was sich jedoch als trügerisch erwies, indem schon wenige Meilen hinter
Colesberg die noch nicht zusammen eingefahrenen Ochsen, durch den
unkundigen Treiber in Verwirrung gebracht, den Wagen an einem steilen
Höhenzuge stehen Hessen und durch keine'Schläge oder Zureden zu bewegen
waren, das Hinderniss zu nehmen.
Der Name dieses Ortes war B a s t a a r d ’s N ek , einer der isolirten
Rücken, wie sie sich in Süd-Afrika häufig quer durch die Gegend ziehen
mit meist steil abfallenden Seiten, wodurch sie zu bedeutenden Terrainschwierigkeiten
werden.
Nach langem vergeblichem Bemühen erschien Hülfe durch einen zufällig
vorbeikommenden Wagen, dessen Gespann uns glücklich über die
Höhe brachte, und entschlossen, so lange noch irgend welche Mögfichkeit
war, meinen Plan zu verfolgen, ging ich weiter, wenn auch voll Sorgen
wegen der Zukunft. Zum Glück führte der Weg zunächst durch leichteres
Terrain, obgleich noch immer zahlreiche felsige Kuppen in der Gegend
auftauehten.
Am 27. passirte ich den Z e e k o e -R iv ie r, dessen Bett reich sein soll
an Versteinerungen, wie mir in Colesberg berichtet wurde, und wollten
Leute ein vollständiges versteinertes ,;Orocodil“ darin gesehen haben.
Zur Zeit war der Fluss noch zu voll, um Hoffnung hegen zu können, diese
Schätze zu heben; die Bänke von blaugrauem Thonschiefer zeigten Nichts
davon, so weit sie über das Wasser hervorragten.
Am 28. kam ich glücklich über ein anderes Nek, welches dem ersterwähnten
ähnlich war; doch nun wurde die Gegend offener, die Kuppen
einzelner, so dass ich wieder einen Theil der Nacht zur Reise benutzen
konnte.
Während dieses nächtlichen Fahrens, w° die Zugthiere langsam mit
stetigem Schritt vorwärts drangen, wurde mir gewöhnlich die Zeit durch
das drollige Geschwätz meines Treibers verkürzt, welcher ein gutes Probeexemplar
von Bechuanen war. Ich hätte oft gewünscht seine Unterhaltungen
mit Gestikulationen und Tonfall pliotographiren zu können, da sie
mich mehr einführten in das Leben und die Denkweise dieser Eingeborenen,
als es dicke Bücher vermocht hätten.
Zugleich bedauerte ich stets seine verfehlte Lebensrichtung; denn
während er ein gottvergessen schlechter Ochsentreiber war, hätte er bei
einiger Ausbildung sicherlich einen ausgezeichneten parlamentarischen
Redner abgegeben. Wie gut würde es sich nicht ausnehmen, einen solchen
Maqn als Vertreter der Eingeborenen an die philanthropischen Gesellschaften
in England zu schicken und denselben vor glänzender Versammlung
seine Sache führen zu lassen. Ich sehe ihn vor mir, wie er mit seiner
unvergleichlichen Anmuth die stets bereit gehaltene Schnupftabacksdose
zur Nase führt und Unter lebhaften Gestikulationen den Zuhörern die
Grösse und Tugenden seiner Nation und die Schönheiten seines Landes
schildert. Das Feuer des Vortrags belebte stets seine Bewegungen, -die
sonst augenscheinlich eines anderen Antriebes etwa in Gestalt eines Zjam-
boks*) bedurften, um annähernd zufriedenstellend zu sein.
Die Schlaffheit dieses Menschen wie eines grossen Theiles seiner
Stammesgenossen macht es fast unmöglich etwas Ordentliches mit ihnen
als freien Arbeitern auszurichten, Wenn ich ihn wegen seiner Faulheit
tadelte und ihm den, anderen Mochuanen, welcher ein viel rührigerer
Bursche war, zum Beispiel aufstellte, antwortete er.sehr schlagend: Der
Herr hätte manche Menschen gemacht langsam, andere aber schnell zu
arbeiten, in welcher Aeusserung der segensreiche Einfluss der Missionäre
deutlich erkennbar is t..
Man begreift leicht, wenn man die Schwäche und Energielosigkeit
dieser Leute sieht, woher es kommt, dass sie so widerstandslos denMate-
bele’s und Zulu’s als Beute verfallen, welche sie in den Kriegen zu Tausenden
wie Schaafe abschlachteten. Sie verdanken ihre Bewahrung vor
gänzlicher Vernichtung nur dem Einfluss der Europäer, welche durch das
Zurückdrängen der genannten Gegner ihnen wieder etwas- Ruhe verschafften.
Obgleich die Stämme der Bechuanen sich durch ihre Thaten nicht
besonders berühmt gemacht haben, halten die einzelnen Genossen doch
sehr auf ihre Nation; häufig dreht sich ihre Unterhaltung um die verschiedenen
Abtheilungen derselben, die sie bereitwillig mit ihren respektiven
Kapitainen aufzählen, woher es wohl kommt, dass unsere afrikanischen
Karten voll sind, von Namen verschiedener Stämme, ohne dass irgend
etwas Anderes mit Sicherheit über sie berichtet wird.
Ihre Kapitains-Familien achten die Bechuanen, -wie überhaupt alle
süd-afrikanischen Nationen, sehr hoch; sie sind die von Gott berufenen
Führer des Volkes, denen unbedingtes Recht über Leben und Tod des
Einzelnen zusteht. Es erscheint den Schwarzen daher höchst sonderbar,
wenn sie sehen, dass in der Colonie u. s. w. die Magistrate zu ihren Aemtern
durch Wahl, oder durch die Regierung berufen werden, worüber meinMo-
ehuana sich etwa so ausdrückte; „Wit mensche vat maar zoo een en
zeggen, die is noe Kap’ein; onz kan niet zoo Kap’ein maak, de Heer bet
*) Peitsche aus Rhinoceros- oder FLusspferdhaut.