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 ein,  so  dass man  annehmen  muss,  sie  wittern  die Nahrung  schon  in  der  
 Erde;  nie habe  ich  es  beobachtet,  dass  sie unter  einem  am Boden  stehenden  
 Blechkasten  ihren Gang dnrchgebrochen hätten,  selten,  dass sie irgendwo  
 frei  zu Tage gekommen wären.*)  Die  schnelle Ausbreitung  der Termiten  
 in  einem Hause wird  sehr  befördert durch  die  schlechte Beschaffenheit  
 des verwendeten Baumaterials.  Die Backsteine,  aus  denen  die dünnen  
 Mauern  zusammengekleistert  sind,  haben  mehr  die  Beschaffenheit  von  
 Luftziegeln,  wie  von  gebrannten  Steinen.  Einen  festen,  guten  Ziegel  
 würden  sie  sicherlich nicht  so  schnell  durchbrechen,  obgleich mit  der Zeit  
 auch  das  beste Material  ihren  unwiderstehlichen Kiefern  weichen  muss.  
 Oefters  hörte ich bei Nacht  das Knirschen  derselben,  wenn  die Unholde  
 an  meinen  Sachen  arbeiteten,  doch  zum Glück  befand  sich  der  grösste  
 Theil  iu Blechkästen geborgen und  der  angerichtete  Schaden  erwies  sich  
 als  nicht bedeutend.  Auch war  ich  in  dieser Zeit  viel im Zimmer anwesend  
 und  konnte  ihnen  auf  den  Dienst  passen,  wenn  sie sich  allzusehr  auszubreiten  
 drohten. 
 Unterdessen  kam  der Monat  Juli  heran  und  sah mich  gegen meine  
 eigene  Erwartung  immer  noch  in Bloemfontein.  Obgleich  ich  daselbst  
 nicht über Langeweile  klagen  konnte, weil  sich  hinreichendes Material für  
 Studien  vorfand  und  mannigfache  interessante Bekanntschaften mir Unterhaltung  
 gewährten,  so  sehnte  ich  mich  doch zu  sehr weiter hineinzukommen  
 nach  dem  Innern,  um  nicht zuweilen Ungeduld  zu empfinden.  Ich  
 hatte mich mit  einem  der bedeutendsten Farmer des Freistaates verabredet,  
 nach Transvaal  zu  gehen  bis  Zout-Pans-Berg  hinauf,  doch  zu  meinem  
 grossen Bedauern  erwies  sich  sogleich mein  erster  derartiger Versuch  zu  
 reisen  erfolglos;  der Herr,  zu  den  holländischen Afrikanern  gehörig,  fand  
 es  ans  unbekannten Gründen  nicht  für  angemessen  der Verabredung  treu  
 zu  bleiben,  und  ich wartete  vergeblich  auf seine Ankunft,  bis  ich  endlich  
 die Nachricht  erhielt,  er habe  den  Plan  ganz  aufgegeben. 
 Da  es  unthunlich  war,  nun  noch  ein  neues Arrangement zu  treffen,  
 musste  ich  es  für  dieses  Jahr  aufgeben,  meine  Reise  weiter  nach  dem  
 Innern  auszudehnen  und  bereitete mich  darauf vor,  nach Natal  zu  gehen.  
 Bevor  ich  dahin  aufbrach,  hatte  ich  am  10.  Juli  noch  einmal  eine Fahrt 
 *)  Brechen  sie  an  einer  unbedeckten  Stelle  durch,  so  schieben  sie  ein  Häufchen  
 Erde,  wie  die  Maulwiirfshügel  im  Kleinen,  vor  sich  her,  da  sie  das  Licht  
 zu  vermeiden  suchen. 
 nach Boshof zu unternehmen, wohin  ich  eines Krankheitsfalles halber  gerufen  
 wurde.  Diese  Fahrt,  welche  nicht  als  eine Vergnügungsfahrt bezeichnet  
 werden kann,  gewährte  mir  schreckliche Einblicke in  das Familienleben  
 der Boeren und  zeigte mir  den Charakter  derselben  von  seiner  
 ungünstigsten  Seite.  Die  Patientin,  zu  der  ich  gerufen wurde,  war  die  
 Frau  des  reichsten Farmers  der  Gegend,  der  den Platz besessen hatte,  ehe  
 daselbst  ein Dorf existirte.  Das Terrain liegt zwischen  dem Modder- und  
 Vaal-Rivier und wird daher als  das Middel-Veld bezeichnet,  und  die Frau  
 des Farmers, welche  dem Hauswesen  in würdiger Weise Vorstand und beständig  
 einen  ordentlichen Hofstaat  von Fremden  um  sich  hatte,  nannte  
 man wohl  scherzweise: Die Königin  desMiddel-Veldes. 
 In  der That zeichnete  sie  sich  auch  durch  ihre imponiren de Erscheinung  
 vor  ändern Sterblichen  aus,  da  sie  noch  in  gesunden Tagen  nicht  
 weniger wie 250  Pfund wog bei verhältnissmässiger Grösse.  Jetzt fand ich  
 die  arme Frau in  einem sehr beklagenswerthen Zustand,  indem seit länget er  
 Zeit  begonnene Wassersucht  allmälig  einen  furchtbaren  Umfang  erreicht  
 und  die vorher  schon  schwer  bewegliche Person  in  eine hülflose Masse  
 verwandelt hatte.  Längst  hatte  sie  den Tod  erwartet, und  die Behandlung  
 durch  einen  Quacksalber  mit  Calomel  verbesserte  ihren  Zustand  
 nicht.  Der Sarg  und  die Kissen  waren  schon  seit 4 Wochen vorbereitet  
 zur Aufnahme  der Leiche,  aber  weil  die  Kranke  durchaus  nicht  starb,  
 schickte man  endlich nach dem Doctor,  damit die Sache ein schnelleres Ende  
 gewönne.  Der Mann,  obgleich  schon bejahrt, wünschte eine andere junge  
 Frau zu heirathen  und wartete  sehnsüchtig  auf den Tod  der  alten;  dritte  
 Personen,  der  Familie nahe  stehend,  theilten  mir unumwunden  mit,  dass  
 ich  eigentlich nur gerufen würde, um  die Kranke  schnell  todt zu machen,  
 welchen Ausgang  die Kundigeren mit Recht von  der Punction erwarteten.  
 Trotzdem,  dass  ich vielfach  dazu gedrängt wurde, weigerte ich mich doch  
 dieselbe  auszuführen,  da  es  der äusserstgesehwächteZustand der Patientin  
 verbot.  Der Mann beruhigte  sich  endlich,  als  ihm  die Hoffnungslosigkeit  
 des  Falles  auseinander  gesetzt worden war und,  nachdem  ich noch  einige  
 andere Kranke besucht hatte, wurde  die Rückreise nach Bloemfontein  angetreten, 
   wo  ich,  Tag  und  Nacht  fahrend,  nach  5tägiger Abwesenheit  
 wieder  eintraf. 
 Die  Magerkeit  der  Pferde  und  der  schlechte  Zustand  des  Feldes  
 erlaubte nur langsam  zu reisen,  so  dass wir  öfters  bei Farmhäusern vorsprachen; 
   fast  überall  fand  sich  Krankheit,  in  einigen wirkliches Elend.  
 Besonders  die  Frauen waren nur ausnahmsweise gesund,  indem die meisten  
 über Uterusleiden oder Leberkrankheiten  zu klagen hatten,  und  sie  erwar