aber aus hohen und dicken Wällen von fest zusammengekneteten
Thonquadern, die man in der Sonne zu Stein erhärten lässt.
Die Palissadenzäune geben einer Stadt ein äusserst martialisches,
düsteres Aussehen. Ein eigenthümliches Gefühl der Beklemmung
und des Staunens zugleich bemächtigt sich des Reisenden, der
zum erstenmale durch die engen, niedrigen Thore tritt und
plötzlich mitten in einem Labyrinth von Häusern und in einem
Gewirr lärmender Menschen steht, während er draussen nichts
als hohe, mit dichtem Dornengeflecht gekrönte Wände von aneinander
gereihten Piählen zu sehen bekommen hatte.
Diese Befestigungen bestehen in der Regel aus einem oder
mehreren, meist ovalen oder kreisrunden Zäunen (Fenzen) von in
den Boden gerammten Pfählen oder, wenn auch selten, von
dicht bei einander gepflanzten Akazienstämmen, die mit ihren
dornigen, durcheinander geflochtenen Aesten und Zweigen eine
beinahe unzerstörbare, lebende Wand bilden, welche in Kriegszeiten
ohne viel Mühe undurchdringlich gemacht werden kann.
Im erstem Palle sind die Fenzen 6 bis 20 Fuss hohe Wände
von dicht an einander gereihten, halben oder geviertheilten Baumstämmen,
die durch Lianen ungemein solide zusammengeflochten
und oft mit dornigen Akazienästen bedeckt sind. Um das Üeber-
klettern derselben noch mehr zu erschweren, tragen sie eine
etwas nach aussen üherhängende, sehr zierlich gefertigte, 6 Puss
hohe Krönung von Dornengeflecht. Nur selten ist jedoch eine
Stadt von einem einzigen Palissadenzaun umzogen. Gewöhnlich
giebt es deren drei, oft sogar vier, von denen stets der äusserste
der schwächste und niedrigste, der innerste aber der höchste und
stärkste ist. Sie stehen stets in concentrischen Kreisen etwa 6
bis 10 Puss von einander entfernt, und die Zwischenräume bilden
demnach grosse, rund um die Stadt herumführende Gänge, die
jedoch zum Zwecke grösserer Sicherheit auf kurze Abstände durch
feste Querwände unterbrochen sind. Diese Querwände lassen nur
einen ganz kleinen Raum zum Durchschlüpfen, der sehr leicht und
sicher verschlossen werden kann. Die verschiedenen Zwischenräume
sind zum Ueberfluss noch mit wirr durch einander stehenden,-
scharf zugespitzten Pflöcken von sehr hartem Holze gespickt,
auf denen der etwa über die Barrikade hereinkletter'nde und
innen herunterspringende Feind alle Aussicht hat, sich selbst aufzu-
spiessen. Die Thore sind ganz besonders schwer befestigt und
gut mit scharfgespitzten und im Feuer gehärteten Pfählen und
Dornbüschen besetzt und, wenn gut bewacht, so zu sagen uneinnehmbar.
Die Eingänge, von denen eine Stadt gewöhnlich zwei bis
vier h a t, sind sehr schmal und so niedrig, dass sie einem etwas
gebückt gehenden Manne gerade Durchlass gewähren. Die Thore
selbst sind sehr dick, aus einem einzigen Baumstamm geschnitten,
und werden von innen mit schweren Balken verrammelt. Zwischen
den korrespondirenden Eingängen je zweier Zäune steht ein
Schuppen mit einem Wachtposten, so dass man also, wenn das
Werk aus vier concentrischen Zäunen besteht, vier Pforten mit
ebensovielen Wachtposten zu passiren h at, um in die Stadt zu
kommen.
Natürlich sind die Hauptstädte, gewöhnlich die Residenzen
der Fürsten, am stärksten befestigt. In diese ziehen sich hei
drohender Kriegsgefahr die in den halftowns und Pflanzungen
sich aufhaltenden Leute zurück und schleppen so viele Vorräthe,
als sie in der Eile noch zusammenraffen können, sowie alle
Gegenstände von einigem Werth, wie eiserne Töpfe, messingene
Kessel, Tücher, Matten etc., mit. An den verlassenen, dem Feinde
preisgegebenen Hütten und Dörfern braucht ihnen wenig gelegen
zu sein, denn diese haben sie nach Abzug des Feindes in einigen
Tagen wieder neu aufgebaut. An Lebensrnitteln leiden die Bewohner
einer solchen Festung gewöhnlich keinen Mangel, viel eher aber
an Trinkwasser, da diese Städte meist, um die Gegend besser
beherrschen zu können, auf Anhöhen angelegt werden. Aus den
weniger gut befestigten kleinern Städten werden oft in Zeit von
Noth alle nicht wehrfähigen Leute nach der Hauptstadt gesandt,
während die Männer allein zur Vertheidigung zurück bleiben.
Die feindlichen Einfälle finden meist um die Zeit der Reisemte,
und zwar fast ohne Ausnahme während der Nacht statt. Einige
Zeit vor dem geplanten Ueberfall sendet der in irgend einer
befestigten Grenzstadt concentrirte Feind, der eigentlich nichts
mehr ist, als eine gut organisirte Räuberbande, einige Spione,
sogenannte softly men, aus, um einen gewissen Platz genau zu
beobachten- und die günstigste Zeit und Gelegenheit zn einem