haus. Auch das Wort tawab (Tabak), für das in keiner Sprache
der Eingebornen ein eigenes Wort besteht, ist portugiesischen
Ursprungs.
Die Sprachen der Eingebornen sind sehr wohl entwickelt, was
man am besten bei den zahlreichen Palavers sieht, in denen die
Redner eine ans Wunderbare grenzende Beredtsamkeit an den
Tag legen. Dennoch sind sie in mancher Hinsicht nach unsern
Begriffen ziemlich wortarm. So haben sie z.B. nur ein gemeinschaftliches
Wort für Sohn und Tochter, ebenso für Bruder und
Schwester, so dass die Leute jedesmal genöthigt sind, dem betreffenden
Worte das Geschlecht beizufügen. So sagen die Vey
ding-kaima (Mannkind, ding = Rind, kai — Mann) für Sohn,
und ding-mussuma2) (Fraukind; mussu — Frau) für Tochter.
Jomoh bedeutet beides, Bruder und Schwester, will man sich
aber deutlicher ausdrücken, so sagt man jomo kaima, resp. jomo
mussuma. Es kommt nicht selten vor, dass der Eingeborne diese
nähere Bezeichnung auch ins Englische überträgt, und es kann
nicht verfehlen, auf den Uneingeweihten einen komischen Eindruck
zu machen, wenn ihm ein Vater seine Tochter mit den
Worten vorstellt: Here my son, him be woman (hier ist mein
Sohn, er ist Frau). Nicht selten hört man auch sagen: „Me got
two son: one man boy, one woman boy" (Ich habe zwei Söhne:
einen Mannknaben und einen Frauknaben).
Ueberhaupt bietet die Veysprache — von den ändern will ich
hier, als mir weniger gut bekannt, gänzlich absehen - sehr
viele, auch grammatisch interessante, Eigenthümlichkeiten. Es
ist zwar hier nicht der Ort, um eine vollständige Grammatik der
Veysprache zu geben, doch zum bessern Verständniss der nachfolgenden
Wörterliste und des Aufbaues der Veysprache überhaupt
mögen hier immerhin folgende allgemeine Regeln ihre
Stelle finden3):
*) Spanisch und portugiesisch tabaco.
2) Nicht zu verwechseln mit musm-ding (Kindfrau, kleine Frau, Mädchen).
s) Sehr bedeutende Dienste leistete mir hei der Zusammenstellung nachfolgender
Wörterliste der Sohn meines frühem Jägers J a c k so n , A r c h e y T.
D e m e r y , der die Veysprache gründlich kennt, und den ich während neun
Monaten in Leiden hatte, um ihn zum Näturaliensammler auszubilden,
1°. Der A r t i k e l fehlt bei sämmtlichen Substantiven.
2°. Das Di n gwo r t (Substantiv) selbst erleidet durch die
Mehrzahlform keine Veränderung. Die Mehrzahl wird durch das
hinten angefügte Wort enü ausgedrückt, z. B. kai Snu (Männer)
müssu Snu (Frauen), moh (Person), möh enu (Leute, Volk, Stamm).
3°. Nicht selten werden im Sprachgebrauche Wörter abgekürzt;
wo dies der Fall ist und mir eine Erklärung möglich war, habe
ich dieselbe in der Wörterliste angegeben.
4°. Weder Substantiva noch Pronomina haben eine Declination.
So heisst z. B. die Thüre jenes Hauses king menühh kindah
(wörtl. Hauses jenes Thüre).
5°. Di n gw ö r t e r , die von Eigenschafts- und Zeitwörtern abgeleitet
sind, sowie substantivisch gebrauchte Eigenschafts- und
Zeitwörter erleiden dadurch in der Regel keine Veränderung. So
bedeutet z.B. das Wort Mllähli krank und Krankheit, fah todt
und tödten, süma messen und Maass, wägen und Gewicht.
6°. A d j e c t i v a werden manchmal verdoppelt, um der Bedeutung
derselben mehr Nachdruck zu geben, z.B. küh kuluh (Verkürzung
von kuluh kuluh, sehr viel, wörtl. gross-gross). Diese
Regel wird auch wohl ins Englische übertragen, z. B. biggy-biggy
(big — gross), sehr gross, und thanky-thanky für „danke sehr.”
7°. Das Ad j e c t iv wird durch die Steigerung nicht verändert.
Diese vollzieht sich vielmehr durch Anhängung der Wörter bele
a (wörtl. übertrifft ihn, sie, es), z. B. kündu (kurz), kündu bele a
(kurz übertrifft e s, übertrifft es an Kürze). Der Superlativ
wird auf gleiche Weise gebildet, wie folgendes Beispiel zeigt:
Kai me be kündu bele änuhh gbwi.
Mann dieser ist kurz übertrifft sie alle.
(Dieser Mann übertrifft sie [die Ändern] alle an Kürze).
8°. Die C o n ju g a t io n der Verba ist sehr primitiv, da der Infinitiv
sowohl für Gegenwart als Vergangenheit gebraucht wird
und nur für das Futurum die Form verändert, z. B. nah = kommen,
näh nah ich komme, ich kam, ich bin gekommen; m (Verkürzung
von nah) be nah = ich werde kommen; m' be ta m ich
werde gehen.
9°, Der I n f i n i t i v der Verba wird durch die verschiedenen
LIBERIA, II. lg