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 rechnet,  indem meine  Sachen  schon nicht mehr  auf dem Wagen waren. 
 Ich  machte  nämlich  am  Nachmittag  meinen  letzten  Ausspann  auf  
 dem  Höhenzuge,  von  dem  man  bereits  P ie te r -M a r itz b u rg   im Thale  
 vor  sich  liegen  sieht,  ein  reizender und  seit langer Zeit entbehrter Anblick,  
 insofern  der  weitläufig  gebaute  Ort  den Eindruck  einer  grossen,  volkreichen  
 Stadt  macht.  Die Häuser  liegen vielfach  in Gärten,  die  Strassen |   
 sind von Bäumen,  meist  Syringen  (Melia Azedirach)  und Bluegums  (Eu-  
 Galyptus),  eingefasst,  und das Ganze  bedeckt dadurch  einen bedeutenden  
 Elächenraum.  Zwei Stunden  später  traf  ich  in  dieser Capitale  des Natallandes  
 selbst  ein  und  sah  wieder  einmal belebte  Strassen,  geschmückte  
 Läden,  Werkstätten  und  allen  den  Trubel,  welcher  mit  einer  thätigen,  
 emporstrebenden  Stadt  verbunden  ist.  Die prächtig  blühenden  Syringen,  
 deren Duft die Luft erfüllte,  die Hecken  von weissen Hosen und die üppigen  
 Gärten  zu  beiden  Seiten  der Strasse mit  subtropischen Gewächsen  gaben  
 zugleich  dem Bilde  den  eigenthümlichen Charakter  des Natallandes. 
 Das Leben  und Treiben  des Ortes  ist  originell und  abweichend  von  
 allen  den  anderen Plätzen,  welche, ich  in  Süd-Afrika  gesehen habe:  Die  
 grosse Zahl von Reitern und Damen  zu Pferde, welche Letzteren  ich  öfters  
 ohne Begleitung  in  gestrecktem Galopp  die Strassen  hinabsprengen  sah,  
 giebt  demselben  etwas Vornehmes,-Civilisirtes;  dazwischen  treiben  sich  
 aber  zahlreiche.Zulu in  ihrer mehr  wie  dürftigen Bekleidung  als Arbeiter  
 oder Tagediebe  umher,  und  überall hört man  die wohlklingende  Sprache 
 derselben  ertönen. 
 Während  man  in  der  Colonie  und  im  Freistaate  mit  den Dienern  
 holländisch  spricht,  ist  es  hier  üblich,  sie  in  ihrer  eigenen  Sprache  anzureden, 
   und  die Kenntniss  derselben  ist  demnach  unter  der  weissen  Bevölkerung  
 sehr verbreitet.  Schon  dieser Umstand  zeigt,  dass die Farbigen  
 in  Natal  ein  weit  mächtigeres  Element  darstellen,  als  in  den  anderen  
 Theilen  Süd-Afrika’s,  wo  das Holländische  die  vermittelnde Sprache mit  
 denselben  ist.  Das  Letztere  hat  daselbst  gar  keinen Boden  und  dürfte  
 kaum  mehr  gesprochen  werden  wie  Deutsch;  Englisch  ist  durchaus  
 überwiegend. 
 Durch  das  Hinzukommen  der  Kafferndialekte  wird  das  südafrikanische  
 Sprachengewirr,  welches  bereits  durch  die  drei  europäischen  arg  
 genug  ist,  noch  verschlimmert,  so  dass  man  sich wirklich  in  ein  zweites  
 Babylon  versetzt  glauben  könnte.  Die  erste Anrede  geschieht  meist  in  
 Englisch,  aber  auch  wenn  der Angeredete  diese  Sprache  versteht,  folgt  
 häufig  eine  der  anderen  nach,  sodass  die  Leute  ein Vergnügen  darin  zu 
 finden  scheinen  in  der  Ausdrucksweise  zu  wechseln.  Die  nothwendige  
 Folge  davon  ist,  dass  die Leute  schliesslich  keine  richtig  sprechen, und  
 die  Unterhaltung  leidet  einen  erheblichen  Nachtheil,  besonders  wenn  
 Unglückliche  dabei  sitzen,  die  nur  eine  der Sprachen  verstehen.  So etwas  
 pflegt aber  in  der Regel  nur Engländern zu passiren,  da die Natalcolonisten  
 meist  Englisch,  die  Deutschen  Holländisch  und  viele  auch  hinreichend  
 «Englisch  verstehen.  Die  Kafferndialekte  werden  ausserhalb  Natal  nur  
 ausnahmsweise von Weissen gesprochen, wie  von Missionären und Leuten,  
 welche  unter Kaffern  gross  geworden  sind;  So  lernte ieh  einen Herrn in  
 Bloemfontein kennen, welcher  die Sprache  der Eingeborenen so gut sprach,  
 dass  dieselben von  ihm  sagten:  Er habe  ihre Sprache getrunken! 
 Unter  der  grossen Zahl von  Zulu’s,  welche  die Strassen  von Maritz-  
 burg  beleben,  sah  ich viele prächtige Specimina,  die ich wohl  gewünscht  
 hätte  meiner Gallerie  einzuverleiben,  doch  in Ermangelung  einer Mittelsperson  
 gelang  es mir hier nicht,  sie  zu  fangen.  Die  äussere Erscheinung  
 derselben  ist-mannigfaltig,  so  dass  es  schwer  ist  einen bestimmten Typus  
 dafür  festzustellen.  Die Gesichter  sind  regelmässiger  als bei  den  eigentlichen  
 Kaffern;  die Nase  ist  besser  entwickelt  und  nicht  so  aufgestülpt,  
 die Stirne  ist  hoch,  die  Lippen  sind  stark  aufgeworfen,  das  Gesicht  jedoch  
 häufig  nur wenig  prognathisch.  Der Körper ist mehr proportionirt,  
 aber  auch bei ihnen findet  sich  selten  eine  eigentliche Taille,  sondern  die  
 Seiten  der Brust  fallen  senkrecht  ab.  Auffallend  sind besonders  die verschiedenen  
 Haartrachten,  welche,  wie  es  scheint,  etwas Modesaehe  sind.  
 Die Kronen,  eigentlich  das Abzeichen  der  erwachsenen,  als Krieger in  den  
 Stamm  aufgenommenen Männer,  wurden  nicht so  allgemein getragen  und,  
 obgleich  auch  hier noch  sehr  reichlich vertreten,  sah man  doch  auch viel  
 andere  Formen,  die  eine  nach  Art  eines  einfachen  oder  mehrfachen  
 Kammes  von  einem Ohr über  den  Scheitel  zum  anderen,  und  eine  zweite,  
 wo  das Haar  ähnlich  wie  eine  Kappe geformt wird,  welche  sich auf dem  
 Kopfe  gewöhnlich  etwas  erhebt,  an  den  Seiten  und  im  Nacken  mehr  
 anliegt.  Die Zahl  der Kämme wechselt je  nach  dem Geschmacke des betreffenden  
 Kaffernstutzers,  der  bald  mehr,  bald  weniger  Mühe  auf  die 
 kunstvolle-Arbeit verwendet. 
 Bei  den Zulustämmen  finden  sich  auch  grosse Abweichungen .in  der  
 Hautfärbung;  obgleich  für  gewöhnlich tief dunkelbraun,  erscheinen doch  
 zuweilen lichte, mehr röthlichbraune Töne,  ohne dass man einen bestimmten  
 Verdacht  auf  Vermischung  mit  weissem  Blut  aus  der  übrigen  Bildung  
 r.echtfertigen  könnte.  Die Colonie  von Natal  ist  auch  viel  zu jung,  um  
 anzunehmen,  dass  bereits Mischlinge  von höherem Alter unter  der  einge