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 an  das  mächtige  Hinterrad  des  Ochsenwagens  Capitain  W   n 
 mit  seinem  Gewehr  spielen,  scheuen  Blickes  beobachtet  von  einem  in  
 der  Nähe  am  Boden  sitzenden  Boer,  dem  er  kürzlich  aus Versehen  eine  
 Kugel  durch  die  Jacke  gejagt  hat.  — Da  sitzt jung M’Cabe  in  der Nähe  
 des  Feuers  auf  einem  Wasserfasse  und  unterhält  sich,  stolz  auf  seine  
 Kenntniss  des Sechuana, mit  einigen Bakuöna’s,  in  ihrer  eigenen  Sprache,  
 während  diese,  auf der Erde kauernd, mit  dummen Gesichtern  zu  dem E rzähler  
 aufsehauen. — An  einer  anderen Stelle  findet  sich  Schreiber  dieses  
 im  eifrigen,  zoologischen Gespräch mit dem Führer der Gesellschaft,  einer  
 mächtigen  Figur mit herkulischen Armen,  die  sich braun  und  sonnenverbrannt  
 aus  den  aufgekrämpten  Aermeln  des  wollenen 'Hemdes  hervorstrecken. 
   Es  scheint,  dass  die Arme  nicht gern  ohne Beschäftigung  sind,  
 und  sie  nehmen  daher  von  Zeit  zu  Zeit  ein Stück Reissholz  auf,  um  die  
 lodernden  Flammen  zu  nähren.  Plötzlich  wirft  der  Herr  aber  das  eben  
 erfasste  Stück mit  einem kräftigen:  „Damn  thebloodyScorpion!“  wieder  
 auf die Erde,  und betrachtet  sich  recht  angelegentlich  seine Hand;  er hat  
 nämlich  die Finger gerade  auf das  giftige Thier gelegt, welches  sofort den  
 gekrümmten  Stachel  in Thätigkeit setzte. 
 Der Vorfall  dient indessen  nur  dazu,  dem Ganzen  auch  einen pikanten  
 Reiz  zu  geben;  etwas Eau  de Luce,  welches  stets  von  den Reisenden  
 bereit gehalten  zu werden  pflegt, wird  in  die  erweiterte Wunde  geträufelt,  
 und  ausser  von  dem  Betreifenden  selbst  ist  das  Ereigniss  schon  in  der  
 nächsten  Stunde wieder vergessen. — 
 Jene  zahlreiche Gruppe  um  das benachbarte  Feuer,  deren  fröhliches  
 Lachen  mit  kurzen  Unterbrechungen  die  Luft  erschüttert,  hat  dasselbe  
 überhaupt gar nicht berührt.  Hier bildet  den Mittelpunkt des Ganzen ein  
 alter  Hottentott,  welcher  seiner  zahlreichen  Zuhörerschaft von  Farbigen,  
 zu  denen  sich  ab  und  zu  auch  die Weissen  gesellen,  die wunderbarsten  
 Abenteuer aus seinem  bewegten Leben  zum Besten giebt.  Wir  treten heran  
 und  hören  ihn  in  seinem komischen,  afrikanisch-holländischen  Jargon  erzählen, 
  wie  er  vor  Jahren  von  den Bawanketsi  angefallen worden  ist,  wie  
 sie ihn  erschlagen  haben,  und  er nicht  nur  todt,  sondern  hereits  verfault  
 gewesen  ist,  aber  doch  wieder  zum  Leben  zurückgekehrt  sei.  Darauf  
 kommt  ein Abenteuer von  der Büffeljagd,  wo  er  sich  vor  dem verwundeten  
 Büffel  hinter  einen Baum  versteckt habe,  aber  entdeckt  und  von  dem wü-  
 thenden  Thiere  auf die Hörner genommen wurde.  Der  Büffel warf ihn  in  
 die Luft und  hätte  ihn  sicherlich  getödtet,  wenn  nicht —  die Zweige  des  
 benachbarten  Dornbaumes  den Herunterfallenden  aufgefangen  und  ausser 
 Bereich  des  ergrimmten  Feindes  festgehalten  hätten.  Seit  der  Zeit  hat  
 der Arme  aber  Seitenschmerzen und,  eine klägliche Gehehrde  annehmend,  
 fährt  sieh  der  Erzähler  mit  den  Händen  über  die  Hüften,  während  wir  
 uns  ebenfalls  die  Seiten  halten,  aber  nur  aus  Furcht, wir möchten  vor  
 Lachen  bersten.  In  diesem Tone geht  die Unterhaltung fort,  der Schatz  
 von Abenteuern  scheint unerschöpflich  und  es werden Thaten  vollbracht,  
 welche  selbst  einen  Gordon  Cumming  in  Erstaunen  zu  setzen  vermöchten. 
 Da  nun  einmal  wunderbare  Ereignisse  an  der  Tagesordnung  sind,  
 gehen  auch  die  Weissen  auf das Thema  ein  und Boota,  der Boer,  giebt  
 die Geschichte zum Besten, wie  einst  einem  bekannten Führer  der Transvaalfarmer, 
   Jan  Vilgoen  mit  Namen,  von  einem Löwen  ein  Zahn  ausgezogen  
 wurde.  Jan  Vilgoen  befand  sich  auf der  Jagd  nachPala’s,  und  
 während  er  niedergebückt  auf  den  Hals  des  Pferdes  sich  dem  Wilde  
 zwischen dem Gebüsch zu nähern  suchte,  sprang plötzlich  ein Löwe halb  
 von  hinten  auf  den  Rücken  des  Thieres,  und  die  Tatze  traf  den Reiter  
 gerade  ins  Gesicht,  wo  eine  der  furchtbaren  Klauen  durch  die Wange  
 hindurch  einen Zahn  ausschlug.  Der Mann wäre verloren  gewesen,  wenn  
 nicht durch  den  gewaltigen  Ruck  die  Gurten  platzten,  so  dass  er  mit  
 dem  Sattel  zu  Boden  rollte.  Der  Löwe,  durch  den  plötzlichen  Fall  erschreckt, 
   sprang  zurück und verfolgte dann  das  davoneilende  Pferd.  Jan  
 Vilgoen,  obgleich schrecklich  zugerichtet,  gab  die Rache nicht  auf,  er bemächtigte  
 sich  der in  der Nähe liegenden Büchse,  vermochte es auch noch,  
 sie  auf  den  Löwen  zu  richten,  doch  das  Ziel  verschwamm  ihm  vor  den  
 Augen  und  er  sank  ohnmächtig  auf  den  Grund,  in welchem Zustande  er  
 einige Zeit später von  seinen  Freunden  gefunden wurde. 
 Solche  Erzählungen  und  Berichte  würzen  unser  einfaches  Abendessen, 
   nach welchem Einer  um  den Anderen  sich  am Boden in seine Decken  
 rollt,  oder  in  den Wagen kriecht, und  die nur noch  schwach  unterhaltenen  
 Feuer beim Aufleuchten  der  Flammen Nichts  zeigen,  als  das finstere Gesicht  
 eines  Zulu oder  die  stupide Physiognomie eines Mochuanen,  welche  
 das  nächtliche Treiben  zu  sehr  gewöhnt  sind,  als dass sie Müdigkeit fühlen  
 sollten. — 
 Der  bewegte  Aufbruch  am  anderen  Morgen  bietet  ebenfalls  seine  
 interessanten  Scenen,  doch  jetzt  wird  das  Zugreifen  mit  höchst  eigenen  
 Händen  erforderlich,  und  es  bleibt keine Müsse übrig, um so wie am Abend  
 den Trubel  „als reflectirende Fledermaus“  zu  betrachten. 
 Gerade hier griff auch  der Ernst der afrikanischen Landschaft wieder  
 stark  in  unser  gemüthliclies  Reiseleben  ein,  indem  eine völlig wasserlose