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 Niederlassung mehr das Aussehen  der Zusammengehörigkeit bekommt im  
 Vergleich'zu  den  meist  willkürlich  über  den  Grund  verstreuten Hütten  
 anderer Stämme. 
 War  so  die  Gegend  reich  belebt  durch Menschen  und Vieh,  so  erschien  
 sie um  so  ärmer  anthierischemLeben  derWildniss, und zwarnickt  
 nur  an  grösserem  Wilde,  sondern  auch  an  Vögeln und  selbst  niederen  
 Thieren.  Vergeblich  sah  ich mich  nach Wild um  an tien kleinén Bächen,  
 welche  das  Land  vielfältig  durchschneiden, . vergeblich  spähte  ich nach  
 Insekten  auf  den  mannigfachen  Frühlingsblumen,  welche  sich  jetzt  
 zwischen  dem jungen Grase  zu  erheben begannen.  Ich bedauerte wirklich  
 hier nicht  lieber-Botaniker  zu  sein  als Zoologe,  da  die Ausbeute  füi  
 Ersteren  sicherlich  eine bei weitem  lohnendere  ist.  Reizende  kleinelxien  
 von blauer Farbe  mit Orange  gezeichnet,  Gladiolusarten  von  gelber und  
 rosa Färbung  (Sparraxis pendula), Verschiedene Compositen  und Liliaceen  
 blühten bereits  in  zahlreichen Exemplaren.  Auffallend  ist  die  sonderbaie  
 Blüthendolde  der  Haemanthusarten,  welche  sich  auf  kurzem,  flachgedrücktem  
 Stengel ohne Blätter  erhebt;  die  zahlreichen Blumen  sind von  
 purpurrother Farbe mit gelben hängenden  Staubbeuteln,  der Duft  derselben  
 ist  sehr  stark  und  nicht  unangenehm.  Die  Blätter  entwickeln  sich  
 erst  später  und  stehen  nach  Art  eines  Fächers  alle  in  derselben Ebene,  
 ein  sehr  sonderbarer Anblick,  zumal  da  die  Spitzen  in  der Regel  beim  
 Herauskommen  aus  dem Boden  abgefressen  werden und  daher  am Ende  
 alle  in gleicher Weise abgestutzt  erscheinen. 
 Duftende Blumen  sind  in Afrika  sehr  selten ; man muss  sich mit  der  
 zierlichen  Gestalt und  zarten  Färbung begnügen,  selbst die Rosen haben  
 in  diesem Lande  keinen Duft.  Wie  den Blumen  der Geruch,  so  fehlt den  
 Vögeln  der  Gesang*);  nur  wenige  haben  eine  Reihenfolge  von Tönen,  
 welche  Gesang  genannt  werden  kann,  die  meisten  beginnen  wohl  sich  
 hören zu  lassen, aber nach  zwei  oder  drei  Tönen  brechen  sie  ab,  so  dass  
 es  den Anschein hat,  als wären  sie  selbst  erschrocken  über  den Versuch  
 in Afrika zu  singen.  Es  fehlt  die Frische  des Waldes,  das Murmeln  des  
 Baches  und  jene  Heiterkeit  der Natur,  welche in  anderen  Ländern  zum  
 fröhlichen Gesänge  einladen.  Die  afrikanische Natur  ist  grossartig und  
 wild,  aber  dabei  ernst  und  schweigend,  wenig  geeignet zur Fröhlichkeit  
 anzuregen. 
 *)  E in   u n te r   d e n  E n g lä n d e rn   ü b lic h e s   S p r ic hw o r t  s a g t :   „ in   S o u th -A fric a   have  
 th e   flowers  n o   s cen t,  th e   b ird s   n o   song., a n d   th e   la d ie s   —   n o   m in d “,  was  zu  b e h 
 a u p te n   in d e ss e n   S c h r e ib e r   d ie se s   n ic h t  u n g a la n t  g e n u g   ist.