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 angenehme  Täuschung  indessen  auch  durch  das  Kosten  des  Wassers  
 schnell zerstört worden  wäre;  der  stark  bittersalzige Geschmack desselben  
 macht  es  ungeniessbar,  aber  dicht  am  Ufer  befinden  sich mehrere  süsse  
 Quellen, welche  dem Uebelstande  abhelfen. 
 Auch  sonst  fehlte  es  nicht  an  Unterhalt,  indem  die  Dornenbüsche  
 längs  dem Ufer von  zahlreichen  Stein-  und  Perlhühnern  belebt  waren,  so  
 dass  ich wieder  einmal  einen  ordentlichen Jagdtag hatte  und hinreichende  
 Nahrung für die  ganze Gesellschaft  erbeutete. 
 In  dieser  Zeit,  wo  wir  beim  Durchziehen  der  öden,  unbewohnten  
 Gegenden  in Hinsicht  auf Fleisch ganz  auf das Ergebniss  der Jagd  angewiesen  
 waren,  gewannen  die  Schiesswaffen  eine besondere Bedeutung und  
 wurden  sorgfältig  in Ordnung gehalten. 
 In  der  Heimath  pflegten  mich  die  Bekannten  zuweilen  zu  necken  
 wegen  meiner -übergrossen  Sorgfalt  mit Gewehren und nannten  dieselben  
 wohl  scherzweise  „meine  Geliebten“ ;  diese Bezeichnung  hätte  sicherlich  
 für  Afrika  noch  mehr  Sinn  gehabt,  und  ich  würde  nicht  haben  widersprechen  
 können.  Wenn  ich  am Morgen  erwachte,  die neben mir liegende  
 treue  Schusswaffe  zur  Hand  nahm,  sorgfältig  überblickte  und putzte,  so  
 muss  ich  gestehen,  dass  sich  dabei  etwas wie  Zärtlichkeit  in  mir  regte.  
 Fragte  ich  dieselbe  doch  zu  gleicher  Zeit,  während  ich  sie  streichelte,  
 leise:  Was wirst  du uns heute zum Mittagessen  liefern ?  und wenn  sie mir  
 dann  hell  entgegenglänzte  in  dem  Strahl  der  Morgensonne,  glaubte  ich  
 darin  die  Erwiederung  zu  lesen:  Du  sollst  nicht  durch  meine  Schuld  
 Hunger leiden.  Unser  zärtliches Yerhältniss war  sicherlich  nicht weniger  
 innig,  als  das  zwischen  manchen Eheleuten,  wo  es  bedenklich  sein möchte,  
 überall  festzustellen,  wie  viele  Procente  der Gattenliebe  des Mannes  auf  
 die Fähigkeit  der Frau,  ihm  ein  gutes Diner  zu bereiten,  gerechnet werden  
 müssen. 
 Das Gewehr, welches  ich  in  dieser Zeit meistens  führte,  war ein stark  
 gebauter,, doppelläufiger  Hinterlader,  dessen  glatte Läufe  auf kurze Entfernungen  
 auch Kugeln mit hinlänglicher Sicherheit schossen,  und welchem  
 ich  wegen  der  Bequemlichkeit  und  Schnelligkeit  des  Umladens  hier  den  
 Vorzug gab.  Indem  man  genöthigt  ist,  bald  feine  oder  grobe  Schroote,  
 bald  Kugeln  zu  schiessen,  verliert  man  bei  anderen  Gewehren  viele  
 Schüsse,  die man  durch Umwechseln  der Patronen  leicht  sparen|kann.  So  
 führte  ich  stets  in  der Tasche  die verschiedenen  etwa  erforderlichen Arten  
 von Munition  bei  mir,  und  ging  getrost  durch  die Dickichte,  überzeugt, 
 dass  auch  beim  zufälligen  Zusammentreffen  mit  einem  Raubthier  mein  
 Schröotgewehr mich nicht  im  Stiche  lassen würde. 
 An  der  Majanne  maberi  schoss  ich  die  ersten Exemplare  des  oben  
 -erwähnten  gefleckten  Steppenhuhns  der  Wüste  (Pt.  variegatus),  welche  
 Art in  derselben Weise, wie  diejenige  des  Südens,  bevor  die Strahlen  der  
 Sonne  die  Morgenkühle  vertreiben  (gewöhnlich  zwischen  8—9  Uhr),  
 zum  Wasser  gezogen  kommt und  die  Brust  in  dem  erfrischenden  Nass  
 badet. 
 Am  Abend  dieses  Tages  erreichte  ich  den  ersten  der  drei  Flüsse,  
 welche  ich zu passiren  hatte,  bevor  ich  in  das Gebiet der Bawanketsi  eintrat, 
   den  Sitlagole  (spr.  Ssiktlachöle),  ohne  dass  indessen  irgend  welche  
 Gefahr  des  Ertrinkens  vorhanden  gewesen  wäre,  da  fliessendes  Wasser  
 nur  eine  zufällige und  sehr vorübergehende Eigenthümlichkeit dieses, wie  
 vieler  anderer  afrikanischer Flüsse ist. 
 Das Bett enthielt nichts  wie  feinen, weissen  Sand,  in welchem wir ein  
 etwa 4'  tiefes Loch  zu  graben hatten,  ehe  sich hinreichendes Trinkwasser  
 fand;  die Ochsen mussten nach  einer Stelle weiter  oberhalb  gebracht werden, 
   wo  eine vom  Strome in  der Regenzeit  ausgespülte Stelle noch Wasser  
 enthielt. 
 Die  unbewohnten  Flächen um  die Salzpfanne  und  am  Sitlagole  sind  
 ein Lieblingsaufenthalt  der  Strausse,  welche  gern  zeitweise  an  die braki-  
 schen  Vleis  kommen  und  dabei  dem  Schützen  eine bessere  Gelegenheit  
 geben  als  gewöhnlich.  Ich  sah  diese  Vögel  öfters  in  der  Steppe,  doch  
 lassen  sie  in  der Regel nicht näher herankommen als  etwa  600 Schritt,  auf  
 welche Entfernung  der Schuss  immer  noch  ein  sehr gewagter  ist,  und  es  
 gelingt  daher  dem Weissen  ohne Pferde nur  ausnahmsweise,  dieses Wild  
 zu  erlegen.  Der  eingeborene  Jäger  treibt  sich  für  Monate  im  Felde umher  
 unter  den  grössten  Strapazen, welche den Europäer überwältigen würden; 
   er beobachtet die  Strausse,  kundschaftet ihre Brüteplätze  aus,  oder  
 die Stellen,  wo  sie zur Salzpfanne kommen,  und  schiesst sie  aus  dem Hinterhalte  
 meist  auf sehr  geringe Entfernung. 
 Interessant  ist  die Verschiedenheit  der Federn,  je nach  der Gegend,  
 aus  der  sie herstammen.  Diejenigen  der  fruchtbareren,  einigermassen gut  
 bewässerten Distrikte  sind  lang und  schwer,  aber  steif und unschön durch  
 die  starken  Posen;  die  der Kalahari  und  angränzenden Gegenden  kürzer,  
 leichter  aber  vorzüglicher  durch  die  feinen  Posen,  welche  der  schweren  
 Spitze’ erlauben,  sich  in  zierlicher  Biegung  zu  senken.  Die  Federn  aus  
 dem  Innern  der  Wüste  haben  ausserdem  eine  leicht  gelbliche  Färbung!  
 welche  sie von  der Bodenbeschaffenheit annehmen.