A u s s e h en d e r G e g en d . S e lte n h e it d u fte n d e r B lum e n u n d s in g e n d e r Vögel. 1 9 1
Niederlassung mehr das Aussehen der Zusammengehörigkeit bekommt im
Vergleich'zu den meist willkürlich über den Grund verstreuten Hütten
anderer Stämme.
War so die Gegend reich belebt durch Menschen und Vieh, so erschien
sie um so ärmer anthierischemLeben derWildniss, und zwarnickt
nur an grösserem Wilde, sondern auch an Vögeln und selbst niederen
Thieren. Vergeblich sah ich mich nach Wild um an tien kleinén Bächen,
welche das Land vielfältig durchschneiden, . vergeblich spähte ich nach
Insekten auf den mannigfachen Frühlingsblumen, welche sich jetzt
zwischen dem jungen Grase zu erheben begannen. Ich bedauerte wirklich
hier nicht lieber-Botaniker zu sein als Zoologe, da die Ausbeute füi
Ersteren sicherlich eine bei weitem lohnendere ist. Reizende kleinelxien
von blauer Farbe mit Orange gezeichnet, Gladiolusarten von gelber und
rosa Färbung (Sparraxis pendula), Verschiedene Compositen und Liliaceen
blühten bereits in zahlreichen Exemplaren. Auffallend ist die sonderbaie
Blüthendolde der Haemanthusarten, welche sich auf kurzem, flachgedrücktem
Stengel ohne Blätter erhebt; die zahlreichen Blumen sind von
purpurrother Farbe mit gelben hängenden Staubbeuteln, der Duft derselben
ist sehr stark und nicht unangenehm. Die Blätter entwickeln sich
erst später und stehen nach Art eines Fächers alle in derselben Ebene,
ein sehr sonderbarer Anblick, zumal da die Spitzen in der Regel beim
Herauskommen aus dem Boden abgefressen werden und daher am Ende
alle in gleicher Weise abgestutzt erscheinen.
Duftende Blumen sind in Afrika sehr selten ; man muss sich mit der
zierlichen Gestalt und zarten Färbung begnügen, selbst die Rosen haben
in diesem Lande keinen Duft. Wie den Blumen der Geruch, so fehlt den
Vögeln der Gesang*); nur wenige haben eine Reihenfolge von Tönen,
welche Gesang genannt werden kann, die meisten beginnen wohl sich
hören zu lassen, aber nach zwei oder drei Tönen brechen sie ab, so dass
es den Anschein hat, als wären sie selbst erschrocken über den Versuch
in Afrika zu singen. Es fehlt die Frische des Waldes, das Murmeln des
Baches und jene Heiterkeit der Natur, welche in anderen Ländern zum
fröhlichen Gesänge einladen. Die afrikanische Natur ist grossartig und
wild, aber dabei ernst und schweigend, wenig geeignet zur Fröhlichkeit
anzuregen.
*) E in u n te r d e n E n g lä n d e rn ü b lic h e s S p r ic hw o r t s a g t : „ in S o u th -A fric a have
th e flowers n o s cen t, th e b ird s n o song., a n d th e la d ie s — n o m in d “, was zu b e h
a u p te n in d e ss e n S c h r e ib e r d ie se s n ic h t u n g a la n t g e n u g ist.