aus einem Schurz von Fellen um die Hüften und dem Caross; Hals, Arme
und Füsse sind mit massenhaften Glasperlen belastet, von denen die kleinen
künstlich aufgereiht und zu Strängen geflochten sind. Solche Stränge
bilden nebst einem Läppchen, das kaum den Namen eines Schurzes verdient,
in der Regel die einzige Bekleidung der Kinder; die Stränge werden
von diesen nach Art eines lose anliegenden Gürtels um die Hüften
getragen und gereichen den schwarzbraunen Kobolden durch ihre heiteren
hellblau und rosa Färbungen zu einer angenehmen Zierde. Die Haare
der Frauen sowie der obere Theil der Stirn sind gewöhnlich stark ein-,
geschmiert mit Blinkklip, welches mit Fett zu einer Art Pomade angemacht
wird, ünd die kurzgeschorenen Wollzöpfchen verlieren dadurch
vollständig das Ansehen von Haaren.
Zwischen die Reihen der Wasserträger mischten sich in dieser Zeit
höchst sonderbar aussehende Figuren, welche sich bei näherer Betrachtung
als junge Mädchen erwiesen in einer eigenthümlichen Vermummung.
Um den Leib, welcher mit Pfeifenthon weiss angemalt war, zog sich ein
dicker Wulst von zusammengeflochtenem Schilf, ähnlich einem kolossalen
Lebensretter, wodurch der grösste Theil des Oberkörpers verdeckt wurde;
um die Lenden tragen sie einen langen Schurz und um den Kopf Flechtwerke
von demselben Material, was ihnen ein sehr phantastisches
Aeussere verlieh. In diesem Aufzuge sah ich sie täglich reihenweisezu
4—6 mit Stöcken in den Händen vom Berge herabkommen und sich in
der Gegend verlieren. Während sie in munterem Laufe dahineilten,
sangen sie eintönige Lieder, schwangen drohend ihre Stöcke und machten
das Röhricht, welches ihre einzige Bekleidung bildete, rasseln um die
weissbemalten Glieder. Auf mein Befragen über den Sinn dieser eigenthümlichen
Sitte wurde mir mitgetheilt, dass diese Mädchen durch ihre
Vermummung kenntlich gemacht werden als Theilnehmer an einem Instruktionsunterricht,
der jährlich für die mannbar werdenden Mädchen
der Werft von älteren Frauen abgehalten und B o y a le genannt wird.
Sie erhalten dabei Unterweisung über ihre späteren Pflichten und
Rechte, ihre Stellung zu den Männern etc.; so lange der Unterricht dauert
sind sie gewissermassen sacrosanctae, halten sich abgesondert, und es ist
nicht erlaubt sie irgendwie zu belästigen oder zu stören. Zum Zeichen
dafür sind ihnen die Stöcke verliehen, von denen sie unbeschränkten
Gebrauch machen können; so wie ein Mann sich ihnen zu nähern sucht,
stürzt gewöhnlich die ganze Schaar unter lautem Toben auf ihn zu und
nöthigt ihn mit geschwungener Waffe die Flucht zu ergreifen.
Gegen Abend kehrten sie aus dem Felde zurück, hielten wieder ihre
Umzüge und die eintönigen Melodien ihrer Gesänge tönten häufig für den
grössten Theil der Nacht vom Berge hernieder. Täglich schien sich die
Aufregung, welche durch diesen Ritus verursacht wurde, zu steigern, je
näher der Termin herankam, wo die Adepten unter die Zahl der erwachsenen
Frauen aufgenommen werden sollten, und zum Beschluss wurde ein
grosses nächtliches Fest gefeiert, an dem sich die ganze weibliche Bevölkerung
in der Khotla versammelte. Die Frauen führten daselbst vor dem
Häuptling feierliche Reihentänze auf unter beständigem Singen, Blasen
von Rohrpfeifen und Stampfen mit den Füssen, was sich zu einem sinnverwirrenden
Toben mischte. Die jungen Mädchen., welche für diese
Feierlichkeit mit allen möglichen Zierrathen geputzt waren, legten ihre
Rohrbekleidung auf mehrere Haufen zusammen, die darauf in Brand gesteckt
wurden. Während das Feuer in röthlicher Gluth die wild umhertanzenden
Gestalten beleuchtete, erreichte die Aufregung den höchsten
Grad und der höllische Spektakel tönte weit hinaus in die Ebene; in der
That, es fehlte wenig dazu, dass der unbefangene Zuschauer sich nicht in
die Unterwelt versetzt glaubte, so schauerlich schön war der Anblick der
schwarzen Mänaden. Die ganze Nacht hindurch dauerte der Lärm und
am Morgen kamen die neu aufgenommenen Frauen zum Wasser herab,
wuschen sich und beschmierten die Glieder anstatt des weissen Thones
nun mit der dunkelrothen Ockerfarbe, welche die beliebte Schminke dieser
Stämme ist. t ;
Nachdem ich etwas bekannter geworden war, suchte ich même
photographischen Apparate heraus und stellte sie in der Khotla auf, um
das Portrait Gassisioe’s abzunehmen. Obgleich ich schon vorher mit ihm
darüber gesprochen und seine Einwilligung erlangt hatte, wurde er im
letzten Augenblicke doch wieder furchtsam, und ich musste erst das Bild
eines seiner Trabanten aufnehmen, um ihm die Harmlosigkeit des Verfahrens
zu beweisen. Als aber das Eis einmal gebrochen war, wollten
alle Anwesenden aufgenommen sein, und ich hatte Mühe mir die Andrängenden
vom Halse zu schaffen.
Schade war es, dass ich bei den weiteren Aufnahmen gezwungen
wurde, die Rangordnung einzuhalten, und nicht nach freier Wahl verfahren
konnte; ich hätte sonst statt der steifen, halbcivilisirten Verwandten
des Häuptlings lieber einige von den wilden Burschen aus dem Volke
oder von den umherstehenden Frauen als Vorwurf gewählt. Motuane, als
die Frau Gassisioe’s, durfte ieh auch abnehmen, aber eine andere, die der
greise Schwager desselben der Reihe seiner Gemahlinnen neuerdings angefügt
hatte, entging mir, da der werthe Eheherr, nachdem er sich am
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