palme ist noch berauschender als derjenige der Oelpalme. Die
Früchte, die in drei bis sechs Fuss langen Trauben vertikal aus
den Blattachseln herunterhangen, finden keine praktische Verwendung,
und es steht daher diese Palmenart, so nützlich sie auch
in mancher Beziehung ist und so sehr sie auch der Gegend zur
Zierde gereicht, hinter der Oelpalme, deren Blattwedel sie allein
an Grösse und Brauchbarkeit übertrifft, weit zurück. Schliesslich
sei hier noch einer stattlichen, hochstämmigen Fächerpalme
(Hyphaena guineensis, Thonn.) erwähnt, die in Liberia nur am
Cap Palmas vorkommt und keinerlei praktischen Nutzen liefert.
Weit zahlreicher als die w i l d w a c h s e n d e n nutzbaren
Pflanzen sind die Ku l t u r p f l a n z e n , von welchen, nebenbei
gesagt, nur wenige ursprünglich in Afrika zu Hause sind. Von
Körnerfrüchten wird nur Reis in grösserem Maasse, und nur
nebenbei noch etwas Mais und Negerhirse, alle drei aber allein
bei den Ei n g e b ö r n e n , verbaut. Diese Getreidearten reichen
indessen lange nicht hin, um den eigenen Bedarf zu decken, so
dass indischer Reis in grossen Mengen (in 1884 12,382 Centner)
eingeführt werden muss. Alle Körnerfrüchte liefern, wenn das
Wetter zum Einheimsen günstig ist, reichliche Ernten.
Gewöhnlich wird ein und dasselbe Grundstück nur ein bis
zwei Jahre zum Anbau benutzt und dann wieder sich selbst
überlassen, worauf es binnen Jahresfrist bereits wieder mit
üppig wucherndem Buschwerk bedeckt ist. Der Waldboden ist
für die Anlage von Pflanzungen entschieden der günstigste, und
darum hacken die Neger alljährlich für ihre neu anzulegenden
Farmen die nöthigen Strecken Waldes nieder und bepflanzen
diese auf die schon im ersten Bande (p. 52) angegebene Weise.
Hie und da werden statt des trockenen Waldbodens auch Sümpfe
zur Anlage von Reispflanzungen verwendet. In diesen sogenannten
nassen Reisfarmen, wie ich sie gelegentlich bei den Vey angetroffen,
wird der Reis, sobald das Wasser abgelaufen oder verdunstet
ist, also um die Mitte der Trockenzeit, in den durch
die Sonnenhitze erwärmten Boden gesät, wo er sofort üppig
aufgeht. Im Mai, wenn die Regenzeit kräftig einzutreten beginnt,
igt er dann reif und kann eingeheimst werden. Während der
Reifezeit bilden die zu Tausenden sich zusammenschaarenden
Webervögel und wie die Schmarotzer aus der grossen Gruppe der
Sperlingsvögel alle heissen mögen, eine wahre Plage für die Reisfarmen,
die sie, wenn man sie nicht beständig abwehrt, oft beinahe
kahl fressen. Man sieht darum während dieser Zeit fast in allen
Reisfarmen ein auf Pfählen errichtetes, mit einem leichten Schutzdache
versehenes Gerüst stehen, auf dem ein Sklave den Tag über
Wache hält. Die ganze Reisfarm aber ist mit an einigen Pflöcken
befestigten Rotangleinen durchzogen, und diese stehen wieder mit
einer ändern Leine in Verbindung, welche nach dem Gerüste führt. So
oft nun der Wächter an seinem Seil ruckweise zieht, wird die ganze
Pflanzung geschüttelt, und dadurch werden die Vögel verscheucht.
Die Ernte, sowie die spätere Behandlung des Reises, liegt ausschliesslich
den Frauen, Kindern und Sklaven ob. Bei der Ernte
werden nur die Rispen eingesammelt, das Stroh aber wird stehen
gelassen und nachher weggebrannt. Die Rispen werden, zu grossen
Büscheln zusammengebunden, auf einem Gitterwerk oben
im Dachstuhl der Wohnhäuser geborgen. Jeden Tag wird dann
das nöthige Quantum aus diesem Magazin, das durch eine ver-
schliessbare Luke zugänglich ist und vermittelst eines mit Einkerbungen
versehenen, angelehnten Balkens erreicht werden
kann, heruntergeholt, auf dem festgetretenen Lehmboden der
Hütte mit den nackten Füssen ausgetreten und nachher in zwei
bis drei Fuss hohen, hölzernen Mörsern gestampft (I. Band, Taf. VI),
um die Kerne von der Hülle zu befreien. Auf eigens zu diesem
Zwecke verfertigten, flachen, wannenartigen Körben werden dann
Eine Beiswanne.
die Körner von der losen Hülle geschieden, worauf der Reis zum
Kochen bereit ist. In diesem Stadium hat derselbe eine röthliche
Farbe, von dem eiweisshaltigen Kleiehäutchen herrührend, welches
diesen Reis viel schmackhafter und zugleich auch nahrhafter macht,
als der importirte weisse Reis ist.