angetroffen, so dass ich nicht weiss, wie weit nach Norden sie sich
erstrecken dürftet
Am 15. langte ich in Motito an, einer Missionsstation zur Zeit
unter einem Herrn Namens F re d oux*), einem liebenswürdigen, gefälligen
Manne, der seine Mussestunden gern zu naturwissenschaftlichen Studien
verwendete und mir aus seinen Sammlungen bereitwilligst verschiedene
Stücke abtrat. Den Sonntag hielt ich Rast im Orte und besuchte am
Morgen die Kirche der Eingeborenen, welche mir wenigstens einen
Ueberblick über die Bevölkerung verschaifte, wenn ich auch der mit
vielem Feuer vorgetragenen Rede des Missionars natürlich nicht zu folgen
vermochte. Nachher speiste ich im Hause des Herrn, doch muss ich offen
gestehen, dass das sonntägliche Mahl desselben, bestehend aus Sardinen
nebst Brod und Butter, meinem Reisemagen durchaus nicht genügen
wollte. Der fromme Mann erlaubte es sich nicht, am Sönntag warme
Speisen zuzubereiten, meine eigene Gottlosigkeit veranlasste mich indessen,
nach dem Wagen zurückgekehrt, die gebliebenen Lücken durch
eine gebratene wilde Ente auszufüllen.
In der Umgegend von Motito tritt ein interessanter Diorit auf und
zwar im Bette des benachbarten Flüsschens; derselbe ist grobkörnig und
von eigentkümlich lichter, grünlicher Färbung.
Die Gegend verliert hier ihren traurigen Charakter, die Ufer des
Baches sind mit mannigfachem Gesträuch bewachsen, und einige Stunden
weiter nördlich zieht sich der Weg durch einen wahren Wald von Kameel-
dornbäumen, welcher auch nicht ohne thierisches Leben ist. Auffallend
sind besonders die zahlreichen Nester der Finken und Sänger, welche
theils einzeln von den Zweigen hängen, theils in flach glockenförmigen
Colonien den Baum bedecken (Philhetaerus lepidus Smith). Den neugierigen
Beschauer begrüsst beim Herantreten unendlicher Lärm und
Gezwitscher, während die graubefiederten Bewohner in wilder Hast aus
den nach unten sehenden Ausgangsröhren stürzen.
Hier und da stösst man zwischen dem Gebüsch auf einen Vogel, der
an Gestalt und Grösse einem weiblichen Korhaan ähnlich sieht (Otis rufi-
cristata Smith), aber vergeblich erwartet man, wenn er auffliegt, das
ärgerliche Gekrächz zu hören; er erhebt sich geräuschlos, zieht mit
schwebendem Fluge über den Wald dahin und, plötzlich die Flügel zu-
*) Er ist seitdem auf furchtbare Weise umgekommen, indem ein Händler,
den er für begangenes Unrecht zur Rechenschaft ziehen wollte, sich in Morokwain
mit ihm und einer Anzahl Eingeborener in die Luft sprengte.
sammenfaltend, lässt er sich wieder nieder, ohne dass man im Stande ist,
ihn aufs neue zum Aufstehen zu bewegen. Es ist dies der stumme, oder
Fig. 52. Kameeldornbaum mit gemeinschaftlichen Nestern.
B u s c h k o rh a a n , welcher nur im Innern vorkommt und sich, in der
Nähe betrachtet, leicht durch seine Zeichnung von. dem gewöhnlichen
unterscheidet.
Die Bäume wurden am nächsten Tage wieder sparsam und traten
nur noch in kleinen Gehölzen auf, welche die öde, schwarz gebrannte
Steppe wenig verschönerten. Auch diese verschwanden in der Nähe
einer trockenen Pfanne, deren kahle Fläche sich durch einen in Afrika
seltenen Reiz auszeichnete, nämlich durch den lieblichen Duft einer unscheinbaren
Kleeart mit kleinen rothen Blüthen, welche ihren Wohlgeruch
selbst auf grössere Entfernung bemerkbar machen.
Obgleich die „langsame Eile“ des Ochsenwagens keine grossen
täglichen Touren zurücklegte, so vergingen doch selten einige Tage,
ohne dass ein oder das andere bisher nicht beobachtete Thier oder
Pflanze die Aufmerksamkeit des Reisenden auf sich lenkte. Ueberraschend
war mir die Mannigfaltigkeit der Rebhühner und zugehöriger Vögel,
deren Arten mit der Bodenbeschaffenheit wechselten. Das Rebhuhn der
Colonie (Franc. Afra Smith) war nach Verlassen der Ufergebiete des
Orange-River verschwunden und statt dessen zuerst in der Umgegend
von Kuruman eine andere Species mit grossen braunen Längsstreifen
auf der Brust (Fr. Gariepensis Smith) aufgetreten. Das Steppenhuhn