Strecke, vor uns lag bei schweren, sandigen Wegen. Die ganze Gegend
von Khopong bis zu einem anderen Platze „Boatlanama“ genannt, ist
weder kahl noch unschön, aber gänzlich ohne Wasser und man ist daher
genöthigt, Tag und Nacht zu reisen, wenn man das Hinderniss überwinden
will. Man sieht in dieser Gegend recht deutlich) dass die Spärlichkeit
des Wassers grossentheils zurückzuführen ist auf den Mangel
aller bedeutenden Höhenunterschiede und Verwerfungen des Bodens, wodurch
den Wassern der Tiefe die Möglichkeit gegeben würde, hervorzubrechen.
Der schwach wellenförmige Charakter der Gegend hält den Boden
verschlossen und obgleich die Bewachsung der Senkungen anzeigt, dass
Wasser vorhanden ist, findet' sich doch nirgends hydrostatischer Druck
genug, um es als Quelle hervortreten zu lassen. Die ganze Ebene zwischen
dem Höhenzuge von Khopong und der flachen, plateauartigen Ansteigung
eine Tagereise nördlich, ist voll von mannigfachen Sträuchern und Bäumen,
Mimosen nicht ausgeschlossen, und die Ueppigkeit dieser Vegetation
könnte sicher nicht bestehen, ohne eine gewisse Feuchtigkeit des Bodens,
aber nirgends sammelt sich das Wasser stark genug, um auch für die
thierische Schöpfung nutzbar zu werden.
Obgleich die Gegend mannigfache, anmuthige Waldlandschaften darbot
und wohl werth wäre einer sorgfältigeren Betrachtung, gingen wir im
Hinblick auf das ferne Ziel so schnell als möglich vorwärts, ausspannend
und wieder einspannend, gleich viel ob Sonne oder Mond dabei leuchte*
ten : eine ermüdende Art zu reisen, bei der man endlich in eine förmliche
Lethargie versinkt.
Bald am Abend des ersten Tages hatten wir indessen gegen unsere
Wünsche einen Aufenthalt, welcher leider sehr störend in alle Berechnungen
eingriff und mit einem Schlage unsere Hoffnungen auf künftige
Jagdabenteuer zu vernichten drohte. Die Wagen zogen zu dieser Zeit
noch frisch vorwärts, während die Pferde, welche der Schonung halber
lose nebenher getrieben wurden, unbegreiflicher Weise zurückgeblieben
waren; die Nacht lagerte sich bereits auf der Gegend, als das ängstliche
Kufen des Pferdehirten uns plötzlich Halt gebot.
Endlich kam er mit seinen Pflegebefohlenen heran, aber zu unserer
grossen Bestürzung stellte sich heraus, dass das Beste der 8 Pferde
dem Sterben nahe war. Wir glaubten an einen Unfall, an Strangulation
oder Rolziekte,*) nur an Horsesickness wollten wir nicht glauben, da
*) Eine Art Kolik, wie sie in Afrika öfters vorkommt.
der Beginn der letzteren Krankheit gewöhnlich erst 2 Monate später
fällt, und auch die Symptome nicht recht klar ausgesprochen waren.
Hatte diese Plage Süd-Afrika’s wirklich bereits ihren Anfang genommen,
so unterlag es keinem Zweifel, dass auch der grössere Tlieil der übrigen
Pferde das Zeitliche segnen würde und dann: Ade, Jagdvergnügen!
Mit Rücksicht darauf sträubten wir uns so lange als möglich Horsesickness
anzunehmen und behandelten den Fall als Rolziekte mit Aderlass
und kalten Uebergiessungen, einen grossen Tlieil unseres spärlichen
Wasservorrathes an die mögliche Errettung des vierbeinigen Gefährten
wagend. Da es sich unthunlich zeigte, ihn weiter zu bringen und die
dira necessitas uns vorwärts drängte, fertigten wir an Ort und Stelle
einen Kraal von Dornen, in welchem sämmtliche Pferde unter der Obhut
zweier Leute zurückblieben, während wir selbst unseren Zwangsmarsch
fortsetzten.
Als der junge Tag heraufstieg, befanden wir uns auf einer Erhebung
des wellenförmigen Bodens, wo sich die grössere Trockenheit
durch den sofortigen Wechsel der Vegetation kund gab, indem die ausdauernden
Mohonono- und Moratobäume an die Stelle der Tamboti und
Mimosen traten. Hier passirten wir im Laufe des Tages äclites Kalaharifeld,
welches sich wie eine Ecke im unmittelbaren Zusammenhänge
mit der grossen Wüste nach Osten zu vorschiebt; doch schon am Nachmittag
fuhren die Wagen in eine muidenförmige Vertiefung*) herab, wo
sich alsbald Spuren von Wasser in einigen mässig tiefen Gruben fanden,
wenn es auch nicht genug war, um die Ochsen zu tränken.
Unterdessen hatten sich auch die zurückgelassenen Leute mit den
Pferden zu uns gefunden, leider ohne den Patienten, welcher bald nach
unserem Auf bruch der schönen Welt Valet gesagt hatte und uns ebenso
sehr in Trauer über seinen Verlust, als in Sorgen wegen der übrigen
Pferde zurückliess.
Rastlos wurde die Reise fortgesetzt, wieder brach die Nacht herein
und wurde zum grössten Theil durchfahren, während ich abgespannt
von. dem ununterbrochenen Vordringen ziemlich sanft schlummerte. Der
Körper hatte sich so aii die beständige Bewegung gewöhnt, dass dieselbe
den Schlaf nicht mehr störte, wohl aber erwachte ich. als der Wagen
gegen Morgen um 8 Uhr etwa still hielt bei dem endlich erreichten
B o a tla n am a .
Schwül und gewitterhaft hing der graue Himmel über der Land-
*) Nach Livingstone ein altes Flussbett. (?)
Dr. 0. Fritsch, Drei Jahre in Süd-Afrika. 24