das Werk eines Professor Gr e e n l o f , von Harward College,
Massachusetts.
Nach dieser neuen Verfassung wurde Liberia Maryland blieb
ausserhalb des Verbandes — in die beiden Provinzen (counties)
Messurado und Bassa eingetheilt und die oberste Leitung des
Staatshaushaltes einem Gouverneur und einem Vice-Gouvemeur
anvertraut, denen ein Rath von Liberianern (council), der unter
Leitung des Gouverneurs die gesetzgebende Versammlung bildete,
beigeordnet wurde. Die beiden erstem wurden durch das Comité
der Colonisationsgesellschaft gewählt, welches sich überdies auch
das Recht vorbehielt, die durch den Gouverneur und seinen Rath
erlassenen Gesetze zu sanktioniren. Die Rathsmitglieder sollten
durch das Volk gewählt werden. Stimmfähig war jeder männliche
Staatsbürger, der das zwanzigste Altersjahr zurückgelegt
hatte. Der Rath sollte aus 10 Mitgliedern bestehen , wovon 6
durch die Provinz Messurado, 4 durch die Provinz Bassa
gewählt werden konnten. Die richterliche Gewalt wurde in die
Hände eines Gerichtshofes gelegt, dem. der Gouverneur als Präsident
Vorstand. Der Sklavenhandel wie auch das Halten von
Sklaven innerhalb der Grenzen Liberia’s war streng untersagt.
Die Frage, ob auch Weisse Staatsbürger werden und Grundbesitz
erwerben könnten, wurde eifrig diskutirt. Der heftigste
Gegner dieses Zugeständnisses war das Commissionsmitglied
F t.trtta W h x t t l e s s e t , der seine Meinung durchzusetzen wusste,
so dass das Staatsbürgerrecht mit all seinen Consequenzen allein
für Farbige reservirt wurde. Ueber diese letztere Frage wurde
hüben und drüben viel gestritten, doch glaube ich, dass unter
den gegebenen Verhältnissen die genommene Maassregel, so unliberal
sie auch vielfach gefunden worden sein mag, doch die einzig
richtige war; denn nur dadurch war man im Stande, gewisse
unlautere Elemente, wie sie besonders die noch stets um ihre
Existenz kämpfenden Sklavenhändler unter ändern repräsentirten,
von dem neu consolidirten Staatswesen fern zu halten. Wenn
man sich lebhaft in den damaligen Zustand zurückzuversetzen
vermag, wenn man dabei bedenkt, dass jene Colonisten Sklaven
gewesen waren, die früher den Rücken vor ihren weissen
Herren zu beugen hatten und nun im Vollgefühle ihrer wiedererlangten
Freiheit diese sich auch für die Zukunft zu versichern
bestrebt waren, dann kann man die Begeisterung leicht begreifen,
die gerade dieser Artikel in den Gemüthern der liberianischen
Colonisten hervorrief.
Die Colonie befand sich bei ihrem Eintritt in die neue Periode
ihres Bestehens in einem relativ blühenden Zustande. Nicht nur
zählte sie unter ihren Bürgern bereits gegen 4000 civilisirte
Neger und Mulatten, sondern auch zahlreiche, den Sklavenschiffen
abgenommene und nach Liberia gebrachte Afrikaner, nebst einer
bedeutenden Zahl von Eingebornen. Unter ihren der Civilisation
gewidmeten Institutionen zählte sie 20 Kirchen, 10 Schulen, 4
Druckereien, und neben dem bereits bestehenden Liberia Eerald
war noch eine zweite Zeitung,'das African Luminary, entstanden.
Auch die Schwestercolonie Maryland erfreute sich bedeutender
Fortschritte1).
Am ersten April 1839 kam, an Bord des Schiffes „Saluda”,
zugleich mit der neuen Verfassung auch der erste Gouverneur,
Thomas Buchanan an, der von der Bürgerschaft Monrovia’s
und einer Ehrenwache, gebildet durch eine Compagnie uniformirter
Soldaten, festlich empfangen wurde.
Buchanan war in Liberia kein Neuling mehr, denn schon im
Januar 1836 kam er als Bevollmächtigter der Colonisationsge-
sellschaften von New-York und Philadelphia nach der Colonie,
um eine Vereinigung der Quäkercolonie in Grand Bassa mit derjenigen
von Liberia vorzubereiten.
Im August des nämlichen Jahres wurde die neue Verfassung
vorgelesen und besprochen. Wohl machte man von verschiedenen
Seiten allerlei Einwendungen, doch wurde sie schliesslich einstimmig
angenommen. Die Bürger der Hauptstadt leisteten den
Eid auf dieselbe; ihr Beispiel wurde bald in allen übrigen Plätzen
der Colonie befolgt, und schon im September darauf hielt die
gesetzgebende Versammlung ihre erste Sitzung.
Buchanan nahm Wohnsitz bei seinen Gesinnungsgenossen
in Bassa Cove, welcher Ort sich nun rasch zu bedeutender
Blüthe entwickelte. Während der kurzen Zeit seines Wirkens
*) Q-ubliy, Report on the Condition of Liberia.