Fässern, trockene
Erbsen und Bohnen, Salzfleisch, geräucherter Schinken und Speck,
Fleischconserven und Gemüse aller Art in zugelötheten Blechbüchsen,
besonders viel amerikanisches corned beef und australisches
Schaffleisch, Sardinen, gesalzene Fische, condensirte Milch, Käse
und frische Butter, welche letztere an der Luft bald schmilzt,
und aus Amerika viel animalisches Fett zur Bereitung der
Spejsen. Eine besonders grosse Rolle spielen die Genussmittel,
wie Biere in Flaschen, Weine und vor Allem gin (Kornbrannt-
*) In frühem Jahren wurden zahlreiche Affenfelle ausgeführt, in jüngster
Zeit aber hat der Export dieses Artikels gänzlich aufgehört.