kurzbeinig, mit leichtem Kopf und kleinen, zierlich geschwungenen
Hörnern, von Farbe meist grau, mit hellem Rückenstreif,
und erinnert sehr an das Grauvieh in der Schweiz. Es ist das
ganze Jahr hindurch auf sich selbst angewiesen und liefert wenig
oder keine Milch, sondern wird mehr des Fleisches wegen gehalten.
Das Rindvieh der Mandingo-Ebene hingegen ist bedeutend
grösser und stärker, von durchgehends rother Farbe und langgehörnt,
wie das Sierra Leone-Yieh, welches in Liberia unter
dem Namen von vnndward-cattle bekannt ist.
Obschon hinten in der Mandingoebene zahlreiche Pferde einer
gut gebauten, starken Rasse Vorkommen, fehlen doch sowohl
Pferde als Esel und Maulthiere dem Küstengebiete gänzlich. Man
hat schon wiederholt versucht, Esel und Maulthiere von den
Capverdischen und Kanarischen Inseln zu importiren, und zweimal
meines Wissens hat der Präsident der Republik von Mandingo-
fürsten ein Reitpferd zum Geschenk erhalten; doch hat sich
keines dieser Thiere sehr lange gehalten; alle scheinen an den
Folgen von .unpassendem F u tte r, ungeschickter Behandlung oder
vielleicht auch am Klima zu Grunde zu- gehen.
Die eigentlichen Milchthiere sind die Ziegen, welche häufiger angetroffen
werden als Kühe. Auch diese sind gedrungen und kurzbeinig
und geben gewöhnlich nur wenig Milch. Bei den Eingebornen
des Innern findet man ferner sehr oft das glatthaarige, stark gebaute
Mähnenschaf (Ovis tragelaphvs), doch ist auch dieses an der Küste
selten. Häufiger sind in den Küstenplätzen die Schweine, eine
ebenfalls gedrungene Rasse von gewöhnlich schwarzer Farbe. Auch
diese werden des Fleisches wegen gehalten, doch gilt Schweinefleisch
in dem heissen Klima Liberia’s als hitzig und gesundheitsschädlich.
Wohl häufiger als das Fleisch dieser genannten
Thiere ist Antilopenfleisch und anderes Wildpret, mit dem die
meisten Liberianer nicht allzu wählerisch sind.
Der geringe Yiehstand ist mit ein Grund, weswegen das Leben
in Liberia schlecht und dennoch sehr theuer ist. Frisches Fleisch
ist nur selten erhältlich, am ehesten noch ein Huhn, da Hühner
von Eingebornen sowohl als von Liberianern zahlreich gehalten
werden und zum Preise von einem Shilling per Stück zu bekommen
sind. Hühnereier werden gewöhnlich zum Preise von zwei
Cents per Stück verkauft; doch ist es meist schwierig, dieselben
ganz frisch zu bekommen. In den Küstengegenden sind zu Anfa.ng
der Trockenzeit (Decernber und Januar) Eier von Seeschildkröten
käuflich, die von Eingebornen im Sande an der Küste ausgegraben
werden. Auch liefern die Flüsse sowohl als das Meer
zahlreiche, wohlschmeckende Fische, doch sind solche als Nahrungsmittel
nur in wenigen Orten von einiger Bedeutung. Für den
Rest ist man genöthigt, entweder auf Fleischspeisen zu verzichten
, was bei der geringen Produktion von vegetabilischen Lebensmitteln
schwierig ist, oder sich mit importirtem Ochsen- und
Schaffleisch und ändern Fleiscbconserven zu behelfen.
Als das Hauptnahrungsmittel der Americo-Liberianer ist jedoch
unstreitig der Reis zu betrachten, der bisher in grossen Quantitäten
durch die Faktoreien importirt wurde. Brod und Mehlspeisen
spielen dagegen nur eine untergeordnete Rolle, und ein
Bäcker von Beruf ist im ganzen Lande nicht zu finden. Der
Reis wird nach der Methode der Eingebornen zubereitet, nämlich
gar gekocht, abgedämpft und dann mit etwas rohem oder gekochtem
Palmöl übergossen, auch wohl mit Fischsuppe gegessen
und, wie überhaupt alle Speisen, mit spanischem Pfeifer stark
gewürzt. Ein bei Liberianern sowohl als Eingebornen gleich
beliebtes, aus Batatenblättern und ändern Ingredientien bereitetes,
mit Palmöl gekochtes, spinatartiges Gemüse, die sogenannte
palaver-sauce, wird oft als Garnirung oben auf den Reis in die
Schüssel gelegt und, wenn möglich, mit etwas Fleisch gespickt.
Unter der landbautreibenden Bevölkerung wird der Reis jedoch
vielfach durch selbstgepflanzte Kassaven und Bataten ersetzt.
Unter den Obstarten spielen eigentlich nur die Mangopflaume,
die Baummelone und die Banane eine Rolle als Nahrungsmittel.
Das Hauptgetränk bildet nebst Wasser, das im Allgemeinen
von guter, oft sogar vorzüglicher Qualität is t, der Kaffee, welcher
bei dem fast absoluten Mangel an Milch gewöhnlich schwarz,
mit oder ohne Zucker, getrunken wird. Anderweitige Getränke
sind das bereits erwähnte Ingwerbier {ginger-die) und, nebst den
importirten Getränken, der meist durch Eingeborne gewonnene
Palmwein. — Alles zusammengenommen, ist die Ernährung der
Liberianer, wenigstens der mittlern und ärmern Klasse, ziemlich