das ganze Land verbreitet und wird sowohl in trockenen Waldrevieren
als im Sumpfe angetroffen. Im Walde hält es sich
besonders gern in Rotangdickichten auf, welche der weisse Jäger
nicht zu durchdringen vermag. Ich fand einmal ganz zufällig
eine Bache mit wenigstens acht Frischlingen in der kesselartig
ausgewühlten Yertiefung eines Grasfeldes, Alle mit der
Nase nach der Mitte gekehrt. Durch meine Schritte offenbar
aus dem Schlafe aufgeschreckt, sprang auf einmal der ganze
Rudel auf und eilte mit grossen Bogensprüngen dem nahen
Waldrande zu. Dieses unerwartete, prachtvolle Bild imponirte
mir so sehr, dass ich vollständig vergass, von meinem Gewehr
Gebrauch zu machen. Das Pinselschwein ist seines schmackhaften
Fleisches wegen ein sehr begehrtes Wild, welches von
Liberianern und Eingebornen eifrig gejagt wird.
Jung eingefangene Thiere werden sehr zahm und folgen ihrem
Herrn überall hin auf Schritt und Tritt. Ich habe mehrmals
junge Exemplare lebend gehalten und fand sie äusserst intelligent
und sehr reinlich. Ein halb erwachsenes Thier erhielt ich
von Herrn K remee in River Cess zum Geschenk. Dasselbe
tummelte sich frei in Hofe der Faktorei herum und war der
Spielkamerad eines jungen Ghimpansen, der es gerne als Reitpferd
benutzte, wobei ihm die langen Ohren vortrefflich als Zügel
dienten, und es war ein Genuss, das schöne Thier mit seinem
schwarzen Reiter wie toll im Hofe herumgaloppiren zu sehen.
Ich war so glücklich, dasselbe lebend näch Holland zu bringen
und dem Thiergarten in Amsterdam übergeben zu können, wo
es noch heute lebt und der Liebling seiner Wärter geworden ist.
Es lernte sehr bald seinen Namen Jassa, den ich ihm zu Ehren
meiner Haushälterin in Hill Town gab, kennen und betrug sich
während der Seereise so liebenswürdig, dass es frei an Deck
umherlaufen durfte. Dort- lernte es sehr rasch den Schiffskoch
kennen und lief ihm bald wie ein Hündchen nach.
Schon Da p p e e (p. 390) erwähnt das Pinselschwein zusammen
mit dem Elephanten, dem Flusspferd und einem Warzenschwein
(wohl Phascochoerus aeliani). Das Letztere habe ich in Liberia
nirgends angetroffen und auch sonst keine Sicherheit über sein
Vorkommen erhalten können. Da aber beinahe sämmtliche Mittheilungen
dieses Autors über die Thiere Liberia’s sehr zuverlässig
sind, so_ würde , ich es nicht wagen, diese Schweineart
ohne Weiteres aus der Liste der liberianischen Säugethiere zu
streichen, zumal dieselbe in Abessinien und Kordofan, sowie
auch am Senegal angetroffen wird.
Ebenfalls ausserordentlich
interessante
Vielhufer sind
die Ba ums c h l i e fer
, welche als die
westlichen Vertreter
der süd- und ostafrikanischen
Klippschliefer
oder Klipp-
dachsezubetrachten
sind. Diese merkwürdigen
Thiere
werden in Liberia
durch zwei einander
sehr nahe verwandte
Arten vertreten,
nämlich durch den
von Stampfli am
Junk River entdeckten
Dmdrohy-
rax stampflii und
den während meiner
zweiten Reise
am Du Queah River
gefundenen, auch
Der Baumschliefer (Dendrohyrax dorsalis y Fraser). V011 ^ -^ ^Ü s te
(Vio nat. Gr.). bekannten Dendrofiyrax
dorsalis. Der
einzige Unterschied der beiden § Arten scheint im Bau des
Schädels zu liegen. Merkwürdiger Weise habe ich während der
ganzen ersten Reise niemals mit diesen Thieren Bekanntschaft
gemacht und schliesse ich daraus, dass dieselben westlich vom