.. Wohl die bekannteste und häufigste aller liberianischen Taubenarten
ist die g r ün e F r u c h t t a u b e (Treron calva), die im Urwalde
brütet und sich, statt von Sämereien, von Baumfrüchten und jungen
Knospen nährt. Man schiesst diese Tauben auf dem Anstande
unter einzeln stehenden Futterbäumen, welche sie alle Tage regelmässig
zu besuchen pflegen, bis alle Früchte aufgebraucht sind.
Obschon man in dem waldbedeckten Liberia weder Sandhühner
noch Wachteln antriffb, so ist doch die Familie der Hühnervögel
auf würdige Weise vertreten. In den Urwäldern und dem an
diese grenzenden Buschwalde findet man ein schönes Schopf p
e r l h u h n (Numida cristata), welches truppweise beisammen
lebt und seine Nachtruhe auf den Aesten hoher Bäume hält.
Junge Yögel haben, wie nebenstehende Abbildung zeigt, auch
Kopf und Hals befiedert.
An das Perlhuhn schliesst sich am nächsten das We i s s k r a ge
n h u h n (Agdastes meleagrides) an. Auch dieses lebt truppweise
im Hochwalde, doch ist es viel seltener als das Erstgenannte
und gehörte bis jetzt auch in Museen zu den grössten Seltenheiten.
Ganz alte Vögel dieser Art zeichnen sich durch sehr
kleine, helle Tupfen auf dem grauen Gefieder, sowie durch einen
breiten, weissen oder violettweissen Kragen aus. Kopf und TTa.l«
sind nackt. Der Erstere ist nelkenroth, der Letztere milchweiss,
welche Farbe jedoch nach dem Tode sofort durch Kobaltblau in
Blauschwarz übergeht. Ueber das Freileben dieser hochinteressanten
Vögel konnte ich Nichts in Erfahrung bringen, da unsere
Exemplare von Eingebornen gebracht wurden, welche sie. in
Laufschlingen gefangen hatten. Sie scheinen indessen in ganzen
Trupps im Walde umherzustreifen. Mein Begleiter S tampfli
hatte am Farmington River das Glück, innerhalb weniger Tage
gegen zwanzig Stück lebend zu erhalten, welche von Einge-
bomen in Schlingen gefangen worden waren. In dem Gehege,
welches er für dieselben errichtete, benahmen sie sich anfänglich
sehr wild und scheu. Nach einigen Tagen jedoch hatten
sie sich schon soweit eingewöhnt, dass sie an die massenhaft
vorgeworfenen Termitenlarven giengen, und nicht lange dauerte
es, bis sie sich an Reiskost gewöhnt und alle Scheu abgelegt
hatten. Der Anblick dieses ganzen Trupps rothköpfiger Hübner
mit den weissen Halskragen muss nach den Aussagen Stampfli’s
wundervoll gewesen sein. Trotz der grössten Sorge, um die Thiere
für den späteren Transport nach Europa, wo man sie bisher
noch nie lebend gesehen hat, am Leben zu erhalten, starben Alle
kurz hinter einander, wahrscheinlich an vergiftetem Fleisch, das
ihnen durch Stampfli’s Diener unvorsichtiger Weise hingeworfen
worden war. Auch bei dieser Art haben die Jungen Kopf und Hals ,
dunkel befiedert. Der Halskragen zeigt ebenfalls eine dunkle Fär-
Das -Schopfperlhuhn. Das 'Weisskragenhuhn.
(Numida cristata, Pall.)- (Agelastes meleagrides, Temm.).
(l/io nat- Gr.). ÖAo nah Gr.).
bung, doch wird er, wie beistehende Abbildung zeigt, schon in der
ersten Mauser, hei welcher auch die Befiederung auf Kopf und Hals
verschwindet, reih weiss. Wie obige Mittheilung beweist, müsste
es ein Leichtes sein, diese Vögel auch in Europa am Leben zu
erhalten, und würden sie, namentlich in ganzen Trupps beisammen
gehalten, eine wahre Zierde unserer Thiergärten bilden.
Ausser den beiden genanüten Hühnerarten finden sich noch
zwei F r a n k o l i n e (Francolinus ahantensis1) und F. lathami).
*) Nicht ashantensis, wie in der Regel irrthümlich geschrieben wird, da
T em m in c k den Yogel nach der G-oldküstenprovinz Ahanta , nicht nach
Ashante e,benannt hat.