schicken, und so wurde hier,.wie es wohl öfters geschieht, der Tyrann
Sklave seiner eigenen furchtbaren Staatseinrichtungen.
Noch hält er aber das Scepter in seiner alternden Hand und das
Wort des Despoten ist noch immer unabänderliches Gesetz, dem entgegen
zu handeln oder auch nur zu widersprechen seinen Unterthanen
'als todwürdiges Verbrechen erscheint. Zahlreich sind die Beispiele
von dem fast bis zum Unsinnigen gehenden Gehorsam, den der Häuptling
verlangt, die 'Anführung einiger derselben wird dies hinreichend
anschaulich machen.
Haben Löwen Schaden angerichtet in den Heerden, so dürfen die,
Wächter nicht vor ihm erscheinen ohne das Fell der Räuber; der Haufe
umzingelt das Raubthier und stürzt sich mit geschwungener Assegai
darauf, unbeirrt durch Tod und Wunden; mehrere fallen vielleicht dem
Löwen zum Opfer, doch bevor er sich befreien kann, haben sich die
scharfen Klingen der Assegaien von allen Seiten in seinen Körper ge'
bohrt und er fällt auf die verstümmelten Leichen .seiner kühnen Angreifer.
Schlimmer ist der Kampf, wenn es der Laune des Tyrannen beliebt,
das Raubthier, welches seinen Zorn erregt hat, lebendig vor ihn
zu bringen, damit er es mit eigener Hand niederstossen kann, doch
selbst solche unmenschlichen Befehle werden ohne die leiseste Widerrede
ausgeführt, wenn auch mancher Unglückliche dabei sein Leben
verliert. So befahl Moselekatse einst sogar ein Krocodil, welches ein
Kalb geraubt hatte, lebendig einzubringen und seine wilden Krieger
lösten die furchtbare Aufgabe; sie fanden das Thier im flachen Wasser,
stürzten sich in hellen Haufen auf dasselbe und brachten es unversehrt
vor den Häuptling.
Als kürzlich die jungen Krieger vor ihn kamen und Fleisch verlangten,
fragte er sie, ob sie denn schon einen Ochsen halten könnten.
Ein starker Bulle wurde auf seinen Wink herbeigetrieben, in einem
Augenblicke hatten ihn die kecken Burschen mit ihren Händen zu Boden
gerissen und befriedigt durch die bewiesene Bravour erlaubte er ihnen,
denselben zu schlachten.
Bei einer ändern Gelegenheit, wo ein Kraal angefertigt werden
sollte, und die Leute sich dazu der Aexte bedienten, fragte er, wozu sie
Aexte nöthig hätten? sie sollten den Kraal nur mit den Händen zusammenstellen.
Dabei muss man aber die Zähigkeit und Unantastbarkeit
der afrikanischen Dornengesträuche kennen, um zu begreifen, dass
der schnell entstehende Kraal, von mächtigen Zweigen aufgebaut, eine
Heldenthat bekundete, welche wenig Völkerstämme den Matebele’s nachgemacht
hätten.
Zuweilen wendet sich der. Zorn des Tyrannen auch gegen die
eigenen Unterthanen, wenn Spuren von Ungehorsam oder Opposition
gegen seine Autorität auftauchen. So glaubte er, und nicht mit Unrecht,
aufrührerischen Geist in einem der Lager zu bemerken, welches unter
der Führung eines nahen Verwandten stand. Ihr Loos war schnell
besiegelt: Von den ändern Truppen plötzlich umzingelt, fielen sie bis
auf wenige Flüchtlinge sämmtlich der Rache des Häuptlings zum Opfer
und die Henker vergossen ebenso gleichgültig das Blut ihrer Stammesgenossen,
als sie das fremder Nationen hätten iiiessen machen.
Ein so geknechteter Geist, wie ihn die Matebele’s zeigen, ist der
Aufklärung begreiflicher Weise wenig zugänglich und es findet sich
daher gerade unter ihnen der Aberglaube stark verbreitet. Hexerei
wird nicht nur geglaubt, sondern der Stamm übt solche selbst in feierlicher
Weise aus, um den Kriegern Muth zu verleihen und den Sieg an
ihre Waffen zu fesseln.*)
So brachten sie zurückkehrend von einem der letzten Züge gegen
die Moshona einen schwarzen Stier mit, den sie in feierlichem Zuge
unter Kriegsgesängen dahertrieben; plötzlich stürzten sich eine Anzahl
der Krieger auf das verblüffte Thier und hatten demselben im Augenblick
das rechte Vorderbein mit der Schulter vom Leibe getrennt, während
die ganze Rotte phantastische Tänze um das am Boden zuckende Thier
ausführte. Das abgetrennte Stück wurde zerschnitten und mit allerhand
widerlichen Ingredienzen, zum Theil den Körpern ihrer erschlagenen
Feinde entnommen, von den Medizinmännern in einem bereitstehenden
Kessel gekocht, und das scheussliohe Mahl darauf von den Kriegern
verzehrt.**)
Häufig ist die Anklage auf Hexerei gegen einzelne Stammesmitglieder,
besonders gegen alte Leute, welche wegen ihrer Unfähigkeit
länger die Waffen zu führen, den Uebrigen eine Last erscheinen, die
man sich auf jede Weise vom Halse zu schaffen sucht, ohne dass man
darin irgend eine unrechtmässige Handlung erkennt. So brachten sie
vor den Augen mehrerer europäischer Händler einen alten Mann wegen
Hexerei vor Moselekatse, das „Schuldig“ wurde gegen ihn ausgesprochen
und ein kaltblütiges: „Schafft ihn fort!“ des Häuptlings endete die Ver*)
Dieselbe Sitte ist auch unter Kafferstämmen in Gebrauch.
**) Nach einem Bericht von Chapman.