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 Ich  lernte  einen  grossen Tlieil  demselben kennen,  als ich am 5. August  
 auf Veranlassung Gassisioe’s  einen Ritt unternahm,  um  den  eingeborenen,  
 von Moffat  ihnen  gesandten  Prediger,  der  gefährlich  erkrankt  sein  sollte,  
 auf einem  dfei  Stunden  entfernten Dorf zu besuchen.  Der Häuptling  gab  
 mir  einen  Führer  mit,  welcher  den  Weg  kannte,  aber  seine Kenntniss  
 wenig  zu  meinem  Vortheil  benutzte,  indem  er mich  zu  seinem Privatvergnügen  
 ohne  Weg  quer  durch  die Gebirgszüge  führte.  Fehlte  es  demge-  
 mäss  auch  nicht  an  Mühe  und  Anstrengung  bei  dem  Ueberklettern  der  
 felsigen  Höhen,  dem Passiren  von  Bächen,  Durchwaten  von morastigen  
 Thälern,  so  wurde  ich  doch  auch  wieder  belohnt  durch.die  prächtige  
 Seenerie,  welche  ich  zu  sehen  bekam.  Wenn  sich nach  dem mühsamen  
 Aufsteigen über die wild  durcheinander liegenden Felsen  die  Fernsicht in  
 die  sanft  in  die  Ebene  auslaufenden  Thäler  zu  öffnen  begann mit  ihrer  
 feenhaften Beleuchtung,  war  die  überstandene Anstrengung  schnell  vergessen. 
   Fasste  ich  die Pracht  der Lichteffekte  ins Auge,  so  kam  es mir  
 vor,  als  hätte  ich  früher noch  nie wahren  Sonnenschein zu  sehen Gelegenheit  
 gehabt,  und  fühlte  ich  dann  wohl  auch  seine kräftige Wirkung  stärker  
 als  angenehm  auf meinem  breiten  Rücken,  so  liess mich  ein  lustiger  
 Galopp  durch  die Thalebene  schnell genug  das Brennen  vergessen,  besonders  
 da  es hier  beim Passiren  der Gehölze  nicht  an  zeitweiligem  Schatten  
 fehlte. 
 Die Flora  war  zwar  noch  keineswegs  in  ihrem besten  Stadium,  indem  
 wir  erst Frühlingsanfang hatten,  und zahlreiche Spuren abgestorbener,  
 krautiger Vegetation  zeigten,  dass  für  die Regenzeit noch mehr  zu  erwarten  
 war;  die  Zahl  der  immergrünen Gewächse  ist indessen  gross  genug,  
 um  der  Landschaft  einen  reichen  Schmuck  zu  verleihen.  Die  Mimosen  
 und  Akazien  entfalteten  bereits  ihre  zarten,  jungen  Blättchen  und  ein  
 Baum,  die Erythrina  caffra,  prangte über  und über mit den grossen, korall-  
 rothen Blüthen.  Die  Seiten  der  sumpfigen Thäler  waren  eingefasst  von  
 einem mässig grossen Baum,  dessen  lederartige,  graugrüne Blätter,  abgesehen  
 von  der  geringeren Grösse,  Aehnlichkeit  haben mit  denen  des  australischen  
 Gumbaumes  und  dem  Gewächs  auch  ganz  dieselbe  öde  Langweiligkeit  
 verleihen,  so dass  ich  nicht  im  Stande bin,  viel  zum Lobe dieser  
 sehr  häufigen  Pflanze  zu  sagen. 
 Befriedigt  durch  das Vergnügen  des Rittes,  langte  ich  endlich  bei der  
 Gruppe  von  Hütten  an,  wo  ich  meinen  schwerkranken Patienten  finden  
 sollte,  musste  aber  zu  meiner  freudigen  Ueberraschung  hören,  dass  der  
 Herr  spazieren  gegangen  sei.  Die Gefahr war  offenbar  nicht  sehr gross,  
 und  ich wäre  daher  am  liebsten  bald wieder umgekehrt,  wenn  die Pferde 
 Aberglaube  der  Eingeborenen  in  Bezug  auf menschliche  Beste.  317 
 nicht  etwas  Ruhe  nöthig  gehabt  hätten;  die  Leute  aus  dem Orte gingen  
 indessen  aus,  um  den  Schwerkranken  zu  suchen,  und nach  einer  Stunde  
 etwa kam  er .gemüthlich  angeschlendert in  einem  so  guten Gesundheitszustände, 
   als  die  ihn  drückende  Last  der  Jahre  erlaubte.  Natürlich  wollte  
 der  schwarze Herr  dies  nicht zugeben,  und  ich musste  eine lange Consultation  
 mit  ihm  abhalten,  um  ihm  zu beweisen,  dass  er  ein  alter Maim  sei,  
 und  dass  ich  ihm  die  Jahre  nicht  wieder  von  den  Schultern  nehmen  
 könnte. 
 Durch  Verabfolgung  einiger  einfachen Mittel  war  mein  Patient  zufrieden  
 gestellt  worden  und  gab  mir  endlich  Erlaubniss  zur  Rückkehr,  
 die wir,  indem  der Führer wohl jetzt  sein  Müthchen  glaubte  hinlänglich  
 an mir  gekühlt zu haben,  auf einem  bequemen Wege in  verhältnissmässig 
 kurzer Zeit beendeten. 
 Einige Tage  brachte  ich  noch  in  Khanije  zu,  die hauptsächlich  zu  
 Ausflügen  in  die  Umgegend  verwandt  wurden,  in  der Hoffnung,  auf den  
 alten,  im  Bawanketsilande  zahlreichen  Schlachtfeldern  Schädel  aufzufinden, 
   ohne  dass  ich  jedoch  irgend  welche  Spuren  von  Gebeinen  fand.  
 Offenbar halten  sich  die Knochen,  wo  sie  dem  Regen und  der Sonne  stark  
 ausgesetzt  sind,  nur  eine verhältnissmässig geringe Anzahl von  Jahren  in  
 kenntlichem  Zustande.  Die fraglichen Orte  in  der Nähe von Khanije  sind  
 Schluchten,  welche  zeitweise  stark  unter  Wasser  gesetzt  sind,  und  die  
 Ueberreste  können  daher weggespült sein. 
 Der  Aberglaube  und  ein  instinctiver  Widerwille  der  Eingeborenen  
 gegen  dergleichen Dinge  trägt  ebenfalls viel  zu  ihrer  Zerstörung bei,  in  
 dem  die Bechuanen meinen,  dass  Jemand  durch  den Besitz  eines  Schädels  
 im  Stande ist,  dem  ganzen  betreffenden  Stamm  aus  der Ferne Krankheit  
 und Notli  zu bereiten;  aus  diesem Aberglauben  entspringt die  in  neuerer  
 Zeit  angenommene  Sitte,  die  Todten  in  den  Hütten  selbst  unter  dem  
 Fussboden  zu begraben,  eine gewiss  sehr  schädliche Einrichtung,  zumal  
 da die Faulheit  der Leute  sie verhindert  in  eine  gehörige Tiefe  zu  gehen.  
 In  der  Nähe  eines  Dorfes  im  Bakuenagebiete  (spr.  Bakuäna)  fand  ich  
 einst  einen  Schädel  herumliegen,  den  die Hunde  aus  dem  seichten Grabe  
 gezerrt  haben  mussten,  und  der  von  denselben  herumgeschleift  wuide,  
 ohne  dass  Jemand  sich  darum  bekümmerte.  Findet  ein Mochuane  einen  
 Schädel  im  Felde,  so  nimmt  er  sich meistens  die Mühe,  denselben durch  
 einen  Steinwurf oder mit dem Kiri  (der Wurfkeule)  zu  zertrümmern,  um  
 zu verhindern,  dass  er  einem Zauberer  in  unversehrtem  Zustande  in  die  
 Hände  falle,  und  es  gehen  so  die meisten  Exemplare zu Grunde.  Indessen