aussen ausgeblieben und die kirchlichen Genossenschaften mehr
auf sich selbst angewiesen sind, hegt gar Yieles im Argen;
denn die Sektirerei zersplittert die ohnehin geringen Kräfte, und
der Neger ist schon von Hause aus nicht sehr zu ernstem
Zusammenhalten und zu pekuniären Opfern bereit. Die Geistlichen
werden nur sclilecht oder grossentheils gar nicht besoldet,
so dass bei dem Gros derselben kaum eine tüchtige Bildung und
daher in ihren Yorträgen nicht viel Belehrung und geistige
Anregung vorausgesetzt werden kann. Ein Jeder, der sich dazu
berufen fühlt, tritt in der Kirche als Prediger auf, und so sieht
man denn an Sonntagen und Wochenabenden ehrsame Schmiede,
Schuhmacher und Schneider auf echt amerikanische Weise als
Geistliche auftreten, und mit oft furchtbaren Gestikulationen
und beredtem Mienenspiel aus dem Stegreif einen Yortraghalten,
der mit handgreiflichen Erklärungen und Bildern stark an die
Kapuzinerpredigt aus Wallenstein’s Lager erinnert.
Es wäre indessen höchst ungerecht, wenn ich den Eindruck
hervorrufen wollte, als ob alle Geistlichen in dieselbe Kategorie
gehörten. Es giebt im Gegentheil manche recht günstige Ausnahmen,
schade nur, dass dieselben nicht häufiger sind.
Die liberianischen Christen sind ohne Ausnahme Protestanten.
Da bereits seit der Gründung der Colonie, wie schon früher
gesagt wurde, die Heraussendung von Colonisten grossentheils
durch r eligiöse Genossenschaften in Amerika unternommen worden
war, so findet man gegenwärtig in Liberia beinahe alle Sekten
repräsentirt, die auch in Amerika angetroffen werden. Mehrere
derselben werden auch jetzt noch durch amerikanische kirchliche
Genossenschaften unterstützt und haben oft sogar ihre
eigenen Schulen. Unter den zahlreichen Sekten sind die nennensw
e rte s ten die Methodisten, die Baptisten, die Presbyterianer,
die Protestantisch Bischöflichen, die Congregationisten und die
Lutheraner.
Nach den Angaben von Pater B ourzeix bestand in den ersten
Jahren nach der Gründung von Monrovia dort nur eine einzige
Kirche, ein schmuckloses, mit Palmblättern gedecktes Gebäude,
welches allen Sekten gemeinschaftlich als Gotteshaus diente. Der
mehrerwähnte L ot Ca r e y , ein Baptist, war der einzige an dieser
Kirche angestellte Prediger. In 1825 entstand die neue Baptistenkirche,
ein noch heute erhaltenes, steinernes Gebäude an der
Broad-Street, neben dem Government’s Square. Diese Genossenschaft
der B a p t i s t e n nennt sich die Providence Baptist Ghurch.
Dieselbe ist gegenwärtig über sämmtliche bedeutendere Küstenplätze
verbreitet und erfreut sich eines beträchtlichen Wohlstandes.
Augenblicklich besitzt sie in Liberia gegen 30 Kirchen
24 Geistliche und bei 2000 Communicanten.
Die Me th o d i s t e n hatten sich gleich nach der Gründung der
Colonie in zwei Gruppen vertheilt: die Methodist Episcopal Ghurch
und die African Methodist Episcopal Ghurch, jede mit besondern
Geistlichen und besonderem Gottesdienst, obschon sie gemeinschaftlich
nur eine Kirche besassen. Seit 1858 unter einem
eigenen liberianischen Bischof vereinigt, nahm die methodistische
Kirche fortwährend an Mitgliederzahl zu, so dass sie in 1882
28 Kirchen mit 25 ordinirten und eine grosse Zahl nicht-ordinirter
Geistlicher, 10 Hülfsgeistliche und 2200 Mitglieder besass. Ueber-
dies hatte sie im nämlichen Jahre 33 Sonntagsschulen, 237 Lehrer
und 1443 Schüler verschiedenen Alters. Man versichert, dass
durch diese Sekte von 1833 bis 1880 nicht weniger als 800.000
Dollars zu kirchlichen und Schulzwecken verausgabt worden
seien. Der grösste Theil dieser bedeutenden Summe bestand aus
in Amerika gesammelten, freiwilligen Beiträgen.
Eine dritte Untergruppe der Methodisten, errichtet in 1878
nennt sich African Zion Methodist Episcopal Ghurch. Sie wurde
durch den in 1876 aus Amerika gekommenen Geistlichen A ndrew
Car twrigh t gegründet und zählte in 1880 bereits zwei Kirchen
vier Geistliche und 99 Mitglieder. ’
iWeniger zahlreich ist in Liberia die Sekte der P r e s b y t e r
i a n e r vertreten. Diese wurde in 1833 durch Rev. J. B. P inney
eingeführL Pater B ou r z e ix , an dessen Angaben ich mich hier
grossentheils halte, schildert die Presbyterianer als friedfertige,
bescheidene Leute, deren Benehmen merkbar mit dem Auftreten
der ändern Sekten contrastire.
Di e b i s c h ö f l i c h eKi r c h e (.Protestant Episcopal Ghurch) hatte
von jeher ihren Hauptsitz am Cap Palmas, woselbst sie im Jahre
1837 durch den aus Amerika herübergesandten, bischöflichen
JABEELA., ü . ....