Dieselben werden durch dight neben einander angebrachte Nadelstiche
oder kleine Einkerbungen vermittelst eines Federmessers
oder einer Glasscherbe verursacht, und zur Erreichung des Auf-
schwellens mit gewissen beissenden Pflanzensäften eingerieben.
Die Narben zur Erinnerung an den Zauberwald bestehen bei den
Veymännern aus einer einfachen oder doppelten Reihe von
Knötchennarben, die sich entweder dem ganzen Rückgrat entlang
oder auch vom Nacken bis auf den letzten Rückenwirbel hinziehen
und von da sich gabelnd in der Richtung der Bauchrippen verlaufen,
während sich die Zeichnung bei den Frauen auf einen
vertikalen Streifen auf den Lenden beschränkt. Bei ändern
Stämmen weichen diese Rückenverzierungen in Zeichnung und
Form etwas von den Genannten ab.
Die Stammeszeichen wie auch die willkürlichen Tätowirungen
bestehen nicht aus erhabenen Hautnarben, sondern lassen die
Haut flach, doch zeigen sie eine auffallende, bald rein schwarze,
bald indigoblaue oder blaugrüne Farbe. Die Stammeszeichen findet
man auf Stirn und Nasenrücken, wie bei den Kru 1), oder in
Form von schrägen Binden auf Halsseiten, Schultern und Armen,
wie bei den Queah. Auch bei den Tätowirungen mit Anwendung
von Farben werden durch dicht neben einander angebrachte Nadelstiche
oder Einkerbungen stark blutende, schmerzhafte Hautwunden
verursacht, die mit einem Farbstoff eingerieben werden,
der nach der Heilung unauslöschbar in der Haut zurückbleibt.
Für schwarze Zeichnungen reibt-man gepulverte Holzkohle oder
auch wohl Russ, den man von Kochtöpfen abfegt, in die Wunde;
für blaue oder grünliche Narben braucht man den ausgequetschten
Saft von Indigoblättern. Auf Hautstellen, die nach dem Heilen
der Wunden nicht genügend gefärbt sind, resp. keine erheblichen
Knötchen zeigen, wird die schmerzhafte Prozedur wiederholt, und
der Patient ist gewohnt, dieselbe mit stoischer Ruhe zu ertragen.
Freilich läuft es gelegentlich auch wohl nicht ohne Schmerzensschrei
ab, besonders wenn die Operation mit unzarter Hand
') Letztere fügen gelegentlich noch einen kleinfingerbreiten Streifen von
den äussem Augenwinkeln bis auf die Schläfen bei. Die Vey besitzen kein
besonderes Stammeszeichen.