Das book (Bitoh) spielt überhaupt unter den llborlanlHchen Ein-
ssebornen eine grosse und ftusserst wichtige Holle, Jeder, auch
der geringste Contr&kt wird gleichsam durch eine schriftliche
Bestätigung desselben verbürgt und snnkthmirt. Der Neger, welchem
gegenüber ich eine Verpflichtung eingehe, ist zufrieden, wenn
ich ihm dies in einem Buch bescheinige, obsohon er selbst nicht
lesen kann. Weiss er ja doch, dass ich gegen Vorweisung des
betreffenden „Buches” die unter besagtem Datum eingegangene
Verbindlichkeit sofort anerkenne. Alles Geschriebene ist für ihn
„Buch", sei es ein Brief, ein Miethcontrakt oder ein Dienstvertrug,
eine Sehuldanorkeimung oder ein ihm ausgestelltes Leumunds-
zeugniss, ja selbst ein Stück von einer Zeitung wird als solches
anerkannt. Alle diese „Bücher” bewahrt er mit der grössten
Soigfrüt und weiss nach Jahr und Tag, obschon er selbst nicht
lesen kann, von jedem seiner books Bedeutung, Datum und
genaue Höhe der allfälligen Betragsangaben.
In einer ändern Beziehung haben die books oft noch eine
schwer wiegende Bedeutung, indem ihnen, namentlich denjenigen
der weissen Missionäre, Zauberkräfte zugeschrieben werden.
So sandte Mr. Da y , der mehrgenannte lutherische Missionär
der Mühlenburg Mission, einmal seinen schwarzen Agenten ziemlich
weit ins Innere nach einer Stadt, wo man die Frau eines
seiner Arbeiter gefangen hielt, um deren Auslieferung zu ver-
Iiberianer, wie z. B. in Monrovia, ist ein durch die Regierung eingesetzter
Beamter mit der Ueberwachung dieser Lieferungen beauftragt, damit nicht
eine Art von Sklavenhandel oder anderer Unfug unter dem Vorwande'von
Vermiethungen einreissen könne. Aus diesem Grunde verweigerte Präsident
J o h n s o n vor einigen Jahren, dem Kapitän eines englischen Kriegsschiffs
das Anwerben von Krooboys zu gestatten, da dieselben zu Kriegszwecken
nach Egypten transportirt werden sollten. Wohl aber erlaubte
man einem durch einen französischen Arzt begleiteten Agenten der Panama-
kanal-Dntemehmung, in Liberia Eingebome anzuwerben unter der kontraktlich
festgesetzten Bedingung, dass dieselben nach Ablauf der Frist wieder
zurückgebracht werden sollten, was seither auch geschah, insofern wenigstens
die Leute mit dem Leben davon gekomen waren. Unter denselben
Bedingungen worden in jüngster Zeit auch zahlreiche junge Burschen aus
dem Wey-, Bassa- und Kru-Stamme angeworben, um als Arbeiter an der
Congobahn und ändern Unternehmungen im Congostaate verwendet zu werden.
langen, Er gab »einem Boten eine schriftliche Vollmacht mit,
die natürlich Niemand lesen konnte. Trotz <üimr vorgewteaeoen
Legitimation über wollte der Häuptling nicht willfahren, worauf
dann der Abgeordnete, ul» er »ah, da«» alle weitern Unterhandlungen
zu nicht« mehr führen würden, da» mitgehraehte fxx/k
auf den Kopf de« auf dem öffentlichen Platze stehenden Stadt-
götzen legte mit der Bemerkung, da»» die Leute nun für alle
weitern Folgen «elb«t verantwortlich «ein würden. Die Einwohner
aber überkam die Furcht, da»» diese» „Buch” ein mächtigerer
Fetisch sein möchte, als der Ihrige, riefen sofort den Gesandten
zurück, lieferten ihm die Gefängene au» und baten ihn darauf
inständig, er möge doch das „Buch” wieder wegholen und mit-
nehmen. Von Ihnen wagte Niemand dasselbe anzurühren.
Da die Seeleute die fremdklingenden, für einen Weissen unaussprechlichen
Namen der Kruleute nicht behalten können, ist es
allgemein Gewohnheit geworden, dieselben umzutaufen. Man
giebt Jedem dann irgend einen möglichst komischen, englischen
Namen, den er für sein ganzes Seemannsieten beitetoit, z.B.
half a Dollar (halber Dollar), Jack after Supper (Jack nach dam
Abendessen), flying Jib (fliegendes Segel), pea soup (Erbsensuppe),
black man’8 trouble (des Schwarzen Plage), botih beer (Flasche Biert.
crow-fish (Gameele), half past ten (halb elf) u. a. m.
Die Krumänner sind stolz auf ihren Seemanns- und Füsdher-
beruf und sehen alle ändern Neger, die nie zur See gewesen
sind, mit einer gewissen Verachtung an. Sie verstehen »arii
nie dazu, Landarbeit zu verrichten, sondern überlassen dies*»
den Frauen, Kindern und Sklaven. Wohl a te r z im m e r n
ihre Canoes selbst und zeigen darin eine bewunderungswürdige
Fertigkeit. Die Kruleute sind weit besser gekleidet, als
andere Eingeborne. Die Männer tragen wollene Seemannsjacken,
wie sie denn überhaupt mit grösser Selbstgefälligkeit den Seemann
zur Schau tragen, ferner einen breitrandigen Filz- oder
Strohhut, und über dem unvermeidlichen „Taschentuch" (Leadm-
tuch) ein richtiges Beinkleid. Uebrigens sieht man ä e oft mit
abgetragenen Kleidern europäischer Seeleute und Umformstäcken
von englischen Marineoffizieren phantastisch atrfgeputzt, und in
neuester Zeit spazieren sie am Lande mit dem immer mehr zur
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