Werke in Abschrift besitzen und junge Leute zum Lehrfache
heranziehen, und es wird solchen Gelehrten von Seiten ihrer
Landsleute viel Achtung und Verehrung entgegengebracht. Auf
diese Weise wird die Kenntniss des Arabischen stark verbreite
t, und man findet unter den freien Mandingonegern sehr Viele,
welche des Lesens und Schreibens der arabischen Sprache
kundig sind. Ganz gleiche Schulen haben auch die Mandingo-
Derwische, die als Pioniere des Islam immer weiter nach der
Küste hin Vordringen, sich, z. B. bei den Vey, beinahe in jedem
grösseren Platze niedergelassen haben und dort nach Kräften
Proselyten zu machen suchen.
Dies ist auch die Weise, auf welche sich die Mandingo nach
und nach aus dem Innern her über die Gebiete verschiedener
Stämme, wie der Busy und Pessy verbreitet haben, so dass
sie dort gegenwärtig als die Herren des Landes betrachtet werden
können. Erst kommt ein Mandingopriester in die Stadt, welche
er zur Ausbreitung seines Glaubens für geeignet hält und wirkt
vom Oberhaupte derselben die Erlaubnis» aus, sich dort niederlassen
und eine Schule gründen zu dürfen. Der Häuptling kommt
gewöhnlich dem Wunsche des „Gottesmannes” gerne nach und
stellt ihm t sogar ein Wohnhaus zur Verfügung, sowie eine
Mtchrn, d.i. einen Schuppen, um darin Schule zu halten. An
Schülern hat der Derwisch gewöhnlich keinen Mangel. Seine wenigen
Bedürfnisse deckt er durch Beiträge in Naturalien, die ihm
von Seiten der Eltern seiner Schüler zukommen. Mit der Erweiterung
seines Wirkungskreises hält die Vermehrung seines
Hausstandes gleichen Schritt. Er erhält vom Häuptling des
Ortes eine Hütte als Wohnung für seine Frau, die er nun zu
sich nimmt. Dieser Letzteren folgt bald eine zweite. Mit der
Zeit hat er auch einen Gehülfen nöthig, welcher seinerseits wieder
ein Haus oder wenigstens einen Platz zum Bauen eines
solchen in der Stadt erhält und ebenfalls rasch seinen Hausstand
vermehrt. Bald siedeln sich mehr Mandingo an, die als
geschickte Schmiede, Gold-, Silber- und Lederarbeiter und als
geborene Handelsleute nach und nach Gewerbe und Handel- an '
sich ziehen und grosse Pflanzungen anlegen, so dass sie, deren
Vorläufer erst Schulmeister, dann Freunde und Rathgeb’er der
eingebornen Könige gewesen sind, schliesslich als die Herren
der Situation betrachtet werden müssen. Eine grosse Hütte
wird als Moschee eingerichtet, in der nun die Gläubigen ihre
Gottesdienste abhalten. Nach und nach beginnen auch Ungläubige
an den feierlichen Ceremonien Gefallen zu finden, bis schliesslich
Einer nach dem Ändern zum Islam Übertritt.
Wie vom Innern der Islam, so sucht sich von der Seeseite
her das Christenthum auszubreiten. Es sind gegenwärtig ausschliesslich
amerikanische, verschiedenen protestantischen Sekten
angehörende Missionsgesellschafben, die mit mehr oder weniger
Erfolg in Liberia ihre Thätigkeit entfaltet haben1). Dieselben
stellen sich zur Aufgabe, einerseits unter den Liberianern geordnete
kirchliche Zustände aufrecht zu erhalten, andererseits unter den
noch heidnischen Eingebornen das Christenthum einzuführen.
Die Heidenmission hat in Liberia einen schweren Stand, besonders
infolge der schon genannten. Neigung der Eingebornen, um
ihre der Mission anvertrauten Kinder, sobald dieselben ein gewisses
Alter erreicht haben, wegzunehmen und in den greegree-bush zu
senden. Besonders viel, und wohl mit Recht, hat man sich von
der christlichen Erziehung der Mädchen versprochen; indessen
ist auch hier dafür gesorgt, dass die Bäume nicht in den Himmel
wachsen. Dem christlichen Einflüsse auf die Mädchen thut nämlich
der Umstand grossen Abbruch, dass heirathsfähige Töchter
einen gewissen Geldwerth repräsentiren und in den meisten
Fällen für das Christenthum verloren gehen, da sie von den
Eltern, oft gegen ihren eigenen Willen, an einen beliebigen
Eingebornen verschachert werden. Um diesem Uebelstande abzuhelfen,
hat namentlich die protestantisch bischöfliche Mission
das System angenommen, die Mädchen gegen Erlegung einer
Summe von 15 und mehr Dollars zu kaufen, um ihnen die
Freiheit zu sichern, sich mit einem shristlichen Manne verhei-
rathen zu können. Es fehlen aber den Missionsgesellschaften die
i) pie Basler Mission hatte (nach G r u n d e m a n n ) schon 1827 einige Stationen
in Monrovia und Grand Bassa errichtet; da aber kurz hinter einander von
acht Missionären vier dem Klima zum Opfer fielen, wurden die Stationen
schon 1831 wieder aufgehoben. Der kurzen Wirksamkeit der katholischen
Mission in Monrovia wurde schon früher erwähnt.