erfreut, wenn man auch eingestehen muss, dass guter Vogelgesang
in den Wäldern und Büschen Westafrika’s seltener gehört
wird als in Europa, so findet man doch sehr hald, dass mit
grossem Unrecht von Manchen den afrikanischen Vögeln jegliche
Sangesgabe abgesprochen
wird und dass es vielmehr
eine grosseZahl derselben
giebt, die auch in Europa
gern in das grosse Orchester
der gut singenden Vögel
aufgenommen würden.
Unter den Sängern ist
namentlich die Gruppe der
Timeliiden ganz besonders
zahlreich vertreten. Durch
ausserordentliche Kunstfertigkeit
im Nestbau sind
unter ihnen die Bus c h s
ä nge r ausgezeichnet,
sehr kleine Vögelchen mit
keilförmigem, zartfedri-
gem Schwanz. Wir haben
namentlich zwei Arten
dieser besten aller Baukünstler
zu beobachten
Gelegenheit gehabt, nämlich
einen Sc h n e i d e r vogel:
Cisticolarufa, und
eine diesem verwandte
A r t: Prinia mystacea.
a u I , W 1 \ Wmmm Das Nest Der Schneideivogel (Cisticola rufa, Pall.), g . d, er. erst. g°e n.ann-
mit Nest en ana lca 111 medrigem
Gebüsch an dem Stengel
eines kleinen Strauches befestigt. Zu diesem Zwecke hatten die
Erbauer, wie obenstehende Abbildung zeigt, zwei gegenständige
Blätter nach oben und das über diesen stehende Paar nach unten
in der Weise zusammengezogen, dass sie zusammen einen ovalen
Beutel mit seitlichem, unmittelbar neben dem Stengel sich befindlichem
Schlupfloch bildeten. Das Eine der Blätter des oberen Paares
diente nur zum kleinsten Theile als Nestbedeckung und wurde
hauptsächlich als eine Art Portico verwendet, der über das
Schlupfloch hinausragte und es beschattete. Zum Zusammenhalten
der vier als Nestmantel verwendeten Blätter diente eine
sehr dünne, inwendig angebrachte Schicht von Baumwolle. Die
verschiedenen Blätter waren nicht zusammengenäht, sondern auf
ihrer ganzen Oberfläche, namentlich aber an den Rändern, mit
zahlreichen, absichtlich gemachten, kleinen Löchern versehen,
durch welche der Vogel mit seinem zarten Schnäbelchen einen
Büschel des weichen Fütterungsmaterials erfasst und propfartig
herauszieht, so dass die Blätter, und ganz besonders deren
Ränder, wie mit weissen Knötchen besäet erscheinen. Wie ich
glaube, dient die Pflanzenwolle nur als Material zum Zusammenhalten
der Blätter,, während die eigentliche Fütterung aus
nur spärlich anwesenden, feinen Grasrispen besteht, welche
stellenweise sogar die kahle Blätterwand von Innen erkennen
lassen. Ueber die Eier und das Brutgeschäft dieses Vogels weiss
ich leider Nichts mitzutheilen.
Der zweite der von mir beobachteten Nestkünstler, Prinia
mystacea, baut sein Nest in niedriges Sumpfgebüsch, am liebsten
in einen einsamen Strauch, der zwischen Ried und niedrigen
Binsen emporragt. Nach Art der Webervögel verfertigt er dasselbe
aus sehr schmalen, bandförmigen Streifen von Grasblättern,
die er zu einem reichlich 10 Cm. hohen, ovalen Beutel mit seitlichem
Schlupfloch zusammennäht. Auch dieser Vogel weiss die Blätter seines
Niststrauches zu einem schützenden Nestmantel zu vereinigen,
zu welchem Zwecke er deren Ränder mit einer ganzen Reihe
von Löchern versieht und mit schmalen, geschmeidigen Blattstreifen
kunstgerecht zusammennäht. An den Nestern dieser
Art ist keine Spur von Baumwolle oder ändern weichen
Faserstoffen zu finden. Auch hier wird eines der Blätter als
Decke verwendet, die schattenspendend über das Eingangsloch
hinausragt. Als ich das Nest fand, enthielt es zwei Eier, und
als deren Zahl auf vier gestiegen war, befestigte ich eine Schlinge
von Pferdehaar vor dem Schlupfloch. Am ändern Morgen fand