Sklave gewesen war, sich aber mit der Zeit zu einer Art Häuptling
aufgeschwungen hat. Selbstverständlich können sich solche
grosse Sklavenbesitzer allerlei europäische Genüsse verschaffen,
die für manchen Ändern unzugänglich sind. Hm neu angekaufte
Sklaven' am Weglaufen zu verhindern, legt man sie während
der ersten Tage an dem Block — put them in the stick —, eine
Maassregel, die gelegentlich auch als Strafmittel angewendet wird,
wie wir später sehen werden. Der Block (engl, stick) is ein gegen
zwei Meter langes Stück Baumstamm von Schenkeldicke, der
Länge nach in zwei Hälften gespalten und an zwei Stellen in
der Quere so ausgehöhlt, dass gerade die Unterschenkel über den
Knöcheln hineinpassen. Auf die eine oder die andere Weise werden
dann die beiden Hälften mit einander verbunden, worauf man
den Delinquenten bei schmaler Kost seine Strafe absitzen lässt.
Gewöhnlich wird aber nur ein Fuss an den Block gelegt und
durch den Dorfschmied ein gut schliessendes Eisenhand darüber
genagelt. Das Gehen ist in diesem Falle nur dann möglich, wenn der
Delinquent den Klotz an einem Tau mit sich herumträgt (siehe
das Titelbild dieses Capitels). Die so behandelten Sklaven werden
gewöhnlich zum Aufklopfen von Palmnüssen und ändern häuslichen
Arbeiten verwendet. Da die Sklaven in der Regel nur
einen Theil der Früchte ihrer Arbeit abzuliefern haben und auch
nicht allzu streng bewacht werden, so gelingt es ihnen nicht
selten, sich mit der Zeit so viel zu ersparen, dass sie sich
loskaufen können; doch ist der Druck der Sklaverei so gering,
dass nur Wenige das Bedürfniss fühlen, sich davon loszumachen.
Um dies zu bewerkstelligen, würden sie übrigens nicht einmal
nöthig haben, sich loszukaufen, sondern brauchten nur zu deser-
tiren und sich in einer liberianischen Niederlassung anzusiedeln, wo
kein Herr seinen Sklaven zurückholen darf. Solche Desertionen
kommen jedoch nur selten vor.
Unverheirathete Sklaven erhalten von ihren Herren, sobald
sie heirathsfähig sind, eine beliebige Sklavin zur Frau. Die
dieser Ehe entspriessenden Kinder sind ebenfalls Sklaven. Die
Sklaven können sich daher sehr leicht in ihr Schicksal fügen,
umso mehr, als sie in der Regel von ihren Herren, so lange sie
sich gut betragen, mit der den Negern eigenen Gutmüthigkeit
behandelt werden. Lassen sie sich aber irgend ein schweres Vergehen
zu Schulden kommen, so erfahren sie auch die ganze
Strenge ihres Gebieters, der wohl einmal einen solchen Missethäter
zu Tode peitschen lässt. .
Einen Gewaltakt ausserordentlich roher A rt, erwähnt der
liberianische Reisende A nderson in seinem mehrgenannten Reisebericht.
.
„Nach dem 1866 erfolgten Tode eines Onkels des Königs Momoru
von Boporo, der grossen Hauptstadt des Condo- oder Boatswain-
Landes, wurde es nöthig, zur Bezahlung von Schulden des_Verstorbenen
einige seiner Sklaven zu verkaufen, die ackerbautreibend
in Mussadalla’s Town (einer Sklavenstadt) beisammen lebten. Die
betreffenden Sklaven leisteten jedoch Widerstand, und nach
einigem Blutvergiessen brach ein allgemeiner Aufstand aus, wobei
sämmtliche Sklaven der Stadt beschlossen, sich bis aufs Aeusserste
zu vertheidigen. Sie nahmen hierauf gänzlich von der Stadt
Besitz, stellten die alten Befestigungen und Thore in der Eile
wieder her und versahen sich, so gut es gieng, mit Waffen.
Nach dem ersten Ausbruch des Aufstandes, liess König Momoru
die Rehellen auffordern, ihren Widerstand aufzugehen und versprach
ihnen Verzeihung für alles Geschehener Die Männer warengeneigt,
sich zu unterwerfen, doch im letzten Augenblick tra t eine Frau
in den Kreis und feuerte Erstere zum Widerstand a n , indem
sie erklärte, Momoru wolle sie mit der vorgeblichen Amnestie
bloss ködern, um sie dann desto besser strafen zu können. Sie
schloss ihre feurige Rede mit den Worten, dass, wenn den
Männern das Herz im Leihe zu zittern anfange, sie liebei ihre
Schwerter den Frauen übergeben sollten, die hoffentlich besser
wüssten, was sie zu thun hätten. Dieses entschlossene Auftreten
der Frau bestimmte denn auch die Männer, in ihrem Widerstand
gegen Momoru zu verharren. Sie wiesen daher alle Unterhandlungen
zurück und knüpften, um ihrem Widerstand mehr Nachdruck
zu verschaffen , Verbindung mit dem Bundy-Volke an, das damals
mit der Bevölkerung von Boporo in Feindschaft lebte. Der König
von Boporo aber suchte mit dem Bundy-Volke Frieden zu schliessen,
um dasselbe dann gegen seine aufständischen Sklaven ins Feld
schicken zu können. Der Kriegsoberste der Bundy nahm die